| # taz.de -- Berlins Linke bereitet Wahlkampf vor: Hauptgegner ist die CDU | |
| > Kurz nach dem Mietendeckel-Aus beschließt die Linke ihr Wahlprogramm. | |
| > Parteichefin Schubert ist strikt gegen einen Sparkurs und strikt gegen | |
| > die CDU. | |
| Bild: Mit drei R in den Wahlkampf: Spitzenkandidat Lederer und Linkenchefin Sch… | |
| Berlin taz | Der Wahlkampf ums Berliner Abgeordnetenhaus wird sich kaum vom | |
| Bundestagswahlkampf trennen lassen, da ist sich Berlins Linkspartei sicher. | |
| Die Partei findet das auch gut: Beide Wahltermine sind am 26. September, | |
| und nach dem [1][Ende des Mietendeckels] vergangene Woche geht Berlins | |
| Linkenschefin Katina Schubert davon aus, dass das Thema „Mieten eine | |
| zentrale Rolle im Wahlkampf spielen wird – in Berlin wie im Bund“, wie sie | |
| am Mittwoch vor Journalisten sagte. | |
| Denn um eine echte Politik für Mieter*innen umzusetzen, brauche es nun | |
| [2][eine andere Regierungskonstellation] im Bund: Schubert denkt dabei | |
| offenbar an eine Koalition aus SPD, Grüne und Linken, auch wenn sie das | |
| nicht explizit erwähnt. Umso schärfer grenzt sie sich von der CDU ab; diese | |
| sei der Hauptgegner: „Ein solcher korrupter Haufen hat nichts Gutes für die | |
| Stadt beizutragen“, erklärte sie. Sie wolle, dass die Union im Bund aus der | |
| Regierung fliege und in Berlin nicht in die Nähe einer | |
| Regierungsbeteiligung komme. | |
| Wie das klappen kann, das berät die Linke von Freitag an auf ihrem | |
| zweiteiligen Parteitag. Freitag und Samstag soll das Wahlprogramm | |
| beschlossen, ab Samstagnachmittag und am Sonntag dann die Parteiliste | |
| gewählt werden. Das Treffen wird live stattfinden, im Großhotel Estrel, | |
| unter strengen Pandemiebedinungen, wie Parteigeschäftsführer Sebastian Koch | |
| sagte. Jede Teilnehmer*in werde täglich vor Beginn getestet, es gelte | |
| eine Maskenpflicht auch am Platz, das Essen werde kostenlos verteilt, um | |
| schnelle Abläufe zu garantieren. | |
| Was die Listen fürs Abgeordnetenhaus angeht, sind kaum Überraschungen zu | |
| erwarten. Relevante Kampfkandidaturen gebe es – soweit bisher absehbar – | |
| erst ab Platz 22, berichtete Schubert. Auf dem ersten Platz tritt | |
| [3][Spitzenkandidat und Kultursenator Klaus Lederer] an, es folgen | |
| Sozialsenatorin Elke Breitenbach und Parteichefin Schubert. 2016 gelang 23 | |
| Kandidat*innen über die Liste der Sprung ins Parlament; die Fraktion | |
| ist dank mehrerer Direktmandate 27-köpfig. In Umfragen liegt die Partei | |
| derzeit mit 15 bis 16 Prozent hinter CDU, Grünen und SPD an Platz vier. | |
| Die Linke setzt wie die Grünen auf eine Fortsetzung der bisherigen | |
| Koalition in Berlin, ebenfalls wie die Grünen hofft sie aber auf eine | |
| andere Machtverteilung. Klaus Lederer soll ins Rote Rathaus einziehen und | |
| es „richtig rot“ färben, so der Parteisprech. Dafür will die Linke im | |
| Wahlkampf vor allem auf zwei große Themen setzen, wie Schubert erläutete: | |
| Die Resilienz, also Widerständigkeit gegen Krisen, konkret gegen die | |
| Coronapandemie und die Klimakrise. | |
| Dafür müsse der öffentliche Sektor – etwa die Verwaltung, die | |
| Gesundheitsversorgung und der öffentliche Nahverkehr – stark gemacht | |
| werden. Schubert erteilte deswegen auch einen Sparkurs in Folge der | |
| Pandemie eine Absage und forderte ein Ende der Schuldenbremse, das der Bund | |
| beschließen müsste, um genug Geld für nötige Investitionen zu haben. | |
| Das andere Thema: die Wohnungspolitik. Nach dem Mietendeckel-Aus – laut dem | |
| Bundesverfassungsgericht war Berlin als Land [4][dafür gar nicht zuständig] | |
| – müsse nun eben vom Bund ein ähnliches Gesetz kommen, so Schubert, oder | |
| diese müsse den Ländern explizit erlauben, ein solches zu erlassen. Im | |
| Wahlkampf werde es deswegen auch darum gehen, landes- und bundespolitische | |
| Forderungen überein zu bekommen. | |
| ## Schubert verteidigt den Deckelungsversuch | |
| Schubert verteidigte den Deckel erneut. Man habe „hohe juristische | |
| Expertise eingeholt“, auch was die Zuständigkeit für die Gesetzgebung | |
| angehe, und das Gesetz nach „besten Wissen und Gewissen“ verabschiedet. Der | |
| Wille, diesen juristisch neuen Weg einzuschlagen, werde auch nach dem | |
| KO-Schlag aus Karlsruhe anerkannt. „Viele Mieter sind extrem wütend über | |
| das Urteil und sagen: ‚Jetzt erst recht‘“, berichtete Schubert von | |
| Reaktionen. Andere seien eher verzweifelt, weil sie wegen Corona nicht in | |
| der Lage gewesen seien, Geld für jetzt anstehenden Rückforderungen auf die | |
| Seite zu legen. | |
| Sieben Monate hatte sich die Linke für die Genese des Wahlprogramms und den | |
| Dialog mit Mitgliedern und Initiativen Zeit genommen. Dennoch gab es seit | |
| dessen Veröffentlichung Mitte März rund 200 Änderungsanträge, gab sich | |
| Geschäftsführer Koch überrascht. Die meisten wurden eingearbeitet, etwa 40 | |
| stehen Freitag und Samstag zu Abstimmung. Zumeist handle es sich um | |
| Ergänzungen bei Bauen und Mieten sowie beim Thema Verkehr. | |
| Bei letzterem liegt die Linke im Streit mit beiden Koalitionspartnern: in | |
| der Frage der [5][Ausschreibung der S-Bahn-Strecken] mit den Grünen, bei | |
| der Frage eines eventuellen U-Bahnausbaus mit der SPD. Diese Debatten | |
| könnten an Schärfe zunehmen. Zwar betonte Schubert, man werde Wahlkampf für | |
| die Linke führen und nicht gegen die Grünen oder SPD. Zugleich kündigte sie | |
| an: „Wir werden uns nicht koalitionsbedingt zurückhalten.“ | |
| 21 Apr 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Mietendeckel-Gesetz-in-Berlin/!5766576 | |
| [2] /Urteil-zum-Mietendeckel/!5763145 | |
| [3] /Parteitag-der-Berliner-Linken/!5744528 | |
| [4] /Entscheid-zum-Mietendeckel/!5760636 | |
| [5] /S-Bahn-Ausschreibung-kann-beginnen/!5681374 | |
| ## AUTOREN | |
| Bert Schulz | |
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