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# taz.de -- Neuer Großkredit für Lukaschenko: Männerfreundschaft auf der Yac…
> Mit einer weiteren hohen Kredittranche greift Russlands Präsident Putin
> dem belarussischen Machthaber Lukaschenko unter die Arme.
Bild: Romantik und Millionenkredit: Alexander Lukaschenko und Wladimir Putin au…
Kiew taz | Ein Hauch von Romantik schien die Yacht zu umgeben, die sich von
Delphinen begleitet ihren Weg durch das Schwarze Meer bahnte. Und auf der
Yacht plaudern ein sichtlich gut gelaunter Alexander Lukaschenko und sein
Gastgeber, Russlands Präsident Wladimir Putin. Deutlich machen sollten
diese Bilder vor allem eins: Zwischen die beiden Herrscher passt kein Blatt
Papier.
Die Reise am Wochenende war Lukaschenkos dritter Besuch bei Putin in diesem
Jahr. Kurz nach dem über fünfstündigen Gespräch am Freitag Abend war
bekannt geworden, dass der belarussische Diktator auch die zweite Tranche
von 500 Millionen Dollar eines im September versprochenen
1,5-Milliarden-Dollar-Kredits bekommt. Von Alexander Lukaschenko sei ein
Wunsch auf Erhöhung der Wirtschaftshilfe von Russland nicht geäußert
worden, zitiert die Nachrichtenagentur TASS Putins Sprecher Dmitrij Peskow.
Wann die dritte Tranche nach Belarus fließt, wollte Putin-Sprecher Peskow
nicht mitteilen.
Doch in Riesenschritten geht die Bildung eines gemeinsamen Staates von
Russland und Belarus nicht vonstatten.
Auch der Übergang zu einer gemeinsamen Währung der beiden Länder sei nicht
besprochen worden, so Peskow. Im Zentrum der Gespräche hätten vielmehr
Fragen des Handels, der Wirtschaft, der Bekämpfung der Pandemie und einem
weiteren Vorankommen bei der Bildung eines gemeinsamen Unionsstaates
gestanden.
## Ausbau der Flüge
Sehr spät kommt Peskow auf die [1][Entführung] der Ryanair-Maschine zu
sprechen. Putins Auffassung nach, so Peskow, würden die „voreiligen
Schlüsse einiger europäischer Länder zum Vorfall mit dem Ryanair-Flugzeug
ausschließlich auf Emotionen und nicht auf dem Versuch, die tatsächlichen
Umstände zu klären, beruhen“. Dabei erfordere die Situation „eine
durchdachte und konstruktive Bewertung“.
Putin habe sich auch für das Schicksal der in Belarus inhaftierten Freundin
von [2][Roman Protasewitsch], Sofia Sapega, einer russischen
Staatsbürgerin, interessiert. „Das Schicksal der jungen Frau ist uns nicht
egal“ so Peskow. Außerdem, so berichtet die staatliche belarussische
Nachrichtenagentur [3][belta.by], habe man über eine Ausweitung der Flüge
der belarussischen Fluggesellschaft Belavia in russische Städte gesprochen.
Wenig begeistert kommentiert der Journalist [4][Alexander Klaskowskij] im
belarussischen Portal naviny.online die Ergebnisse des Gipfeltreffens. Im
wesentlichen sei doch nur vereinbart worden, was schon zu einem früheren
Zeitpunkt ausgehandelt worden war, so Klaskowskij. Er sei verwundert
darüber, dass Lukaschenko keine Erhöhung der Wirtschaftshilfe angefragt
haben solle. Schließlich brauche er gerade jetzt nichts mehr als Geld, um
die Kredite aus dem Ausland zu bedienen.
Verwundert ist auch die russische gazeta.ru über einen anderen Umstand.
Obwohl sich die Staatschefs auf einen Ausbau der Flüge der belarussischen
Fluggesellschaft „Belavia“ nach Russland geeinigt hätten, habe am
Samstagabend der Chef dieser Fluggesellschaft, Igor Tscherginez, verlauten
lassen, dass man Flüge auf die Halbinsel Krim nicht plane. Vor der Annexion
der Krim hatte Belavia indes die Krim angeflogen.
## Unabhängige JournalistInnen weiterhin in Haft
Unterdessen, so berichtet die russische Nachrichtenagentur Interfax, hat
die Generalstaatsanwaltschaft der „Volksrepublik“ Lugansk Anklage gegen den
von Belarus entführten Journalisten Roman Protasewitsch erhoben. Dieser sei
im Sommer 2014 dem „Asow“-Bataillon beigetreten und habe als
stellvertretender Kommandeur einer Einheit im Donbass gekämpft.
Oleksij Kusmenko vom Recherchenetzwerk Bellingcat kommt hingegen nach
Prüfung der Vorwürfe gegen Protasewitsch zum Schluss, dass es keine Beweise
für die Behauptung gebe, Protasewitsch habe in den Reihen von „Asow“ in der
Ukraine gekämpft.
Immer noch sind 15 Journalisten, Redakteure und freie MitarbeiterInnen der
unabhängigen belarussischen Nachrichtenagentur tut.by in Haft. Da die
Untersuchungshaft nun schon mehr als zehn Tage andauere, so die
belarussische Nachrichtenagentur belapan.by, ist zu befürchten, dass sie
wohl mindestens zwei Monate in Untersuchungshaft verbringen müssen. Da sich
die Anwälte öffentlich nicht zu dem Verfahren äußern dürfen, sei es schwer,
die genauen Vorwürfe zu erfahren, so tut.by auf seinem [5][Telegram-Kanal].
30 May 2021
## LINKS
[1] /Belarus-nach-der-Flugzeugentfuehrung/!5775359
[2] /Festgenommener-Blogger-in-Belarus/!5774183
[3] https://www.belta.by/president/view/lukashenko-i-putin-dogovorilis-naschet-…
[4] https://naviny.online/article/20210530/1622349735-lukashenko-v-more-problem…
[5] https://t.me/tutby_official
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Belarus
Wladimir Putin
Krim
Alexander Lukaschenko
Belarus
Schwerpunkt Krisenherd Belarus
Belarus
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