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# taz.de -- Neuer Parteichef der nordirischen DUP: Rechtsruck und Verzweiflungs…
> Die pro-britische DUP hat einen Parteichef gewählt, der die
> Evolutionstheorie ablehnt. Die Partei isoliert sich zunehmend und wurde
> von Boris Johnson fallengelassen.
Bild: Der neue DUP-Parteichef Edwin Poots vor dem Parlament von Nordirland
Sie hatten die Wahl zwischen Teufel und Beelzebub. Die Abgeordneten der
protestantisch-probritischen Democratic Unionist Party (DUP), zurzeit
noch die größte Partei Nordirlands, haben sich für den etwas verrückteren
Kandidaten entschieden und den 55-jährigen Edwin Poots zum neuen Parteichef
gewählt – mit zwei Stimmen Vorsprung vor seinem Rivalen Jeffrey Donaldson.
Es war eine Verzweiflungstat.
Der DUP laufen die Wähler davon. [1][Poots' Vorgängerin Arlene Foster
musste gehen], weil sie zu „liberal“ war. Ihr Vergehen war, sich bei der
Abstimmung über ein Verbot der Konversionstherapie für Homosexuelle der
Stimme zu enthalten, statt dagegen zu stimmen. Ob die Rechnung aufgeht, mit
Poots an der Spitze den Stimmenverlust abzuwenden, ist fraglich. Die
Stimmen, die man am rechten Rand holt, wird man bei den liberaleren
Unionisten an die moderate Alliance Party verlieren.
[2][Edwin Poots – ein Kreationist, der die Evolutionstheorie ablehnt] – und
seine Partei sind gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und Abtreibung, aber
noch mehr verachten sie das Nordirland-Protokoll des Brexit-Vertrags. Es
regelt, dass Nordirland Teil des EU-Binnenmarkts bleibt und sich an die
EU-Zollregeln halten muss. Dadurch soll eine harte Grenze in Irland
vermieden werden, aber stattdessen wurde eine Zollgrenze zwischen
Nordirland und Großbritannien errichtet.
Die DUP ist von der britischen Regierung hereingelegt worden. Sie hat in
Nordirland als einzige Partei für den Brexit geworben – in der Hoffnung,
dass sie dafür mit besonders engen Beziehungen zum Mutterland belohnt
würde. Doch Premierminister Boris Johnson hat die Unionisten zugunsten des
Brexitvertrags mit der EU fallengelassen.
Die irisch-republikanische Partei Sinn Féin wird sich trotzdem an der
nordirischen Regierung beteiligen, denn auch sie müsste bei vorgezogenen
Wahlen mit Verlusten rechnen. So wird man weiterwurschteln, bis eines Tages
eine Mehrheit für die irische Vereinigung stimmt. Dann hätte London die
Probleme mit der ungeliebten Provinz endlich auf Dublin abgewälzt.
16 May 2021
## LINKS
[1] /Regierungskrise-in-Nordirland/!5769118
[2] https://www.tagesschau.de/ausland/dup-nordirland-chef-101.html
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Nordirland
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Kolumne Die Wahrheit
IRA
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