| # taz.de -- Berliner Linke stellt Programm vor: Mit drei R in den Wahlkampf | |
| > Radikal, aber realistisch: Die Linke schlägt einen Nachfolger für den | |
| > Mietendeckel vor. Ihr Spitzenkandidat kritisiert SPD und Grüne – ein | |
| > bisschen. | |
| Bild: Realistisch gesehen liegt die Linke derzeit auf Platz vier hinter Grünen… | |
| Berlin taz | Berlins Grüne haben sich ein großes Holz-“B“ gebastelt für | |
| ihren Wahlkampf, die SPD fasst ihr Wahlprogramm gleich unter fünf | |
| Stichwörten zusammen, die mit „B“ beginnen. Die Linke hingegen setzt auf | |
| das kantigere „R“: „Rot, radikal, realistisch“ ist ihr am Freitag | |
| [1][vorgestellter Entwurf für das Wahlkampfprogramm] überschrieben. | |
| Auf den folgenden 4.405 Din A4-Blatt-Zeilen folgen die Ziele der Partei für | |
| die nächste Legislatur, zu Mieten und Finanzen, Klimaschutz und Jugend, | |
| Innenpolitik, Verkehr und Queerem. Und noch viel mehr. Es ist quasi die | |
| Bibel, auf die ihr [2][Spitzenkandidat Klaus Lederer] für die nächsten | |
| sechs Monate bis zur Wahl Ende September schwören muss. | |
| Wobei das Bild ein bisschen schief ist: Lederer ist ja [3][„kein gläubiger | |
| Mensch im religiösen Sinn“], wie er er taz einst verriet, und die rote | |
| Bibel kann noch umgeschrieben werden. Erst Ende April stimmt ein Parteitag | |
| darüber ab. Und generell sei das Programm eher ein „Diskussionsangebot“ an | |
| die Berliner*innen, wie Parteichefin Katina Schubert am Freitag sagt. | |
| Klarer als die anderen Parteien sagt die Linke, wie es nach dem 26. | |
| September weiter gehen soll: mit dem gleichen Bündnis aus SPD, Grünen und | |
| Linken. Schließlich könne „Politik gestalten, das haben wir gezeigt und uns | |
| mit manchen Mächtigen angelegt“, sagt Schubert. Nur soll das Berliner | |
| Rathaus eben „richtig rot“ werden. | |
| Doch für seinen Einzug muss Spitzenkandidat Klaus Lederer noch einiges tun. | |
| Er war zwar auch schon mal in Umfragen beliebtester Politiker der Stadt; | |
| aber seine Partei liegt stabil hinter Grünen, CDU und SPD auf Platz vier. | |
| Und der Regierende Bürgermeister wird nicht direkt gewählt. | |
| Lederer steht noch vor einer anderen Herausforderung. Als einziger | |
| Spitzenkandidat ist er Teil der Regierung, kann diese also nicht mal eben | |
| locker von der Seitenlinie angehen. Schon die Entwicklung des Wahlprogramms | |
| und die gleichzeitige Arbeit im Senat sei zuletzt eine „Herausforderung“ | |
| gewesen und betont dennoch: „Der Senat stellt nicht zum 30. April seine | |
| Arbeit ein.“ Seine Hoffnung: Eine gute Leistung als Senator wird auch von | |
| den Wähler*innen belohnt. | |
| Größte Baustelle in Berlin ist laut der Linken weiterhin die Wohnraumfrage. | |
| Für die nächste Legislatur – in deren Zeit auch der Mietendeckel, sofern er | |
| Bestand vor Gericht hat, wieder auslaufen würde – schlägt sie ein | |
| Wohnraumbewirtschaftungsgesetz vor. Es soll etwa eine dauerhafte Deckelung | |
| der Mieten vorsehen und Eigenbedarfskündigungen nur noch in bestimmten | |
| Fällen möglich machen. Und für alle rund 1,5 Millionen Mietwohnungen in der | |
| Stadt gelten. | |
| ## U-Bahnausbau sei nicht finanzierbar | |
| Zentral ist für die Partei auch die Einsetzung eines | |
| Untersuchungssausschusses zur rechten Terrorserie in Neukölln, wie Schubert | |
| betont. Ein anderes Thema, das den Wahlkampf bereits jetzt dominiert, zieht | |
| sich durch die Vorstellung des Programms, ohne dass Lederer das Wort | |
| „U-Bahnausbau“ überhaupt in den Mund nimmt: Vielmehr betont er die Relevanz | |
| der Taktverdichtung, gerade in Außenbezirken, und der Verlängerung der | |
| Tram. Diese sei viel billiger und – zumindest in der Theorie – schneller | |
| umzusetzen. „Da würden wir uns schon jetzt mehr Geschwindigkeit wünschen“, | |
| kritisiert Lederer die grüne Verkehrssenatorin Regine Günther. | |
| Doch auch die SPD kriegt was ab. „Sinnvolle Lückenschlüsse“ bei | |
| U-Bahnlinien seien auch mit der Linken zu machen. Die Pläne von | |
| SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey zu einem umfassenden Ausbau der | |
| U-Bahn sei aber keine Lösung für aktuelle Verkehrsprobleme – wichtiger wäre | |
| sowieso die Sanierung bestehender Strecken – und angesichts der wegen der | |
| Coronapandemie schwierigen Haushaltslage gar nicht finanzierbar. „Es bringt | |
| nichts, wenn man den Wähler*innen diese Forderung immer wieder erzählt, | |
| sie aber bald selbst einkassieren muss.“ | |
| Der Wahlkampf, er beginnt. | |
| 12 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bert Schulz | |
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