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# taz.de -- Kunst der Woche: Was Hören und Sehen bewirkt
> Noah Klink verbündet sich mit Parliament, The Fairest will den Kunstmarkt
> gerechter machen, Nik Nowak untersucht die militärische Nutzung von
> Sound.
Bild: Thyago Sainte, „Reflection on Black Canvas“, 2021, Installationsansic…
In türkischen Urlaubsregionen hängen sie in jedem Souvenirgeschäft,
tropfenförmige Amulette in Blauschattierungen. Das türkische Auge Nazar
Boncuǧu soll vor dem sogenannten bösen Blick beschützen. Böse ist der
wiederum, weil er von Neid und Eifersucht erfüllt ist.
Dass die Galerie Noah Klink auf der Einladungskarte zu der
Gruppenausstellung „[1][Eifersucht]“, organisiert gemeinsam mit der Pariser
Galerie Parliament und Margareta von Oswald, unzählige, pixelige
Nazar-Amulette zeigt, könnte man entsprechend als Schutzmaßnahme für einen
möglichst unvoreingenommenen Blick auf die Kunst deuten.
Und als kleinen Fingerzeig in Richtung Internet und der
Eifersuchtsmaschinerie sozialer Medien. Arbeiten von neun Künstler*innen
nähern sich dem titelgebenden Thema von verschiedenen Seiten an. Nile
Koettings Installation „Scene 2“ ist einem Shakespeare-Theater
nachempfunden – samt symbolträchtig verteilter Blüten. Von Yngve Holens
„Shade“ strahlt einem das türkische Auge entgegen, eingefügt in die Form
eines Flugzeugfensters.
Daneben scheinen sich Jessica Warboys Masken zum womöglich verbotenen
Tête-à-Tête zu treffen. In Paris geht die Ausstellung mit weiteren
Positionen bei Parliament weiter. Man könnte glatt neidisch werden, dass
man diesen Teil angesichts der aktuellen Situation als Berlinerin wohl
nicht zu Gesicht bekommen wird.
## Den Kunstmarkt gerechter machen
Auch [2][The Fairest] bringt eine ganze Reihe von Künstler*innen
zusammen. Die Intiative wurde kürzlich von den Kuratorinnen Eleonora Sutter
und Georgie Pope gegründet, mit dem Ziel – der Name deutet es schon an –
den Kunstmarkt gerechter zu gestalten.
Künstler*innen ohne Galerierepräsentation haben auf diesem normalerweise
kaum Möglichkeiten auf sich aufmerksam zu machen, andere arbeiten mit
Medien, die sich schwer verkaufen lassen oder in Grenzbereichen zu anderen
Disziplinen. The Fairest will diesen wie jenen eine Plattform bieten. In
ein paar Monaten soll eine Messe stattfinden, die sich auch sonst von den
bislang bekannten absetzen möchte.
The Fairest ist als kuratierte Verkaufsausstellung geplant, die sich an ein
breites Publikum wendet, ohne VIP-Empfänge oder anderes Chi-Chi. Nun wurde
als kleiner Vorgeschmack „Teaser 01“ bei Blake & Vargas eröffnet, um einen
ersten Überblick über künstlerische Positionen zu geben. Apparatus 22 sind
das zum Beispiel, Constantin Hartenstein, Nicholas Grafia, Gabriela
Guarnizo oder Marianna Simnett.
## Akustische Kriegsführung
Gleich mit zwei Ausstellungen ist [3][Nik Nowak] derzeit in Berlin präsent.
In seiner Galerie Alexander Levy zeigt Nowak sich von einer neuen Seite, zu
sehen sind erstmals keramische Objekte, die mal an Hörtrichter, Hörner oder
anatomische Bestandteile des menschlichen Ohrs erinnern.
Im Kesselhaus des Kindl machen indes ein Soundpanzer und ein
Soundkranfahrzeug in seiner Soundskulptur „Schizo Sonics“ den sogenannten
Lautsprecherkrieg an der Berliner Mauer der 1960er Jahre hörbar. Auch
Audioschnipsel aus dem akustischen Propagandakrieg in Jamaika hat Nowak
verarbeitet und bringt auf diese Weise die Geschehnisse in einen globalen
Zusammenhang.
Um den wird es auch in einem Symposium gehen, das [4][am Samstag das Kindl]
ausrichtet. Ab 12 Uhr diskutieren Gäste wie Louis Choude Sokei vom
Lehrstuhl für African American Studies der Universität Boston oder Sarah
Farina und Kerstin Meißner vom Projekt Transmission für das Hör- und
Sichtbarmachen der politischen Relevanz und Geschichte internationaler
Sound-, Club- und Rave-Kultur mit dem Künstler über akustische
Kriegsführung und weitere politische Implikationen von Sound. Informationen
und den Link zum Livestream gibt es unter [5][sounding.systems]. Am Sonntag
folgt um 20 Uhr eine ebenfalls digital übertragene Live-Performance Nowaks
aus der Installation. Die Reihe wird im April fortgesetzt.
16 Mar 2021
## LINKS
[1] https://noahklink.com/
[2] http://www.the-fairest.com
[3] https://alexanderlevy.de
[4] https://www.kindl-berlin.de/diskursprogramm
[5] https://sounding.systems/
## AUTOREN
Beate Scheder
## TAGS
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Kunstmarkt
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zeitgenössische Kunst
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