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# taz.de -- Kritik am spanischen König: Knast für Rapper Pablo Hasél?
> Weil er den korrupten Ex-König Carlos I. als Parasit bezeichnet hatte,
> soll ein Musiker in Haft. Künstler:innen und Linke protestieren.
Bild: Majestätsbeleidigung? Rapper Pablo Hasél wehrt sich. Und bekommt promin…
Pablo Hasél soll ins Gefängnis. Der [1][32-jährige Politrapper] aus der
katalanischen Provinzhauptstadt Lleida im Nordosten Spaniens soll sich bis
Freitag dieser Woche in einer Haftanstalt einfinden, um eine
Freiheitsstrafe von neun Monaten und einem Tag anzutreten. So ordnete es
das Sondergericht für Terrorismus und Bandenkriminalität Spaniens, die
Audiencia Nacional, an. „Sie müssen schon kommen und mich entführen“,
erklärt dagegen Hasél.
Dem Sohn eines Unternehmers und ehemaligen Präsidenten des
Fußballdrittligisten UE Lleida wurden seine Texte und Nachrichten auf
Twitter zum Verhängnis. Pablo Hasél, der mit bürgerlichem Namen Pablo
Rivadulla Duró heißt, rappt seit 15 Jahren und hat sich dank seiner
radikalen Texte im Netz und auf Konzerten einen Namen gemacht. Er lässt
seiner Wut gegen Königshaus und korrupte Politiker freien Lauf und findet
Zuspruch bei vielen jungen Menschen.
[2][Hasél bezeichnet den ehemaligen König Juan Carlos I.], der sich in die
Arabischen Emirate abgesetzt hat, nachdem wegen Geldwäsche und
Steuerhinterziehung gegen ihn in der Schweiz und nun auch in Spanien
ermittelt wird, als „Dieb“, „Parasit“ und das Königshaus als „mafiö…
Bande“. Auch Gewaltfantasien wie Schüsse auf Politiker der konservativen
Partido Popular hält er nicht zurück.
„Beleidigung und Verunglimpfung der Krone“ und „Verherrlichung des
Terrorismus“ sahen die Richter darin, als sie Hasél verurteilten. Bereits
zuvor wurde Hasél zu einer Strafe von zwei Jahren verurteilt, die er bisher
nicht absitzen musste.
## Vergleiche mit Spanien und Marokko
Anders als sein Kollege Valtònyc, der sich vor knapp zwei Jahren nach
Belgien abgesetzt hatte, nachdem er aufgefordert wurde, dreieinhalb Jahre
Haft anzutreten, bleibt Hasél in Spanien. „Das Exil ist auch nicht die
Freiheit“, [3][erklärte er in einem Interview im katalanischen Fernsehen
TV3].
Urteil und drohender Haftantritt verursachen in Spanien eine rege Debatte.
[4][Über 200 Künstler haben eine Solidaritätsadresse] mit dem umstrittenen
Rapper, der in ganz Spanien bekannt ist, unterzeichnet. Unter ihnen
befindet sich etwa die Regisseure Pedro Almodóvar und Fernando Trueba,
Schauspieler wie Javier Bardem oder Liedermacher wie Lluis Llach, der einst
gegen die Franco-Diktatur ansang, ohne je dafür in den Knast zu kommen.
„Wir sind uns bewusst, dass wenn wir Pablo ins Gefängnis gehen lassen, es
morgen jeden von uns treffen kann“, heißt es im Protestschreiben. Die
Künstler vergleichen Spanien mit Ländern wie der Türkei oder Marokko.
Die Debatte über die Meinungsfreiheit hat mittlerweile selbst die Politik
erreicht. „Niemand darf wegen Meinungsdelikten ins Gefängnis kommen“,
erklärt der [5][stellvertretende Ministerpräsident Pablo Iglesias] von der
linksalternativen Unidas Podemos (UP). Die Koalition aus Sozialisten und UP
will deshalb die entsprechenden Gesetze reformieren. Für Pablo Hasél, der
in den vergangenen Monaten die Linksregierung wegen ihrer bisherigen
Untätigkeit der „Komplizenschaft“ beschuldigte, kommt dies zu spät.
9 Feb 2021
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/channel/UCQpvELhYCAxRhlt3-sh2NPg
[2] https://www.publico.es/sociedad/twitter-the-62-tweets-and-the-song-for-whic…
[3] https://www.ccma.cat/tv3/alacarta/preguntes-frequents/pablo-hasel-intentare…
[4] https://www.lavanguardia.com/cultura/20210208/6232492/200-artistas-almodova…
[5] https://www.elespanol.com/espana/tribunales/20210208/moncloa-anuncia-no-cri…
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Spanien
Meinungsfreiheit
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