# taz.de -- Berlins Hochschulen in der Coronakrise: Auf zum Protest-Seminar | |
> Im April beginnt das bereits dritte Online-Semester in Folge. Studierende | |
> und Dozent:innen fordern deshalb Konzepte für Lehre in Präsenz. | |
Bild: Leute, so ähnlich war Studieren mal vor langer Zeit: Protest-Seminar vor… | |
BERLIN taz | Ein Jahr lang hat es keine Präsenzlehre an den Hochschulen | |
gegeben. Grund genug für eine Gruppe von Studierenden, selbst aktiv zu | |
werden: Am Donnerstagnachmittag veranstalteten rund 50 von ihnen vor dem | |
Roten Rathaus ein Open-Air-Seminar. Maskiert und mit Abstand saßen die | |
Studierenden auf Stühlen und auf dem Boden beisammen. Die | |
Referent:innen sprachen über Platon, eine gerechtere Welt und ihre | |
Erfahrungen in der Online-Lehre. | |
Veranstaltet wurde das Seminar durch die Studierenden-Initiative | |
#NichtNurOnline. Die Gruppe fordert, Öffnungschancen für die Hochschulen zu | |
schaffen. Perspektiven würden in den Plänen der Bund-Länder-Konferenz für | |
die verschiedensten Branchen geboten, aber nicht für die Hochschulen. | |
[1][Mitte März hatte die Initiative die Humboldt-Universität symbolisch | |
versteigert], um auf Schwierigkeiten in der Online-Lehre hinzuweisen. | |
Für das Freiluftseminar unter dem Motto „Uni vorm Roten Rathaus“ hätte man | |
sich zugegebenermaßen auch einfachere Themen vorstellen können: Zunächst | |
referierte die Literaturwissenschaftlerin Giulia Maria Chesi über Platon | |
und das Recht auf Bildung für alle, bevor der Philologe Roberto Lo Presti | |
über Sokrates' Unsterblichkeit der Seele sprach. | |
Lo Presti betonte in seinem Vortrag, dass zur Lehre mehr gehöre [2][als nur | |
die Vermittlung von Wissen]: „Es fehlt der körperliche Aspekt des Studiums. | |
In der Uni geht es auch um emotionales Wachstum und um einen | |
transformativen Prozess.“ In der digitalen Lehre fehle es daher besonders | |
an einer zwischenmenschlichen Dimension. | |
## Dozent:innen fordern Konzept für Präzenzlehre | |
Lo Presti und Chesi, beide Dozent:innen an der Humboldt-Universität, | |
wandten sich kürzlich mit einem offenen Brief an den rot-rot-grünen | |
Berliner Senat und die Hochschulleitungen. Darin machen sie konkrete | |
Vorschläge, wie eine Rückkehr an die Hochschulen aussehen könnte: Im | |
kommenden Sommersemester, das rein digital geplant wurde, sollen | |
Lehrveranstaltungen zunächst in kleinen Gruppen ermöglicht werden – am | |
besten an der frischen Luft und unter „strengen Hygienebedingungen“, heißt | |
es in dem Schreiben. Auch die Bibliotheken sollen ihre Türen für einen | |
Lesebetrieb mit Hygienekonzept öffnen dürfen. | |
Im Winter solle dann ein Hybridsemester folgen, also eine Mischung aus | |
Online- und Präsenzveranstaltungen. Dabei helfen sollen Schnelltests für | |
Studierende und Dozent:innen sowie eine strenge Kontaktverfolgung. In | |
Person in die Uni zu kommen, soll außerdem freiwillig bleiben. Bisher haben | |
den Brief 70 Dozent:innen von diversen Berliner Hochschulen | |
unterschrieben. | |
Öffnungen der Hochschulen zu fordern, während aktuell die | |
Corona-Infektionszahlen wieder steigen, scheint vom Timing zunächst | |
unglücklich. In den Redebeiträgen wurde aber, wie auch schon bei der | |
HU-Versteigerung betont, dass es nur um vorsichtige Öffnungsschritte gehen | |
könne. | |
Bis zum nächsten Seminar in Person könnte noch einige Zeit vergehen. Maya | |
Pasdika von #NichtNurOnline freute sich daher, mal wieder mit anderen | |
Studierenden zusammen gelernt zu haben: „Nach einem Jahr digital studieren | |
ist man das Gefühl gar nicht mehr gewohnt. Nach der Veranstaltung merkt man | |
richtig, wie sehr das gefehlt hat.“ | |
26 Mar 2021 | |
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## AUTOREN | |
Oscar Fuchs | |
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