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# taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Die wehrhaften Töpfe
> Mit dem Hörspiel „Popol Vuh“ verarbeitet Götz Naleppa einen vor 500
> Jahren verschriftlichten Mythos der Mayas zu einer sanften
> Klangkomposition.
Bild: Das Produktionsteam: Goetz Naleppa, Anja Gundelach, Jorge Reyes und Peter…
Streng genommen ist dies keine Musik im handelsüblichen Sinn. Die Strenge
bringt einen andererseits nicht sehr weit, haben doch die Gebilde, die sich
hinter Wörtern wie „Hörspiel“ verbergen, einen schwierigen Stand, wenn es
um Berichterstattung geht. Und die Grenzziehung zu anderen Künsten fällt
mitunter schwer.
Der erste Klang, mit dem Götz Naleppas Hörspiel „Popol Vuh“ beginnt, ist
jedenfalls ein Musikinstrument. Ein prähispanisches Blasinstrument,
gespielt vom mexikanischen Ambient-Musiker Jorge Reyes.
Womit ein indirekter Hinweis auf die Entstehungszeit der
„Klangkomposition“, wie Naleppa sie nennt, gegeben wäre, denn Reyes ist
2009 gestorben. „Popol Vuh“, nach dem heiligen Buch der guatemaltekischen
Quiché-Maya benannt, stammt aus dem Jahr 2006. Bis zur Veröffentlichung auf
CD hat es dann, trotz verschiedener Auszeichnungen, noch etwas gedauert.
Neben den von Jorge Reyes gespielten Instrumenten, viel Perkussion, in
Tempelstätten der Maya aufgenommen, hört man Field Recordings und Stimmen.
Vier Mayas lesen aus dem vor gut 500 Jahren verschriftlichten Mythos, der
bis dahin mündlich überliefert worden war.
Zeitlich versetzt, damit man den Klang der Originalsprache zumindest zum
Teil erfahren kann, spricht der Schauspieler Martin Engler die deutsche
Übersetzung der recht gewalttätigen Geschichte der Entstehung der Menschen.
Götz Naleppa, der mehrere Jahrzehnte als Hörspiel-Redakteur arbeitete, beim
RIAS, Deutschlandradio und Deutschlandradio Kultur, hat viele literarische
Texte in Hörspielfassung gebracht, von so unterschiedlichen Autoren wie
Jules Verne, Malcolm Lowry, und Feridun Zaimoglu.
Mit „Popol Vuh“ hat er eine im Verhältnis zu den oft blutig geschilderten
Vorgängen, bei denen sich selbst Haushaltsgegenstände wie Töpfe gegen die
aus Holz geschnitzten Proto-Menschen wenden, sanfte Klangkomposition
geschaffen. Ein Zeichen für den Kampf um Anerkennung der der kulturellen
Identität der Maya ist es obendrein.
19 Feb 2021
## AUTOREN
Tim Caspar Boehme
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Klangkunst
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