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# taz.de -- Petition für Spielwiese: Das letzte freie Stück Grün
> In einem Wohngebiet in Korschenbroich am Niederrhein soll eine 2.000
> Quadratmeter große Wiese bebaut werden. Anwohner*innen sind empört.
Bild: Glück, wer sie hat: Eine Wiese zum Spielen vor der Haustür (Symbolfoto)
Berlin taz | Diese Wiese ist hier quasi der Central Park. 2.000
Quadratmeter samt Spielplatz inmitten des Wohngebiets Eickerender Feld in
Korschenbroich am Niederrhein, umgeben von Tempo-30-Straßen, Ein- und
Mehrfamilienhäusern. Seit 15 Jahren toben hier Kinder im Sandkasten,
spielen Fußball, Fangen oder Verstecken. Im Sommer werfen sie Wasserbomben,
im Herbst lassen sie Drachen steigen, im Winter bauen sie Iglus. Auch
Tageseltern, Kitas, Schulen und Sportvereine nutzen die Wiese.
„Kein Wunder, sie ist die einzige grüne Freifläche in der Umgebung“, sagt
Sabine Rubart, 50, Mutter von zwei Kindern und Anwohnerin. Die
Doppelhaushälfte, in der sie und ihre Familie seit 2008 wohnen, liegt nur
ein paar Meter von der Wiese entfernt. Schaut Rubart durch ihr
Küchenfenster, sieht sie direkt auf die große Rasenfläche. Ihre Kinder
Benjamin, 11, und Mathilda, 6, spielen fast jeden Tag dort. „Wenn das
Abendessen fertig ist, brauche ich nur über die Straße zu gehen und zu
rufen.“
Rubart erzählt, wie ihre Kinder, als sie noch klein waren, über die Wiese
krabbelten. Wie sie mit ihr auf dem Spielplatz stundenlang Sandförmchen
befüllten. Wie sie mit Wasserpistolen barfuß über die Wiese rannten,
picknickten oder auf der Bank ein Vanilleeis aßen. „Die Wiese ist ein
Paradies für die Kinder aus der Nachbarschaft“, sagt Rubart. Rund hundert
wohnten allein in den vier umliegenden Straßen, schätzt sie.
Im August jedoch wird die Wiese bebaut mit einer zweistöckigen Kita für
fünf Gruppen. Der Spielplatz soll bleiben, aber deutlich verkleinert
werden. Das Klettergerüst, erzählt Rubart, auf dem vor allem Jugendliche
chillten oder „Boden ist Lava“ spielten, wurde bereits im März abgebaut.
„Dass hier vielleicht irgendwann eine Kita entsteht, wussten wir“, sagt
sie. Im Bebauungsplan von 1995 sei die Fläche für einen Kindergarten
vorgesehen, „aber nur für einen eingeschossigen für drei Gruppen“. Über
Jahre habe sich eine Nachbarin alle vier Monate bei der Stadt erkundigt, ob
es konkrete Pläne gebe. Es gab keine, sagt Rubart. „Da anderswo in der
Gemeinde Kitas gebaut und erweitert wurden, fühlten wir uns relativ
sicher.“
## Ersatzwiese ist nur halb so groß
Der Bedarf an Kitaplätzen im Ort sei jedoch so hoch, dass nun auf die Wiese
im Eickerender Feld zurückgegriffen werden müsse, schreibt Bürgermeister
Marc Venten auf Anfrage. Andere Flächen stünden nicht zur Verfügung. Für
die Wiese werde aber Ersatz geschaffen: ein 1.000 Quadratmeter großes
Grundstück, „130 Meter Luftlinie von der jetzigen Fläche entfernt“.
Für Rubart ist dieses Grundstück keine gute Alternative. „Es ist nur halb
so groß und schlecht einsehbar, da es hinter einem Wall liegt.“ Zusammen
mit anderen Anwohner*innen hat Rubart die Stadt zu überzeugen versucht,
die Wiese nicht zu bebauen: in Stadtratssitzungen, Zoom-Konferenzen, am
Telefon, per Brief. „Das hat nichts gebracht, die Kita wird gebaut.“
Darum hat Rubart Ende März [1][eine Petition gestartet]. Seither haben fast
800 Korschenbroicher*innen unterschrieben. Sobald es 2.000 sind, will
Rubart die Unterschriften an den Bürgermeister übergeben. „Die Wiese ist
der Treffpunkt – auch für Kinder und Jugendliche aus angrenzenden
Wohngebieten.“ Darüber hinaus würde die Kita das Verkehrsaufkommen in der
Siedlung „stark erhöhen“, sagt Rubart. „Auf der Straße Rollschuh fahren
oder mit Kreide malen wäre dann unmöglich.“
19 Apr 2021
## LINKS
[1] https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-die-spielwiese-im-eicker…
## AUTOREN
Rieke Wiemann
## TAGS
Kinder
Grünflächen
Spielplatz
Jugendliche
Bebauung
Petition der Woche
Fremd und befremdlich
Schwerpunkt Klimawandel
Schule und Corona
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