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# taz.de -- Streit um Hamburger Lohmühlenpark: Zwei Meter grüne Lunge zu verk…
> Der Lohmühlenpark in St. Georg soll an seiner schmalsten Stelle teilweise
> an einen Investor verkauft werden. Die Anwohner*innen wehren sich.
Bild: Da wären noch Einwände möglich gewesen: Der Hamburger Steindamm, hier …
Hamburg taz | „Hände weg vom Park“: Unter diesem Motto werden an diesem
Freitag Bürger*innen im Lohmühlenpark zwischen der Brennerstraße und dem
Steindamm eine Kundgebung abhalten. Auf den ersten Blick geht es um einen
gerade mal zwei Meter breiten Grünstreifen des Parks, der privatisiert
werden soll – doch Anwohner*innen fürchten um die „Grüne Lunge St.
Georgs“.
Der Stadtteil St. Georg ist stark bebaut: Straßen, Häuser, Schulen,
Bürobauten, Bahnschienen. Doch ein schmaler grüner Streifen durchzieht das
Viertel. Das ist der Lohmühlenpark, der von der Haltestelle Berliner Tor
nördlich in Richtung Alster führt. Für Einwohner*innen ist er ein Ort
der Ruhe und des Ausspannens mit Spiel- und Sportmöglichkeiten.
Eine Fläche an der schmalsten Stelle dieser grünen Lunge auf der Höhe der
Brennerstraße 90 soll in Privatgelände umgewandelt werden, als Vorgarten
für einen geplanten Neubau. Der Einwohnerverein St. Georg wehrt sich:
„Nicht nur, dass ein Teil des öffentlichen Geländes ohne jegliche Not
privatisiert werden soll und damit dem Investor eine Verzigfachung seiner
Rendite garantiert wird“, infolge würden die höheren Bauten einen Teil des
Parks überschatten. „Das nehmen wir nicht hin“, so der Verein.
Insgesamt erstreckt sich das Bauverfahren „St. Georg 43 – Nördlich
Steindamm“ auf 3,07 Hektar. Es ist eingerahmt von Lohmühlenstraße,
Steindamm und Brennerstraße und ragt südwestlich über die Danziger Straße
hinaus. Auf dem Steindamm sollen weitere Einkaufsmöglichkeiten entstehen.
An der Danziger Straße ist ein Hotel geplant. „Geplant sind aber auch 50
Wohneinheiten für Studierende sowie eine Alten-WG“, sagt Michael Mathe vom
Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung.
Michael Joho vom Einwohnerverein St. Georg kritisiert diesen Schwerpunkt:
„Dringender bräuchten wir Sozialwohnungen, die für alle mit niedrigem
Gehalt zugänglich sind“, sagt er. Das Bauprojekt bietet Potenzial für 200
Wohnungen. Ob diese aber auch gebaut werden, liegt allerdings in der Hand
der Eigentümer*innen.
Der Lohmühlenpark wird bisher durch die Brennerstraße durchkreuzt. Diese
soll künftig in einer Sackgasse enden und im Park begrünt werden. Die
gewonnene Fläche wird größer sein als der privatisierte Grünstreifen. „Es
ist wirklich nicht in unserem Sinne, den Lohmühlenpark zu zerstören“, so
Mathe. Im Gegenteil: „Es sollen Baufehler der letzten Jahrzehnte wieder
gutgemacht werden. Im Ergebnis wird es später besser aussehen.“
Joho wendet ein, dass die Begrünung der Brennerstraße ohnehin im Gespräch
gewesen sei im Zuge des von der Hamburger Umweltbehörde in Auftrag
gegebenen Alster-Bille-Elbe Grünzugs. „Das hat mit dem Investor gar nichts
zu tun. Was gibt er dafür, dass er mitten in der Innenstadt öffentliche
Flächen privat nutzen darf?“
110 Quadratmeter verkauft die Stadt insgesamt, um das Bauprojekt St. Georg
43 umzusetzen. Das sei nötig, um die Baulücke in der Brennerstraße 90
schließen zu können, führt Michael Mathe aus. Für den Eingang des Hauses
werde der Grünstreifen benötigt. „Der Streifen ist zwei Meter breit“,
betont Mathe, „und soll bepflanzt werden. Optisch wird man das als zum Park
zugehörig wahrnehmen.“ Die Idee, das Gebäude entsprechend zurückzusetzen,
lehnt er ab, weil es sich optisch nicht in die Gebäude daneben einfügen und
den Innenhof beengen würde.
Der Bebauungsplan St. Georg 43 ist bereits 15 Jahre alt. Ein
Aufstellungsbeschluss sowie die öffentliche Plandiskussion, bei der
Betroffene Einwände äußern können, fanden 2006 statt. Die Umsetzung
verzögerte sich aufgrund schwieriger Verhandlungen mit den
Privateigentümer*innen, so Michael Mathe. Seit 2006 hat sich das Projekt
vergrößert und enthält neben der geplanten Grünfläche auch noch eine
Ausweitung über die Danziger Straße hinaus. Eine erneute öffentliche
Planungsdiskussion finde aber nicht statt, so entschied das Bezirksamt mit
Stimmen von SPD, CDU und FDP, gegen die Grünen und der Linken.
„Es wird plötzlich alles übers Knie gebrochen“, so Michael Joho vom
Einwohnerverein St. Georg, „der Bauplan ist für Nichtexperten auch kaum
verständlich. Dass da Grünfläche genutzt wird, erkennt man erst auf den
zweiten oder dritten Blick. Transparenz sieht anders aus.“ Vier Wochen
haben er und seine Mitstreiter*innen jetzt Zeit, gegen das Vorhaben
Widerspruch einzulegen. Die erste Woche ist fast um.
30 Apr 2021
## AUTOREN
Sarah Mahlberg
## TAGS
St. Georg
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Alkoholismus
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