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# taz.de -- Erste EU-Antirassismusbeauftragte: Erst Finnland, dann ganz Europa
> Die ehemalige Profibasketballerin Michaela Moua soll Rassismus in der EU
> bekämpfen. In Finnland arbeitete Moua für verschiedene NGOs.
Bild: Die finnische Exbasketballerin Michaela Moua wird die erste EU-Antirassis…
Stockholm taz | Acht Jahre war sie alt, als Michaela Moua an ihrem ersten
Schultag in Finnland dieses Wort hörte, das im Finnischen wie im Deutschen
mit „N“ beginnt und auch so ähnlich lautet. Seit ihrem dritten Lebensjahr
hatte sie bis dahin mit ihren Eltern, der finnischen Mutter und ihrem Vater
aus der Elfenbeinküste, in Sambia gelebt: „Dort verwendete niemand dieses
Wort.“ Und nun zurück in Finnland, wo sie 1976 in Helsinki geboren wurde,
riefen die anderen Kinder ihr das nach. Machten sie sich damit über sie
lustig? Wollten sie sie ärgern? Aber warum?
Moua erzählte diese ihre erste Begegnung mit dem Rassismus in Finnland vor
einigen Monaten in einem Zeitungsinterview. Und schilderte auch die
Reaktion ihrer Eltern: „Sie machten mir schon früh zwei wichtige Dinge
klar: Auch wenn du das Ziel dieses Rassismus bist, ist es nicht dein
Fehler. Und: Es gibt auf dieser Welt Leute, die meinen, dass nicht alle
Menschen gleich sind. Sie haben Unrecht.“
Es war der Sport, der ihr half, aus dem Abseits herauszukommen, in das
Teile der finnischen Gesellschaft sie stellten, weil sie eine andere
Hautfarbe und krauses Haar hat. Mit 11 Jahren begleitete sie ihren Bruder
zum Basketballtraining, versuchte es selbst und ihr Talent wurde schnell
entdeckt. Erst im Basketballklub im heimischen Vantaa, dann debütierte sie
mit 16 Jahren in Finnlands Nationalmannschaft, für die sie 124 Spiele
absolvierte.
Über ein Sportstipendium kam sie nach dem Abitur 20-jährig in die USA. Dort
spielte sie nicht nur als erste ausländische Basketballerin überhaupt für
den Collegeklub der Ohio State University: „Mixu“ – so ihr Spitzname –
wurde auch Topscorerin und Kapitänin der Mannschaft. Es folgten Profiklubs
in Frankreich, der Schweiz, Kroatien, Italien und 2009 die Rückkehr nach
Finnland. Verletzungen setzten ihrer sportlichen Karriere ein Ende.
## Hasskampagne wegen eines Rassismusrapports
„Eine Zeit der Leere folgte“, erinnert sie sich: „Bis ich eine neue
Identität im Kampf für Menschenrechte und gegen Rassismus fand.“ Zunächst
gelang ihr dies mit dem Engagement für verschiedene NGOs, danach mit der
Antidiskriminierungsarbeit beim Amt des Gleichberechtigungs-Ombudsmanns im
Justizministerium in Helsinki.
Ein 2020 veröffentlichter Rapport über Rassismus in Finnland, an dem sie
federführend beteiligt war und der aufzeigte, dass Rassismus hier an der
Tagesordnung ist und [1][rassistische Strukturen] stärker verwurzelt sind,
als in vielen anderen europäischen Ländern, erregte großes Aufsehen – und
trug Moua eine Hasskampagne ein.
Neben einem Studium Internationaler Beziehungen im dänischen Roskilde und
der Antidiskriminierungsarbeit bringt die 44-jährige Finnin also auch jede
Menge persönliche Erfahrungen mit für ihre künftige Aufgabe mit.
Die EU-Kommission ernannte sie am Montag zur ersten
Antirassismusbeauftragten der EU. Als solche soll sie künftig in
Zusammenarbeit mit VertreterInnen von Minderheiten, den Mitgliedsstaaten
und der Zivilgesellschaft „die politischen Maßnahmen im Bereich des
Antirassismus stärken“. Nicht nur Finnland hat es nötig.
19 May 2021
## LINKS
[1] /Finnland-entdeckt-Neonazis/!5074050
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Antirassismus
EU-Kommission
Finnland
Senat Bremen
Black Lives Matter
Finnland
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