# taz.de -- Spaniens Ex-Monarch Juan Carlos: Ein König stiehlt sich davon | |
> Spaniens ehemaliger König Juan Carlos I. galt nach dem Ende Francos als | |
> volksnaher Regent. Er fiel tief – und mit ihm das Ansehen der Monarchie. | |
Bild: Von nun an im Exil: Juan Carlos | |
Spanien hat ein Problem: Die Staatsform, die sich das Land 1975 nach dem | |
Tod des Diktators Francisco Franco gegeben hat, gerät ins Wanken. Die | |
[1][fluchtartige Wohnsitzverlegung von Alt-König Juan Carlos I. ins | |
Ausland] könnte weitreichende Folgen haben. Denn Spanien ist nicht | |
mehrheitlich monarchistisch. Viele Spanier akzeptierten die Monarchie nur, | |
weil sie Respekt vor Juan Carlos I. hatten. | |
Er galt ihnen als effektiver Staatschef, als volksnah und anständig. Sie | |
waren „juancarlistas“, wie dies in Spanien hieß. Doch nach zahlreichen | |
Skandalen und jetzt gar noch [2][Ermittlungen in der Schweiz und in | |
Spanien] wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung ist es vorbei mit dem | |
guten Image. „Juancarlista“ zu sein fällt alles andere als leicht. | |
Wer kein Monarchist ist, denkt um. Zumal Sohn Felipe VI. nie die | |
Beliebtheit erreichte, die sein Vater hatte. Zu steif, zu fern vom Volk ist | |
er. Anders als bei seinem Vater, der als einer der Architekten des | |
demokratischen Spaniens gilt, sucht man bei ihm vergeblich nach großen | |
Leistungen, die jemanden „felipista“ werden lassen könnten, wenn er schon | |
kein Monarchist ist. | |
Felipe hatte genau eine Chance, und die vergab er. Als er nach dem | |
Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien zur Aussöhnung und Besonnenheit | |
hätte rufen können, redete er den Hardlinern das Wort, half, die Katalanen | |
zu verteufeln. Er verzichtete darauf, eigene, nachhaltige Akzente zu | |
setzten, die den Spaniern in Erinnerung bleiben. | |
Außerdem sind immer mehr Spanier in der Demokratie geboren und | |
aufgewachsen. Das Mantra, dass das System, so wie es nach 1975 entstand, | |
das einzig mögliche und einzig stabile sei, zieht nicht mehr. Die wenigen | |
Umfragen, die es gibt, zeigen, dass mittlerweile mindestens die Hälfte der | |
Spanier dafür ist, ihren Staatschef zu wählen. Eindeutiger Vorteil wäre: | |
Ist er korrupt, kann er aus dem Amt gewählt und vor Gericht gestellt | |
werden. Die Spanier müssten dann nicht warten, bis er so gütig ist und | |
geht. | |
4 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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