# taz.de -- Antisemitismus und Strafrecht: Komplexe Abgrenzungen | |
> Wenn es um Israel geht, ist wenig einfach und eindeutig. Das sollte auch | |
> die Berliner Polizei bei ihren Ermittlungen berücksichtigen. | |
Bild: Kritik an der israelischen Regierungspolitik ist erlaubt, antisemitische … | |
Kritik an der [1][israelischen Regierungspolitik] ist erlaubt, | |
antisemitische Hetze ist verboten. Das ist weitgehender politischer Konsens | |
in Deutschland. Allerdings ist die Grenze oft schwer zu bestimmen. | |
Polizei und Justiz sollten sich daher auf eindeutige Fälle konzentrieren. | |
[2][Es gibt leider genug und viel zu viele.] Wer sich vor einer Synagoge | |
versammelt und „Scheißjuden“ brüllt, kann sich nicht darauf berufen, dass | |
er eigentlich die Politik von Israels Ministerpräsdent Netanjahu anprangern | |
wollte. | |
Wer aber vor der israelischen Botschaft „Kindermörder Israel“ skandiert, | |
ist Teil des politischen Diskurses zur Gewalteskalation in Nahost. Die | |
Meinungsfreiheit schützt auch widerwärtige, extrem einseitige, dumme und | |
polemische Äußerungen. | |
Dass die Abgrenzung rechtspolitisch und in der Praxis komplex ist, zeigt | |
das Beispiel der Flaggenverbrennung, die in Deutschland erst seit einem | |
Jahr strafbar ist. Eigentlich drückt das Verbrennen einer ausländischen | |
Flagge die Kritik an diesem Staat aus, zwar zugespitzt und aggressiv, aber | |
die Flagge ist eigentlich eindeutig ein staatliches Symbol. | |
## Arabische Israelis Bürger zweiter Klasse | |
Allerdings enthält die israelische Flagge mit dem Davidstern auch ein | |
Symbol für das Judentum. Und das Verbrennen dieser Flagge kann in seiner | |
zerstörerischen Symbolik leicht auch als Verneinung des Existenzrechts | |
Israels verstanden werden. | |
Zugleich ist die Definition Israels als „jüdischer Staat“ aber auch eine | |
politische Entscheidung, die in ihrer derzeitigen Ausgestaltung arabische | |
Israelis zu Bürgern zweiter Klasse macht und deshalb auch kritisierbar sein | |
muss. Dass sich Deutschland zum Existenzrecht Israels bekennt, ist wegen | |
der übergroßen Schuld des Holocaust selbstverständlich. | |
Aber es ist auch bequem, dasselbe von Palästinensern (und ihren | |
Sympathisanten) zu verlangen, für die die Gründung und Expansion des | |
Staates Israel durchaus dramatische Folgen hatte. Wenn es um Israel geht, | |
ist wenig einfach und eindeutig. Das sollte die Berliner Polizei | |
berücksichtigen, wenn sie gegen „israelfeindliche Parolen“ vorgeht. | |
18 May 2021 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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