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# taz.de -- Covid-19 in Bosnien-Herzegowina: Impfausflug nach Serbien
> Mitarbeiter des bosnischen Verfassungsgerichts haben sich im Nachbarland
> impfen lassen. Währenddessen wartet die Bevölkerung vergeblich auf
> Impfstoff.
Bild: In Serbien laufen die Impfungen gegen Covid-19 auf Hochtouren, hier in de…
Sarajevo taz | Während die Impfkampagne in Bosnien-Herzegowina nur
schleppend bis gar nicht anläuft, haben sich über 80 Mitarbeiter des
Verfassungsgerichtshofes und ihre Familien am vergangenen Montag im
Nachbarland Serbien gegen Covid-19 impfen lassen. Dort ist mittlerweile ein
großer Teil der Bevölkerung [1][mit chinesischem und russischem Impfstoff
immunisiert].
Für den Vorsitzenden der Bürgerpartei Naša Stranka Predrag Kojević ist das
ein ungeheuerlicher Vorgang. Während die Behörden des Landes bisher
überhaupt nicht in der Lage seien, auf die Herausforderungen von Covid-19
zu reagieren, „haben hohe Repräsentanten des Staates sich im Ausland impfen
lassen“ und versetzten damit der Bevölkerung einen Schlag ins Gesicht.
Mitglieder des Verfassungsgerichts, das die höchste juristische Instanz
darstellt, sollten sich in dieser Krise eigentlich vorbildlich verhalten.
Die Behörden haben bisher bei der Bestellung von Impfstoff versagt, was
teilweise dem komplizierten Staatsaufbau geschuldet ist. Aber nicht nur. Im
Kanton Sarajevo hat erst mit der neuen Regierung aus
nichtnationalistischen Parteien eine Bestandsaufnahme stattgefunden.
Der bisherige Krisenrat, der von der muslimischen Nationalpartei geleitet
wurde, bestand vor allem aus Funktionären dieser Partei, jedoch nicht aus
Fachleuten. Das hindert Sebija Izetbegović, die Ehefrau des Chefs der
Partei, Baki Izetbegović, nicht daran, der neuen Kantonsregierung die
Schuld für die eigenen Versäumnisse in die Schuhe zu schieben.
## Politischer Einfluss durch Impfstoff
An Vakzinen bekommt Bosnien bisher nur Almosen. Der serbische Präsident
Aleksandar Vučić brachte Anfang des Monats eine Spende von 10.000 Dosen
AstraZeneca nach Sarajevo, Slowenien lieferte 4.800, und jetzt sollen
30.000 Dosen aus Ankara gespendet werden. Die Länder versuchen mit
Impfstoff ihren Einfluss in Bosnien auszubauen.
Aus der Europäischen Union kommen trotz aller Versprechungen bisher keine
Lieferungen, ebenso wenig über das [2][WHO-Covax-Programm]. Immerhin will
jetzt die Föderation, der größere Teilstaat, selbst mehrere Hunderttausend
Dosen organisieren.
Währenddessen hat die dritte Infektionswelle das Land und insbesondere die
Hauptstadt voll erwischt. Am Dienstag wurden in Gesamtbosnien 5.134
Personen getestet, davon waren 1.638 positiv, allein in Sarajevo fielen von
1.952 Tests 824 positiv aus. 53 Menschen sind gestorben. Nach der Statistik
der Johns-Hopkins-Universität steht Bosnien damit weltweit an neunter
Stelle.
Virologen und Kommentatoren der Zeitungen machen vor allem den Tourismus
dafür verantwortlich. Sarajevo ist mit seinen verschneiten Olympiapisten in
diesen Wintertagen Ziel vieler Skitouristen vor allem aus den
Nachbarländern Kroatien und Serbien. Viele von ihnen reisen ohne Covidtest
ein, da eine Testpflicht von der Führung des serbischen Teilstaates
verhindert wird.
Andere kritisieren auch das nachlässige Verhalten der eigenen Bevölkerung,
nachdem die Infektionszahlen bis Mitte Februar vergleichsweise niedrig
waren. Noch letzte Woche, als im Kanton Sarajevo ein strenger Lockdown
ausgerufen wurde, [3][waren Restaurants und Bars geöffnet].
17 Mar 2021
## LINKS
[1] /Covid-19-Impfungen-in-Serbien/!5746809
[2] /Ungerechte-Impfstoff-Verteilung/!5741644
[3] /Corona-Impfungen-in-Bosnien/!5750661
## AUTOREN
Erich Rathfelder
## TAGS
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