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# taz.de -- Berlin bleibt beim Wechselunterricht: Nicht optimal, aber sinnvoll
> Alles öffnet, nur die Berliner Schulen bleiben im Wechselunterricht:
> Warum das keine gute, aber vielleicht trotzdem gerade die beste Idee ist.
Bild: Halb leer: eine Schulklasse im Wechselunterricht
Alles macht jetzt so langsam wieder auf, man kann wieder schwimmen und ins
Kino gehen, draußen Milchkaffee trinken und von der nächtlichen
Ausgangssperre befreit mit einem Bier um die Häuser laufen – nur die
Schulen, die bleiben noch bis nach den Sommerferien zu. Das ist es, was,
ein wenig verknappt, von den Öffnungsschritten hängen blieb, die der Senat
am Dienstag für Berlin beschlossen hatte. So verkürzt – und so falsch.
Tatsächlich ist es ja nicht so, dass die Schulen geschlossen wären. Seit
dem Ende der Osterferien sind alle Jahrgangsstufen in Berlin im
Wechselunterricht – zugegeben, das ist noch nicht wieder der reguläre
Schulalltag mit fünf oder sechs Unterrichtsstunden täglich. Und es ist
weniger, als sich derzeit andere Bundesländer, etwa das Nachbarland
Brandenburg, trauen, den Eltern und SchülerInnen zu versprechen: Dort
sollen die Schulen ab Juni, also noch vor den Sommerferien, wieder komplett
für den Präsenzunterricht öffnen. Vorausgesetzt natürlich, die
Infektionslage entwickelt sich weiter so positiv – sinkende Inzidenz,
steigende Impfquote – wie bisher.
In Berlin entwickelt sich die Infektionslage ebenfalls vergleichbar
positiv, die Inzidenz bewegt sich inzwischen auf einen Wert von unter 50
zu. Trotzdem ist eine Sache, in diesem Fall eben die rasche Öffnung der
Schulen, nicht unbedingt richtig, nur weil es alle anderen jetzt auch
machen.
Es stimmt natürlich, dass es viele Eltern gibt, für die jeder weitere Tag
Doppelbelastung aus Homeoffice und Homeschooling nur noch schwer
auszuhalten ist. Und die wiederholte Warnung von Kinder- und Jugendärzten
vor negativen Langzeitfolgen durch Schulschließungen gerade auch für
Kinder, deren Eltern sich weniger ums Homeschooling kümmern (können) mag
wohl niemand ernsthaft anzweifeln.
Aber wenn man mit Schulleitungen und Lehrkräften spricht, hört man eben
auch immer wieder dieses: Der Wechselunterricht hat sich gut eingespielt.
Wir erreichen die Kinder. Oft klappt das Lernen sogar besser als zuvor,
weil die Gruppen viel kleiner sind. Die, die wir nicht erreichen, holen wir
sowieso schon von Anfang der Pandemie an in Kleingruppen in die Schule und
betreuen sie extra.
Ein Stimmungsbild, das sicher keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Nun sind aber Schulöffnungen nicht vergleichbar mit der Öffnung von
Biergärten und Kinos: Letztere geht mit tagesaktuellem Schnelltest oder
Impfnachweis. In der Schule wird aber nur zweimal die Woche getestet, im
Präsenzbetrieb mit vollen Klassen sind Abstände nicht einzuhalten, und
Impfungen für Jugendliche ab 12 Jahren kommen frühestens im Sommer – falls
bei der Zulassung des Biontech-Wirkstoffes alles glatt läuft. Viele
Lehrkräfte, gerade an weiterführenden Schulen, sind ebenfalls noch nicht
geimpft, weil sie als Prioritätsgruppe 3 erst seit Anfang Mai
impfberechtigt sind.
Insofern ist der Wechselunterricht bis zu den Sommerferien das Maß an
Schulöffnung, das vielleicht nicht optimal, aber sinnvoll ist.
22 May 2021
## AUTOREN
Anna Klöpper
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