# taz.de -- Schleswig-Holstein würdigt Kriegsende: Weiße Flaggen auf dem Land… | |
> Ein „echter“ Feiertag war nicht durchsetzbar. Aber Schleswig-Holstein | |
> begeht den Tag der deutschen Kapitulation am 8. Mai nun als Gedenktag. | |
Bild: Hatten die Befreiung herbeigesehnt: Häftlinge aus dem KZ Neuengamme hebe… | |
HAMBURG taz | Es ist eins der ambivalentesten Daten der jüngeren deutschen | |
Geschichte: der [1][8. Mai,] der an die bedingungslose Kapitulation der | |
Wehrmacht 1945 erinnert. Es war das Ende des NS-Regimes und des Zweiten | |
Weltkriegs, was auch den Verlust der ehemals deutschen „Ostgebiete“ im | |
heutigen Polen bedeutete. Da aber ein Großteil der Deutschen das NS-Regime | |
unterstützt hatte – und sei es als MitläuferIn –, wurde dieser Tag von | |
Vielen nicht als [2][Befreiung,] sondern als Demütigung empfunden. | |
„Dass es [3][KZ-Gefangene,] Verfolgte, ZwangsarbeiterInnen gab, die das | |
Kriegsende herbeigesehnt hatten, blendete man aus“, sagt Harald Schmid von | |
der Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in | |
Schleswig-Holstein e. V. Er hat 2020 eine [4][Online- und Landtagspetition] | |
mitinitiiert, in deren Folge Schleswig-Holstein den 8. Mai in diesem Jahr | |
erstmals als Gedenktag begeht. | |
Es sei „befremdlich und unverständlich“, so die Petition, „dass das | |
demokratische Deutschland es bis heute mehrheitlich vermieden hat, den 8. | |
Mai offiziell zu einem seiner wichtigsten politischen Gedenktage zu | |
erheben.“ Erst diese Zäsur habe eine friedliche, demokratische, | |
rechtsstaatliche Entwicklung ermöglicht. | |
Eröffnet hatte die Debatte der damalige Bundespräsident Richard von | |
Weizsäcker (CDU), der den 8. Mai im Jahr 1985 erstmals „Tag der Befreiung“ | |
nannte, bis dato ein Tabu in konservativen kreisen. Den Tag zu feiern fiel | |
auch deshalb schwer, weil man sich von der DDR abgrenzen wollte, wo der 8. | |
Mai von 1950 bis 1967 Feiertag war. In Frankreich, Tschechien, der | |
Slowakei, Russland und weiteren Staaten der einstigen Sowjetunion ist | |
dieser „Tag des Sieges“ ohnehin arbeitsfrei. | |
## Debatte erst nach der Wende | |
Erst nach der Wende kam in Deutschland wieder Bewegung in die Debatte: | |
Mecklenburg-Vorpommern machte den 8. Mai schon im Jahr 2002 zum Gedenk-, | |
nicht aber zum arbeitsfreien Feiertag, Brandenburg und Thüringen folgten | |
2015, Bremen 2020. Hamburgs Bürgerschaft diskutierte 2018, ob der | |
Frauentag, der 8. Mai oder der Reformationstag Feiertag werden solle. Dabei | |
hatten sich die MinisterpräsidentInnen der vier norddeutschen Bundesländer | |
längst auf den Reformationstag geeinigt, erinnert sich Norbert Hackbusch | |
von der Linksfraktion. | |
Da ein Feiertag – das weit stärkere Symbol – also nicht durchsetzbar | |
schien, forderte der schleswig-holsteinische „Initiativkreis“ 2020 | |
lediglich einen Gedenktag. Der Landtag stimmte zu – und wird ihn mit weißen | |
Flaggen der Künstlerin [5][Ute Jürß] auf dem Landeshaus begehen. | |
8 May 2021 | |
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[4] https://gedenkstaetten-sh.de/kriegsende-und-befreiung-erinnern---8-mai-2021… | |
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## AUTOREN | |
Petra Schellen | |
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