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# taz.de -- Positionen im Nahostkonflikt: Einfach mal schweigen
> Dauernd soll ich mich als libanesischstämmiger Muslim zum Nahostkonflikt
> positionieren. Doch meine Herkunft macht mich nicht zum Experten.
Bild: An entschiedenen Positionen zum Nahostkonflikt fehlt es nicht
Die Debatte zum Nahostkonflikt wird in sozialen Netzwerken von
uneingeschränkten Unterstützer:innen Israels und Palästinas dominiert.
Die moderaten Stimmen sind leise und gehen auf Facebook, Twitter und Co
unter. Am lautesten sind jedoch jene, die schweigen.
Als Muslim und libanesischstämmiger Deutscher erwarten viele meiner
Landsleute und Glaubensgeschwister mein Statement zum Nahostkonflikt. Wenn
ich den Aufforderungen nicht nachkomme, wird mir wahlweise der Glaube
abgesprochen, Verrat an meiner Heimat oder Feigheit vorgeworfen.
Dabei habe ich gute Gründe für mein Schweigen. Ich halte mich mit
Äußerungen zum [1][Nahostkonflikt] bewusst zurück, weil er sensibel,
komplex und emotional hoch aufgeladenen ist. Ich kenne weder die Historie
im Detail noch all die UN-Resolutionen und [2][Beschlüsse], geschweige denn
alle Überlieferungen in den heiligen Schriften, wonach die eine oder andere
Seite Anspruch auf das Heilige Land erhebt. Natürlich habe ich eine
Meinung. Aber eine Meinung ist eben kein Argument. Weder die Herkunft noch
die Religionszugehörigkeit sind für die Einschätzung des Nahostkonflikts
entscheidend. Ausschlaggebend sind das Wissen und die Erfahrung.
Es ist schon erstaunlich, wie viele sich in der Internetcommunity zu
Expert:innen im [3][Nahostkonflikt] aufspielen. Natürlich kann jede:r
seine/ihre Meinung ungefiltert im Netz veröffentlichen, aber die
Schwarmintelligenz führt nicht unbedingt nach dem Habermas’schen Ideal zum
Sieg des besten Arguments. Zuweilen wird unnötig Öl ins Feuer des ohnehin
hoch explosiven Konflikts gegossen.
Wir Muslime können nicht über die vermeintlichen Islam- oder Nahostexperten
klagen, aber uns vormachen, dass wir aufgrund unserer Herkunft oder
Religion per se qualifizierter sind, um über bestimmte Themen zu sprechen.
Wenn ich eines Tages mehr über den Nahostkonflikt weiß, werde ich mich zu
Wort melden. Solange werde ich weiter schweigen, egal was andere dazu
sagen.
17 May 2021
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## AUTOREN
Said Rezek
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