Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Laschet bei der CDU in Baden-Württemberg: Partei zum selber Puzzeln
> Der erste offizielle Auftritt in der Südwest-CDU ist für den neuen
> Bundesvorsitzende Armin Lascht vor allem eins: Werbung für sich.
Bild: Wink aus Baden-Württemberg: Armin Laschet soll die CDU geeint in die Bun…
Stuttgart taz | Charme kann Armin Laschet. Deshalb wirft er sich an diesem
Samstag Nachmittag den baden-württembergischen Parteifreunden hemmungslos
an den Hals. Sein erster Auftritt als offiziell gewählter
Bundesvorsitzender der Partei führt ihn am Samstag, einen Tag nachdem sein
[1][offizielles Wahlergebnis per Briefwahl bestätigt] wurde, ausgerechnet
nach Stuttgart. Zum digitalen Parteitag jenes Landesverbands der noch vor
zwei Wochen so deutlich wie kaum ein anderer vorher seine Begeisterung für
[2][Friedrich Merz] geäußert hat.
Laschet dankt speziell den Südwest-Delegierten, dass sie ihn bei der
Briefwahl so zahlreich bestätigt haben, obwohl sie vermutlich bei der
Abstimmung davor für seine Kontrahenten gestimmt hatten.“Das ist die
Union“, sagt er. Auch wenn ihm gerade ein CDU-naher Unternehmer noch gesagt
habe, er sei halt Merz-Fan. „Ich doch auch,“ habe er geantwortet, deshalb
wolle er Merz ja so gern im Team haben.
Bei einem analogen Parteitag hätte Laschet damit wohl viel Applaus
bekommen, auf dem digitalen Event blendet die Regie nur kurz das
anerkennende Lachen der baden-württembergischen Spitzenkandidatin Susanne
Eisenmann ein. Am Ende wird Armin Laschet ein 1000-teiliges Motiv-Puzzle
geschenkt bekommen, das ihn vor der Video-Wand der Delegierten vom
Bundesparteitag zeigt. Zusammenpuzzeln muss sich Laschet die Partei selbst.
Insgesamt gelingt es Laschet in Stuttgart ganz gut, den reservierten
Südwesten zu umgarnen. In seiner Rede packt er alles aus, was er über
Baden-Württemberg weiß und was wohl auch Friedrich Merz in der gleichen
Rolle gesagt hätte. Viel Mittelstand habt ihr hier, der nicht nach
Subventionen ruft, dafür aber gern weniger reguliert wäre. Kretschmann ist
ja ein ganz bürgerlicher, aber hinter ihm lauern die grünen Ideologen. und
überhaupt sei Kretschmann nur so bürgerlich, weil er von den CDU-Ministern
im Landeskabinett „auf den richtigen Weg gebracht wird“.
## Warnung vor Rot-rot-grün
Laschet gilt als moderat, die baden-württembergische CDU hat eine liberale
Spitzenkandidatin und gerade ein Wahlprogramm verabschiedet, das den
Klimaschutz voranstellt. Aber ein bisschen Lagerwahlkampf darf nicht
fehlen. Bei der Bundestagswahl gehe es „um die Richtung dieser Republik“,
sagt Laschet. Er warnt davor, dass nicht mal der bürgerliche Kretschmann
Rot-rot-grün für Berlin ausschließen wolle. „Die Grünen werden das machen,
wenn sie können“, warnt Laschet seine Partei. „Das Land würde zurückfall…
und die Ideologen hätten das Feld allein.“
Da ist Susanne Eisenmann, die Südwest-Spitzenkandidatin moderater. Sie will
keinen Wahlkampf gegen die Grünen machen, mit denen sie nach den
derzeitigen Mehrheitsverhältnissen womöglich wieder zusammen regieren muss.
Deshalb kriegt ihre einzige echte Spitze die oppositionelle FDP ab, die
jetzt schon Pöstchen verteile. Gleichzeitig rechtfertigt sie noch einmal
ihre Offensive für [3][Schulöffnungen unabhängig von Corona-Inzidenzen.]
„Diese Wortmeldung habe nichts mit Wahlkampf zu tun gehabt, beteuert die
Kandidatin, sondern mit der Sorge um die Familien. Wer wenn nicht die CDU
solle sich um die sorgen.
Die Südwest-CDU ist um ein modernes Bild bemüht. „Wir können auch digital�…
sagt Landesvorsitzender Thomas Strobl als könne er es selbst nicht ganz
glauben. Im Vorfeld des Parteitags haben sich die Delegierten in digitalen
Konferenzen zu einem modern-konservativen Programm durchgerungen, das eine
Klammer zwischen Klimaschutz, Wirtschaftspolitik und Innerer Sicherheit
versucht. Die Bewahrung der Schöpfung sei ja schon immer das Anliegen der
Union gewesen.
## Gepimpter Konservatismus
Mit Bekenntnis zu mehr Überwachung und bedingungslosem Vertrauen in
Uniformträger jeder Art und Häuslebau als Rezept gegen Wohnungsnot legt man
auch wieder vermeintliche Unions-Hits auf. Und um zu betonen, dass die
Südwest-CDU schon lange keine Landei-Partei mehr ist, wird stolz der
frischgewählte Oberbürgermeister von Stuttgart präsentiert. Frank Nopper
hält dann aber ein so biederes Grußwort, dass man sich an die CDU unter
Helmut Kohl erinnert fühlt.
Diesen gepimpten Konservatismus hat sich die Südwest-CDU neben anderen beim
österreichischen Kanzler Sebastian Kurz abgeschaut, der, anders als die
deutsche Kanzlerin, zu einem Grußwort eingeladen ist. Die Strategie könnte
Blaupause oder abschreckendes Beispiel für die Bundestagswahl sein. Die
Landtagswahl im März wird zeigen, ob sie funktioniert.
24 Jan 2021
## LINKS
[1] /Neuer-CDU-Vorsitzender/!5745970
[2] /Die-Niederlagen-von-Friedrich-Merz/!5741869
[3] /Corona-Strategien-der-Schulen/!5731224
## AUTOREN
Benno Stieber
## TAGS
Schwerpunkt Landtagswahl in Baden-Württemberg
CDU Baden-Württemberg
Armin Laschet
Friedrich Merz
CDU-Parteivorsitzende
CDU
CDU-Parteivorsitzende
## ARTIKEL ZUM THEMA
Laschets erste Rede als CDU-Parteichef: Plötzlich Merz-Fan
Laschet spielt auf dem Parteitag in Baden-Württemberg die Rolle des
Wirtschaftsliberalen, als wollte er sagen: Seht her, ich bin wie Merz, nur
netter.
NRW-Bilanz von Armin Laschet: Der Blender
Armin Laschet gilt als der ideale Partner für die Grünen. Wer sich seine
NRW-Politik ansieht, bekommt einen anderen Eindruck. Sechs Beispiele.
Neuer CDU-Vorsitzender: Laschet in Briefwahl bestätigt
Der neue CDU-Vorsitzende heißt Armin Laschet. Per Briefwahl bestätigten die
Delegierten das Ergebnis des Online-Parteitags vom Samstag.
Cem Özdemir über Schwarz-Grün: „Das Innenministerium wäre gut“
Cem Özdemir spricht mit der taz über seinen Freund Armin Laschet und dessen
Schwächen in der Außen- und Klimapolitik. Wird das was mit Schwarz-Grün?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.