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# taz.de -- Prekäre Arbeit: Minijobs unter Druck
> Arbeitgeber, FDP und AfD wollen die Verdienstgrenze bei 450-Euro-Jobs
> erhöhen. Die Linke will diese Art der Jobs dagegen abschaffen.
Bild: Die Beschäftigten in der Gebäudereinigung etwa arbeiteten im Jahre 2013…
Berlin taz | Jahr für Jahr wurde der tarifliche Mindestlohn für
GebäudereinigerInnen erhöht – aber viele Beschäftigte bekommen nicht mehr
Geld, sondern müssen für das gleiche Geld nur weniger arbeiten. „Wir wollen
nicht jedes Jahr künstlich Arbeitszeit reduzieren“, sagt Johannes Bungart,
Geschäftsführer des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks,
„wir brauchen die Dynamisierung der 450-Euro-Grenze.“
Bungart sprach am Montag auf einer ExpertInnenanhörung im Bundestag zur
Frage, ob Minijobs abgeschafft oder erweitert werden sollen. [1][Die FDP
und die AfD brachten] Anträge ein, nach denen die starre
450-Euro-Verdienstgrenze für die abgabenfreie Beschäftigung erhöht werden
müsse. Die Linke [2][forderte hingegen in ihrem Antrag,] die
sozialversicherungsfreien Minijobs abzuschaffen und stattdessen nur noch
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu zulassen.
Die 450-Euro-Grenze für die Minijobs wurde seit acht Jahren nicht mehr
erhöht. Die Mindestlöhne, ob gesetzlich oder tariflich, stiegen aber in
dieser Zeit. Die Beschäftigten in der Gebäudereinigung etwa arbeiteten im
Jahre 2013 im Westen noch 50 Stunden im Monat für 450 Euro, inzwischen sind
es nur noch 40,5 Stunden.
Die Innung der Gebäudereiniger würde die Minijobs am liebsten abschaffen,
[3][geht aus ihrer Stellungnahme hervor.] Denn die ArbeitgeberInnen müssen
an Sozialversicherungsbeiträgen und Pauschalsteuer mehr als 30 Prozent des
Lohnes berappen. Den ArbeitnehmerInnen werden keine Beiträge abgezogen.
Eine Abschaffung sei aber nicht durchsetzbar, sagte Bungart, „die
Beschäftigten wollen die Brutto-für-Netto-Löhne“.
## Wahlfreiheit gefordert
Die Linke allerdings möchte die Minijobs abschaffen und fordert volle
Sozialversicherungspflicht „ab dem ersten Euro“, wie es im Antrag der
Linken heißt. Denn obwohl die Arbeitgeber die Sozialversicherungsbeiträge
bezahlen müssen, erwerben die ArbeitnehmerInnen keine eigenen
Rentenansprüche aus den Minijobs, wenn sie nicht extra noch einen eigenen
Beitrag leisten, was die meisten nicht tun.
Viele Minijobbende könnten „keine eigenständigen sozialen
Leistungsansprüche und kaum Rentenansprüche erwerben“, heißt es im Antrag
der Linken. In Coronazeiten habe sich zudem gezeigt, dass Minijobs „nicht
krisensicher“ seien. Die Zahl der gewerblichen MinijobberInnen ging im Jahr
2020 um 13 Prozent auf 5,8 Millionen zurück.
Fast 40 Prozent der MinijobberInnen haben zusätzlich eine
sozialversicherungspflichtige Hauptbeschäftigung. Ansonsten üben Ehefrauen,
SchülerInnen, Studierende, RentnerInnen, Hartz-IV-EmpfängerInnen Minijobs
aus. Peggy Horn, stellvertretende Leiterin der [4][Minijob-Zentrale in
Cottbus, riet] von einer plötzlichen Abschaffung ab. Sie brachte eine
Regelung ins Gespräch, nach der man den geringfügig Beschäftigten in einer
Übergangszeit eine „Wahlfreiheit“ lassen könne, ob sie einen Minijob oder
eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wollten.
22 Feb 2021
## LINKS
[1] https://www.bundestag.de/#url=L2Rva3VtZW50ZS90ZXh0YXJjaGl2LzIwMjEva3cwOC1wY…
[2] https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/240/1924003.pdf
[3] https://www.bundestag.de/resource/blob/822608/0a510c302c97147915af54ceddb7c…
[4] https://www.minijob-zentrale.de/DE/00_home/node.html
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
## TAGS
Die Linke
Arbeitsmarkt
Minijob
prekäre Beschäftigung
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Schwerpunkt Coronavirus
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