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# taz.de -- Barbara Hans verlässt den „Spiegel“: Traditioneller Machtkampf
> „Spiegel“-Chefredakteurin Barbara Hans geht zum Monatsende. Ihr Abschied
> zeigt, dass die Fusion von Online und Print längst nicht abgeschlossen
> ist.
Bild: Seit Januar 2019 war Barbara Hans Teil der „Spiegel“-Chefredaktion
Nun ist es also soweit: Barbara Hans verlässt den Spiegel zum Monatsende.
[1][Die Meldung in eigener Sache] kommt gerade einmal drei Tage vor
Monatsende, ist aber trotzdem alles andere als eine Überraschung. Für viele
in der Hamburger Zentrale, die wie Barbara Hans einen digitalen Hintergrund
haben, ist sie eine Sauerei. [2][Nach ihrer Sicht wurde Hans aus der
Spiegel-Führung herausgedrängt]. Noch dazu kurz nach ihrer Rückkehr aus der
Babypause.
Der Spiegel, immer noch das alte, testosterongesteuerte Flaggschiff wie zu
Augstein-Zeiten? Ganz so leicht ist es nicht. Dass diesen Abschied „Steffen
Klusmann als Vorsitzender der Chefredaktion und Barbara Hans gemeinsam und
im besten gegenseitigen Einvernehmen entschieden“ hätten, ist natürlich die
handelsübliche Salonlüge für derlei Mitteilungen. Aber auch wenn es
vielleicht weniger um direkte Männlichkeitsallüren ging, war es ein leider
ganz traditioneller Machtkampf. Und ein klares Zeichen dafür, wer in Sachen
Familie und Führungspositionen immer noch draufzahlt.
Dass der Verlag nun „Barbara für ihr großes Engagement an der Spitze der
zusammengeführten Spiegel-Redaktion und auch für ihre ausgezeichnete Arbeit
in den vielen Jahren davor“ dankt, entbehrt nicht einiger Ironie. Natürlich
hat sie „Spiegel Online ein Gesicht gegeben und dieses Haus, wie es heute
dasteht, mitgeprägt. Das gilt insbesondere für unsere digitale
Schlagkraft“, heißt es in der Lobeshymne weiter. Und belegt damit, dass die
Integration der Spiegel.de-Besatzung in Redaktion und Umfeld des alten
Magazintankers noch längst nicht abgeschlossen ist.
Beim Spiegel muss mensch mindestens drei Generation auf der Bank hocken, um
dazuzugehören. Noch dazu, wenn im [3][Printgenom der Spiegel-Redaktion
immer noch Phantomschmerz] herrscht, weil ja plötzlich Apanagen und
Privilegien mit den Onliner*innen geteilt werden sollen.
In der gleichen Meldung blickt Barbara Hans „mit Freude und Stolz“ brav
dankend auf all das zurück. Was zum Ende einer langen Laufbahn und dem Weg
in die Pension passt. Aber die Frau ist gerade mal 40.
## „Strukturelle Probleme bleiben“
Anfang 2019 rückte sie mit der endgültigen Zusammenlegung der Redaktionen
von Online und Print gemeinsam mit Clemens Höges und Steffen Klusmann in
die Chefredaktion auf. [4][Mit Klusmann als Chef-Chef]. Der ehemalige
Financial Times Deutschland (FTD)-Chef Klusmann ist eigentlich ein
Glücksgriff für den Spiegel.
Klusmann schleppt nicht die Grabenkämpfe all derer mit, die sich auf der
Spiegel-Hierarchie nach oben kämpfen mussten. Nie zu wissen, ob es nächsten
Monat noch weitergeht, hat er bei der dauerkriselnden FTD gelernt und sie
2012 mit zu Grabe getragen. Das gibt ihm die nötige Chuzpe und
Unabhängigkeit, die es beim Spiegel braucht.
Die hat nun Hans abbekommen. Das Fell der Bärin war verteilt, als sie in
die Höhle der Macht zurückkam. Dazu soll – so die Darstellung der
Klusmann-Fraktion im Haus – der Chef mit ihren Leistungen nicht wirklich
zufrieden gewesen sein. Ihr angebotene Möglichkeiten, seitlich auszuweichen
und auf anderen Positionen im Haus weiterzumachen, hat Barbara Hans
offenbar eine Absage erteilt.
„Das Personalroulette vieler Verlage“ sei Ausdruck einer „teils erratisch…
Suche nach Lösungen, die Personen zu Problemen erklärt und in der Folge auf
der Stelle tritt. Die Akteure variieren, die strukturellen Probleme aber
bleiben.“ Dieser Satz von Hans steht natürlich nicht in der
Spiegel-Pressemittelung. Er stand in schon in der Januarausgabe des
Branchenmagazins Journalist. Und folgt dem ewig gültigen Spiegel-Motto:
„Sagen, was ist.“
27 Apr 2021
## LINKS
[1] https://www.spiegel.de/kultur/chefredakteurin-barbara-hans-verlaesst-den-sp…
[2] /Interner-Streit-beim-Spiegel/!5744801
[3] /Relaunch-beim-Spiegel/!5651273
[4] /Der-Spiegel-wechselt-Chefredaktion-aus/!5527525
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Der Spiegel
Presse
Online-Journalismus
Der Spiegel
Printmedien
Spiegel Verlag
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