# taz.de -- Wahlen in Madrid: Soziale Katastrophe in Spanien | |
> Isabel Díaz Ayuso stellt sich gegen Einschränkungen wegen der Pandemie. | |
> Damit nimmt sie hohe Fallzahlen in Kauf und gewinnt an Popularität. | |
Bild: Isabel Diaz Ayuso bei der Stimmabgabe in einem Wahllokal in Madrid | |
Werden wir aus der Covid-19-Krise als bessere, solidarischere Gesellschaft | |
hervorgehen, lautete eines der beliebten Themen zu Beginn der Pandemie vor | |
mehr als einem Jahr, nicht nur in Spanien. Die Menschen klatschten Beifall | |
für das völlig überlastete Gesundheitspersonal, verlangten bessere | |
Finanzierung für den öffentlichen Dienst. So mancher kümmerte sich um seine | |
älteren Nachbarn, die besser nicht vor die Haustür gingen. | |
[1][Lebensmittelspenden] wurden gesammelt. | |
Alles deutete darauf hin, dass die Gesellschaft tatsächlich reagierte, sich | |
organisierte und ihr freundlichstes, solidarisches Gesicht zeigte. | |
Zumindest in Madrid ist seit den Wahlen am Dienstag klar, dass dies nicht | |
von Dauer war. Der deutliche [2][Sieg der konservativen Isabel Díaz Ayuso] | |
ist mehr als ein politischer Erdrutsch, er ist eine soziale Katastrophe. Es | |
gewann „das Bierchen nach Feierabend“ über die damit in Kauf genommene | |
hohen Ansteckungsraten. | |
Es gewann: Warum sollen junge und gesunde Menschen nicht nachts ausgehen | |
dürfen?“ über überfüllte Intensivstationen. Es gewann das, was Ayuso als | |
„Leben auf Madrider Art“ beschreibt, über die Toten in Krankenhäusern und | |
Altersheimen. Zusammengefasst: Es gewann Ayusos „Freiheit“ über | |
Eigenverantwortung und Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Anderen, dem | |
Schwächeren. Die Wahlen in Madrid zeigen: Nicht die Negationisten sind die | |
große Gefahr. | |
Die Gefahr droht vielmehr von denen, die eine Verrohung der Gesellschaft | |
vorantreiben, weil sie ihnen gelegen kommt. Viele der Covid-19-Opfer wären | |
nicht notwendig gewesen, hätten die Konservativen in 26 Jahren an der Macht | |
[3][das Gesundheitssystem in der reichsten Region Spaniens nicht so | |
kaputtgespart] und privatisiert wie sonst nirgends im Lande. Ayuso verstand | |
es geschickt, dies mit ihrem Ruf nach „Freiheit“ zu überdecken. | |
Doch „Freiheit“ ist nicht einfach, zu tun und zu lassen, was man will, egal | |
mit welchen Folgen. „Freiheit“ in Gesellschaft und in Demokratie ist – | |
erinnern wir uns an die alten Franzosen – ohne Gleichheit und | |
Brüderlichkeit nicht denkbar. | |
5 May 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.costanachrichten.com/spanien/spanien-coronavirus-armut-hilfswer… | |
[2] /Wahlen-in-Spanien/!5770252 | |
[3] /Corona-Krise-in-Spanien/!5668979 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
## TAGS | |
Madrid | |
Spanien | |
Lockdown | |
Konservative | |
Lesestück Recherche und Reportage | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Spanien | |
Spanien | |
Spanien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Verwaltungschaos in Spanien: Zona Cero – Ground Zero | |
Bei Madrid sackt die Erde durch einen unverantwortlichen U-Bahn-Bau ab. Nun | |
begehren gefährdete und empörte Menschen auf gegen die Regionalverwaltung. | |
Inzidenz in Spanien steigt stark: Durchschnittsalter 28 | |
Die Covid-Erkrankungen in Spanien machen fast die Hälfte aller Fälle in der | |
EU aus. Das erst vor Kurzem eröffnete Nachtleben schließt nun dort wieder. | |
Wahlen in Spanien: Madrid wählt rechts | |
Die rechte Partido Popular legt bei den Regionalwahlen in Madrid zu. Sie | |
konnte sich mit dem Slogan „Freiheit“ in der Coronpandemie durchsetzen. | |
Wahl in Spaniens Hauptstadtregion: Welche Freiheit wählt Madrid? | |
Die rechte Regionalchefin dürfte kräftig Stimmen einfahren. Ihr Slogan | |
„Freiheit“ steht für geöffnete Bars – dabei ist Madrid ein Corona-Hotsp… | |
Linke Kandidatin in Spaniens Hauptstadt: Eine Feministin für Madrid | |
Mónica García gilt als wichtigste Stimme der Opposition in Madrid. Nun | |
tritt die Anästhesistin bei den Regionalwahlen in der spanischen Hauptstadt | |
an. |