| # taz.de -- Grüne Kanzlerkandidatin Baerbock: Partei der neuen Mitte | |
| > Es war nicht überraschend, dass Annalena Baerbock die grüne | |
| > Kanzlerkandidatin wird. Jetzt geht es darum, ob sie Merkel-Wähler für | |
| > sich gewinnen kann. | |
| Bild: Kann sie für bisherige Merkel-Wähler das Neue verkörpern? Annalena Bae… | |
| Die Frage, wer Kanzlerkandidatin der Grünen wird, war einzig und allein die | |
| Entscheidung von Annalena Baerbock. Und Annalena Baerbocks Antwort | |
| [1][lautet unüberraschenderweise: Annalena Baerbock]. Das kann man | |
| symbolpolitisch deuten und sagen: Endlich nimmt sich eine Frau, was sie | |
| kriegen kann und was ihr zusteht. | |
| Aber entscheidend ist, ob Kanzlerkandidatin Baerbock das ausbaut, was der | |
| andere Spitzenkandidat Robert Habeck und sie betreiben, seit sie 2018 den | |
| Vorsitz übernommen haben: Die Grünen als Partei der neuen Mitte | |
| durchsetzen, eine Partei von Leuten, die SUV teils hassen, teils fahren und | |
| die Gendersprache teils lebensnotwendig finden und teils doof. | |
| Eine Partei, die weder ideologisch zu fassen ist noch einem alten Lager | |
| zuzuordnen, sondern die die Bundesregierung im Blick auf die sich | |
| potenzierenden Krisen politisch handlungsfähig machen will, nicht nur mit | |
| sozialökologischer Wirtschafts-, sondern auch mit europäischer und globaler | |
| Machtpolitik. Dafür müssten sie sowohl linke Politik machen – also eine | |
| neue Art Vorsorgestaat hinkriegen -, als auch konservative Bezugsprobleme | |
| lösen, also mehrheitsfähige Reformpolitik im Konsens durchsetzen, obwohl | |
| der kulturelle und politische Modus der deutschen Gesellschaft auf „Weiter | |
| so“ konditioniert ist. | |
| Das personell und methodisch wirklich Neue an den Grünen ist ja, dass sie | |
| der politischen Führerinnen- und Führerkultur des [2][„Es kann nur einen | |
| oder eine geben“] das alternative Modell eines gleichberechtigten | |
| Frau-Mann-Duos entgegengesetzt haben, in dem Frau und Mann oder zwei | |
| Parteiflügel sich nicht nur kontrollieren oder ausbalancieren, sondern ihre | |
| Kräfte im Miteinander potenzieren und die Frage „Wer führt?“ durch „Wor… | |
| geht es uns?“ ersetzen. | |
| Die erste Frage wird also sein, ob sie dieses Frau-Mann-Modell durchhalten | |
| können, obwohl gerade die liberalkonservativen Kräfte der | |
| Mediengesellschaft alles daran setzen werden, die | |
| Hierarchie-Wiederherstellung zu behaupten. | |
| Die zweite Frage wird sein, da der Fokus nun stärker auf Annalena Baerbock | |
| gerichtet ist, ob sie für bisherige Merkel-Wähler das Neue verkörpern und | |
| verbreiten kann, was die Grünen heute sein wollen: keine „alternative“ | |
| Partei für emanzipatorische Minderheiten, sondern das neue Zentrum der | |
| bundesrepublikanischen Gesellschaft – eine proeuropäische, | |
| gesellschaftsliberale Partei der sozialökologischen | |
| Wirtschaftstransformation, die von so vielen Leuten gewählt wird, dass sie | |
| in der kommenden Bundesregierung einen Führungsanspruch stellen kann und | |
| muss. | |
| Und die dritte Frage wird sein, ob Annalena Baerbock tatsächlich bereit | |
| ist, durchs Feuer zu gehen, was sie noch nicht musste. Seit heute sind alle | |
| Kanonen der Gegner auf sie gerichtet. | |
| 19 Apr 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Kanzlerkandidatur-der-Gruenen/!5767001 | |
| [2] /Kanzlerkandidat-der-Union/!5761967 | |
| ## AUTOREN | |
| Peter Unfried | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
| Annalena Baerbock | |
| Bündnis 90/Die Grünen | |
| Schwerpunkt Angela Merkel | |
| GNS | |
| taz.gazete | |
| Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
| Lesestück Recherche und Reportage | |
| Kanzlerkandidatur | |
| Kanzlerkandidatur | |
| Kanzlerkandidatur | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kulturbegriff im Grünen-Wahlprogramm: Besseres Klima für Kultur | |
| Die Grünen machen in ihrem Programm für die Bundestagswahl Kultur zur | |
| Chefinnensache. Aber wie definiert die Partei diesen Begriff? | |
| Baerbock gegen Scholz in Potsdam: Deutschlands spannendster Wahlkreis | |
| Im Herbst geht es für Annalena Baerbock und Olaf Scholz in Potsdam um viel. | |
| Nicht nur ums Direktmandat, womöglich auch ums Kanzleramt. | |
| Baerbock wird Kanzlerkandidatin: Sie will | |
| Die Grünen präsentieren mit Annalena Baerbock ihre erste Kanzlerkandidatin | |
| – ganz ohne Hickhack. Wie aus einer Fachpolitikerin ein Politstar wurde. | |
| Kanzlerkandidatur der Grünen: Baerbock macht es | |
| Annalena Baerbock wird Grüne-Kanzlerkandidatin. In ihrer Rede betont sie, | |
| wie wichtig Klimaschutz sei, und zeichnet die Grünen als Kraft für | |
| Veränderung. | |
| Feminismus bei grüner K-Frage: Grüne, nehmt Habeck! | |
| Muss man aus feministischer Sicht zwangsläufig für Annalena Baerbock als | |
| grüne Kanzlerkandidatin sein? Drei Gründe, warum das nicht der Fall ist. | |
| Robert Habeck oder Annalena Baerbock: Grüne klären K-Frage am 19. April | |
| Bisher war unklar, ob Annalena Baerbock oder Robert Habeck als | |
| Kanzlerkandidat:in antritt. Jetzt steht immerhin der Termin, an dem | |
| die Entscheidung verkündet wird. |