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# taz.de -- Überfall auf offener Straße: Diplomat im Kongo getötet
> Italiens Botschafter im Kongo ist bei einem Überfall nahe der Stadt Goma
> ums Leben gekommen. Er war mit dem UN-Welternährungsprogramm unterwegs.
Bild: Bauchschuss im Kongo: Luca Attanasio
Berlin taz | Der italienische Botschafter in der Demokratischen Republik
Kongo ist bei einem Überfall im Osten des Landes getötet worden. Luca
Attanasio war am Montag vormittag mit dem UN-Welternährungsprogramm WFP
unterwegs aus der Provinzhauptstadt Goma in die 70 Kilometer entfernte
Stadt Rutshuru, als rund 20 Kilometer nördlich von Goma Bewaffnete den
Konvoi aus zwei Fahrzeugen beschossen, stoppten und versuchten, die
Autoinsassen zu entführen.
Der Fahrer und der Leibwächter des Botschafters wurden tödlich getroffen,
der Botschafter wurde mit Bauchschüssen nach Goma zurückgebracht und starb
wenig später im UN-Militärkrankenhaus.
Der Überfall ereignete sich nahe einer exponierten, als „Drei Antennen“
bekannten Stelle nahe Kibumba kurz vor der Einfahrt in den
[1][Virunga-Nationalpark], in dem bewaffnete Gruppen hausen, die gerne
Reisende überfallen, bestehlen oder auch zwecks Lösegeld entführen.
[2][Hochgerüstete Wildhüter] des Nationalparks patrouillieren zusammen mit
Kongos Armee, allerdings paktieren manche Militäreinheiten auch mit
bewaffneten Milizen. Immer wieder fallen auch Wildhüter den Milizen zum
Opfer.
Die Straße von Goma nach Rutshuru ist die Hauptverbindungsstrecke aus der
Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu Richtung Norden und wird viel befahren.
Das Fahrzeug, in dem der Botschafter saß, war lokalen Berichten zufolge
klar mit den Initialien PAM – die französische Abkürzung für
Welternährungsprogramm – gekennzeichnet. Angeblich reiste der Konvoi ohne
Militäreskorte. Wildhüter des Virunga-Parks griffen gegen den Überfall ein
und evakuierten den Botschafter.
## Seit 2017 im Kongo stationiert
Kongos Regierung sagte, sie werde alles tun, um die Täter zu
identifizieren. Zuvor hatten die Sicherheitsbehörden in Goma pikiert auf
die Mordnachricht reagiert. Die Nachrichtenseite 7sur7.cd [3][zitierte]
einen Polizeigeneral der Stadt mit dem Hinweis, der Botschafter habe weder
Polizei noch Armee über seine Fahrt informiert. „Stellen Sie sich vor, der
Botschafter reist und die Polizei weiß von nichts, ebenso die Armee nicht.
Ich hatte Zweifel, ob es der Botschafter war. Ein Botschafter fährt wo hin,
ohne dass die Sicherheitsdienste Bescheid wissen?“
Erst am 12. Februar hatte eine Delegation von Botschaftern der
Mitgliedstaaten des UN-Sicherheitsrates Rutshuru besucht und dort Gespräche
über die Sicherheitslage geführt. Lokale Politiker hatten dabei
Wirtschaftshilfen sowie ein entschiedeneres Eingreifen von UN-Truppen gegen
Milizen und bewaffnete Gruppen gefordert.
Der italienische Botschafter war seit 2017 im Kongo stationiert und nahm
2019 seinen aktuellen Posten auf. Er wollte jetzt in Rutshuru das
WFP-Schulspeisungsprogramm besichtigen. Montag war der erste Tag der
Schulöffnungen im Kongo, nach monatelanger landesweiter Schließung wegen
der Coronapandemie.
In [4][zahlreichen Schulen] des Distrikts Rutshuru wie auch der
Nachbardistrikte Masisi und Walikale konnten allerdings die Schulen aus
Sicherheitsgründen nicht öffnen, [5][berichtet] der Radiosender „Radio
Okapi“. Demnach wurde im Dorf Bishingiri im Distrikt Masisi ein
Grundschullehrer am Sonntag von der kongolesischen Hutu-Miliz Nyatura
getötet.
Am Vortag hätten die Milizionäre im nahen Dorf Kalonge die
Grundschullehrerin entführt und hielten sie gegen eine Lösegeldforderung
von 50 US-Dollar fest, hieß es weiter. In einigen Dörfern des Distrikts
Rutshuru seien die Schulgebäude von Kriegsvertriebenen bewohnt und der
Unterricht falle daher aus.
22 Feb 2021
## LINKS
[1] /Nationalpark-contra-Menschenrechte/!5606273
[2] /Militaerischer-Naturschutz-in-Kongo/!5727376
[3] https://7sur7.cd/2021/02/22/meurtre-de-luca-attanasio-les-services-de-secur…
[4] /Krieg-im-Kongo/!5085209
[5] https://www.radiookapi.net/2021/02/22/actualite/societe/nord-kivu-reprise-d…
## AUTOREN
Dominic Johnson
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