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# taz.de -- Werbespot der Berliner Polizei: So hip ist unsere Staatsgewalt
> In einem neuen Werbespot präsentiert sich die Berliner Polizei als jung
> und progressiv. Das verstellt leider den Blick auf die Realität.
Bild: So cool wie ein Actionfilm mit Bruce Willis? Berliner Polizist:innen
Wann haben Sie das letzte Mal gesehen, wie die Polizei einer älteren Dame
über die Straße hilft? [1][Im neuen Werbefilm der Polizei] gibt es dazu die
Gelegenheit. „110 % Berlin“ heißt der Streifen – und zumindest die
Produktion hat wohl tatsächlich 110 Prozent gegeben.
Denn mit dem Werbespot erhält nun auch die Staatsgewalt in Berlin, was von
der BSR erfunden und durch die BVG perfektioniert wurde: eine hippe
Werbekampagne, mit allem, was es dazu braucht: einem HipHop-Beat, einigen
Drogenwitzen, der deutschen Synchronstimme von Bruce Willis. Sogar ein
Joint wird kurz gezeigt. Dass die sich das wirklich trauen! Wie cool die
Polizei doch ist!
Huch? Wo kam denn jetzt bloß dieser Gedanke her? Aus mir selbst? Oder ist
er Resultat des geschickten Framings der Glow Communication GmbH, der
Werbeagentur, der die Polizei dieses humoristische Meisterwerk verdankt?
Da Werbung oft versucht, Konsument:innen hinters Licht zu führen, ist
zunächst Vorsicht geboten. So ist in der zweiten Szene eine Gruppe von
Beamt:innen in voller Montur zu sehen. Sie zeigen Handzeichen wie eine
Straßengang. Anschließend wird mit einem Wasserwerfer geprahlt, als handle
es sich um eine aufgemotzte Straßenkarre. Mich erinnert das an [2][ein
Plakat der Partei] von Martin Sonneborn vor einigen Jahren, auf dem über
dem Bild einiger Polizist:innen getitelt wurde: „Bewaffnete Gangs
verbieten!“
## Problematische Imagepolierung
Schlussendlich geht es der Polizei aber nicht nur um Action, sondern darum,
„Haltung“ zu zeigen. Man sei um das Schützen von Rechten bemüht. Und um
Gleichberechtigung: Gleich zweimal wird Barbara Slowik präsentiert, als
wolle man sagen: Seht! Eine Frau! Als Polizeipräsidentin! Wie progressiv
ist das denn bitte?
Es geht also wohl auch darum, sich von gewissen Vorwürfen freizusprechen,
die die Polizei mit einem antiquierten Gesellschaftsbild oder gar mit
Rechtsextremen in Verbindung bringen. Also wird sogar über ACAB-Graffiti
gelacht – verhaftet wird der Sprayer aber natürlich trotzdem.
Bei mir regte sich schon bei den BVG-Kampagnen der Verdacht, dass solche
frech-lustigen Werbemaßnahmen die bestehenden Missstände legitimieren
sollen. Stellt sich die Frage: Wenn dies beim öffentlichen Nahverkehr
problematisch ist, was bedeutet das im Kontext mit der Staatsgewalt? Die
Polizei sagt, sie schütze auch jene, die sie „total doof“ finden. Das ist
zwar schön zu hören, ganz beruhigend ist es aber nicht.
2 Feb 2021
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=xmzHaTsi56c
[2] https://die-partei.net/goettingen/2017/12/06/die-partei-fordert-bewaffnete-…
## AUTOREN
Timm Kühn
## TAGS
Polizei Berlin
Werbung
Kommentar
Polizeigewalt
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Rechter Terror in Berlin-Neukölln
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BVG
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