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# taz.de -- berlinmusik: Kartoffelstampf mit Kräutern
> Die Band Camera machte schon in den zehner Jahren als
> „Krautrock-Guerilla“ von sich reden. Nun veröffentlichen sie mit
> „Prosthuman“ ein neues Album.
Bild: Feiner Sinn für Humor und eine Vorliebe für Synthesizer: Camera
An neuen, frischen Trieben aus der Gattung des Krautrock mangelte es in den
vergangenen Jahren wahrlich nicht. Auch in Berlin bezogen sich Bands
reihenweise auf die Musik und den Ansatz aus den siebziger Jahren – zum
Beispiel Die Türen, Cavern of Anti-Matter oder Soft Grid.
Am eindeutigsten diesem Genre verschrieben hat sich dabei vielleicht die
Band [1][Camera], die Anfang der zehner Jahre mit spontanen Konzerten an
U-Bahn-Stationen oder Straßenkreuzungen von sich reden machte und als
„Krautrock-Guerilla“ firmierte.
Nach vier Alben und einigen Besetzungswechseln veröffentlichen Camera mit
„[2][Prosthuman]“ ein neues Album, und sowohl der feine Sinn für Humor als
auch die Vorliebe für Synthesizer, sphärische Gitarren und den motorischen
Beat sind geblieben. Von der Originalbesetzung ist weiterhin Schlagzeuger
Michael Drummer (sic!) dabei.
Neu an Bord sind Tim Schroeder, der früher schon als Videokünstler für
Camera gearbeitet hat, sowie Gitarrist Alex Kozmidi, dazu kommt Bassist
Michael Conrads. „Prosthuman“ ist ein überwiegend instrumentales Werk, nur
einmal wird eine Stimme gesampelt, und in „Schmwarf“ gibt es Gesang.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, heißt der erste Track
gleich mal „Kartoffelstampf“. Unermüdlich tuckert darin das Schlagzeug vor
sich hin, der Bass spielt immerfort die gleiche Tonfolge, während eine
psychedelische Gitarre ihre Schleifen dreht.
In „A2“ und „Chords 4/Kurz Vor“ klingt dann ein gewisser NEU!- und
Michael-Rother-Einschlag an, und auch in „El Ley“ dominieren repetitive
Synthie- und Gitarrenklangmuster. Im abschließenden „Harmonite“ wird
dagegen die dreckigere und rockigere Seite des Kraut aufgerufen.
Mit dem Song „Alar Alar“ zeigt die Band hingegen, dass sie auch problemlos
Dub und Reggae in ihr Klangbild integrieren kann, auch „Überall Teilchen“
entfernt sich weit vom Sound der Düsseldorfer Schule, da wird es recht
friemelig und kleinteilig, wie der Titel erahnen lässt. Die Straßenguerilla
von einst liefert einfach verlässlich gute Alben – das bleibt auch mit
„Prosthuman“ so.
6 Mar 2021
## LINKS
[1] http://www.bureau-b.com/camera.php
[2] https://camerawithin.bandcamp.com/album/prosthuman
## AUTOREN
Jens Uthoff
## TAGS
taz Plan
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Neues Album
Album
Krautrock
taz-Serie Corona glokal
Musikproduzent
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