# taz.de -- Streit um Bordelleröffnung in Bremen: Von Rockern und Frauen | |
> Eine „Taskforce“ prüft in Bremen die Genehmigung eines Bordells. Die | |
> Anmelderinnen sind die Frau und die Schwester eines Hells Angels-Chefs. | |
Bild: Bremens Innensenator wäre sie gerne los: Hells Angels, hier bei einer De… | |
BREMEN taz | Eine Unterlassungsklage gegen den Innensenator. Eine linke | |
Wirtschaftssenatorin, der Parteimitglieder vorwerfen, der Ausbeutung von | |
Frauen Vorschub zu leisten. Und eine „Taskforce“, in der neben | |
Vertreter*innen von Innen- und Wirtschaftsbehörde auch | |
Mitarbeiter*innen der Bausenatorin und der Polizei sitzen. Am Freitag | |
war ihr letztes Treffen, das zweite innerhalb von zwei Wochen. Und das | |
alles wegen einer Gewerbeanmeldung. Was ist da los? | |
Nun handelt es sich bei dem Gewerbe um ein Bordell und die Anmelderinnen | |
sind Frau und Schwester von [1][Andree Pröhl]. Das ist der Delmenhorster | |
Chef der Hells Angels, eines in Bremen verbotenen „Rocker-Clubs“, dessen | |
Mitglieder mehrfach wegen Verbrechen im Bereich der organisierten | |
Kriminalität verurteilt wurden. Pröhl selbst wurde 2009 in Bremen wegen | |
Zuhälterei, schweren Menschenhandels und Ausbeutung von Prostituierten | |
verurteilt. | |
2019 hatte die zuständige Wirtschaftsbehörde bereits das „Eros 69“ in der | |
Duckwitzstraße genehmigt, betrieben von Pröhls Ehefrau. Damals wie heute | |
hatte die Behörde gesagt, sie könne die Erlaubnis nicht verweigern. Die | |
gesetzlichen Auflagen würden erfüllt. | |
Nach dem Prostituiertenschutzgesetz ist ein Bordell ein | |
genehmigungspflichtiges Gewerbe – Anträge sind in Bremen bei der Senatorin | |
für Wirtschaft und Arbeit zu stellen. Die muss die Zuverlässigkeit des | |
Anmelders sowie das Betriebskonzept prüfen, etwa ob es „mit der Wahrnehmung | |
des Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung unvereinbar ist oder der | |
Ausbeutung von Prostituierten Vorschub leistet“, so steht es auf der | |
Homepage der Wirtschaftssenatorin. | |
Das aber sei bei dem in der Bürgermeister-Smidt-Straße geplanten Bordell | |
nicht der Fall. Auch gegen die Anmelderinnen spreche nichts, hat die | |
Senatorin Kristina Vogt (Die Linke) mehrfach gesagt. Gegenwind bekommt sie | |
von Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), der die Hells Angels 2013 verboten | |
hatte und es sich zur Aufgabe macht, [2][sie und andere Rocker-Gangs aus | |
Bremen fernzuhalten.] | |
Seit Mitte Februar versucht er, über die Medien Druck auf sie auszuüben, | |
keine Genehmigung zu erteilen und die bereits erteilte für das Bordell in | |
der Duckwitzstraße zurückzuziehen. Er sagt, die Polizei habe der | |
Wirtschaftsbehörde ausreichend Beweise vorgelegt, dass die Anmelderinnen | |
nur Strohfrauen seien. Vogt verteidigte die Entscheidung ihrer Behörde und | |
sagte, die Innenbehörde hätte zu wenig Beweise vorgelegt, um die Zulassung | |
juristisch wasserdicht verwehren zu können. | |
Das Ergebnis dieses Senator*innen-Streits: Eine „Taskforce“. Was genau die | |
machen soll – außer den Koalitionsfrieden zwischen SPD und Linken zu wahren | |
– ist unklar. Mäurers Sprecherin sagte der taz am Donnerstag: „Wir glauben, | |
dass noch nicht alle Details zusammengetragen sind und hoffen auf ein | |
umfassendes Bild.“ Welche Details sie meint, sagt sie nicht. Zudem haben | |
sowohl Innensenator als auch Wirtschaftssenatorin mehrfach erklärt, sie | |
wüssten Bescheid. | |
Unterdessen haben die Antragstellerinnen vor dem Verwaltungsgericht | |
Unterlassungsklage gegen Mäurer eingereicht. Sie wollen nicht als | |
„Strohfrauen“ bezeichnet werden. „Das ist eine bodenlose Frechheit“, sa… | |
in einem buten-un-binnen-Beitrag Stephanie Pröhl, Schwester des | |
Hells-Angels-Chefs. „Es geht darum, dass Frauen nicht in der Lage sein | |
sollen, ein Unternehmen zu führen.“ | |
Mit Frauenrechten argumentieren auch Gegner*innen des Bordells. Auf der | |
Tagesordnung des Landesparteitags der Linken am 27. März stehen [3][drei | |
Anträge zum Thema]. Alle sind von Mitgliedern des Kreisverbands Links der | |
Weser eingereicht worden, alle haben denselben Inhalt: Das bereits | |
eröffnete Bordell soll geschlossen, das andere nicht genehmigt werden. | |
Ein Antrag zielt darauf ab, dass dies die Mitgliederversammlung der Linken | |
beschließt, zwei wollen die Wirtschaftssenatorin dazu zwingen, also als | |
Partei per Mehrheitsbeschluss in das Handeln einer Behörde eingreifen. Und | |
das aufgrund einer grundsätzlichen Ablehnung von Prostitution. „Diese | |
Frauen werden meist aus armen Ländern in Osteuropa und Afrika herangekarrt | |
und als ‚Frischfleisch‘ von Bordell zu Bordell verladen“, heißt es in ei… | |
Antrag. | |
Der andere greift die Wirtschaftssenatorin an. „Es kann nicht sein, dass | |
eine linke Senatorin allen anderen Bestrebungen von anderen Parteien, den | |
Beiräten, der Polizei, der öffentlichen Meinung widerspricht mit der | |
schwachen Begründung, es gäbe nicht ausreichend Indizien.“ Die | |
Antragsteller*innen glauben, es sei möglich, Betriebserlaubnisse für | |
Bordelle zu verweigern, „wenn das der kommunalpolitische und Bürgerwille“ | |
ist. | |
18 Mar 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Protest-gegen-Grossbordell-in-Bremen/!5608860 | |
[2] /Rocker-Verbot-in-Bremen/!5040353 | |
[3] https://www.dielinke-bremen.de/partei/parteitag/27-lpt-27-maerz-2021/antrae… | |
## AUTOREN | |
Eiken Bruhn | |
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