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# taz.de -- Werbekampagne der BVG: Wenn’s trotzdem Spaß macht
> Der neue Spot der Verkehrsbetriebe lässt kein gutes Haar am Service des
> Unternehmens. Manipulative Selbstironie, klar, aber irgendwie lustig.
Bild: Eichhörnchen „Clemens“ entscheidet über Wohl und Wehe der Busfahrg�…
Kommt ein Fahrgast zur BVG und fragt, warum die Abo-Monatskarte so teuer
ist. Sagt der BVG-Mann: Weil es ganz schön ins Geld geht, so richtig
schlechten Service zu bieten. Das ist die Pointe des am Montag
veröffentlichten [1][neuen BVG-Spots,] und man muss sagen: Wenn der ab
sofort im Kino laufen wird, dürfte es ein paar verdiente Lacher geben. So
unlustig ist der nicht.
Die Sache geht dann nämlich so weiter: Der BVG-Mann setzt ein
zerknautscht-süffisantes Bill-Murray-Gesicht auf, drückt den Geheimknopf
unter der Kaffeetasse im BVG-Sitzbezugmuster und führt den potenziellen
Neukunden durch ein Labor im Stil von James Bonds „Q“. Da bestimmt ein
dressiertes Eichhörnchen, welche Buslinie mit wie viel Verspätung fährt, im
Akustikstudio wird getestet, welche Mundfüllung die Ansagen vom Band am
unverständlichsten macht (Schokoküsse), und in einem weiteren
Versuchsaufbau lernen Busfahrer, den KundInnen die Tür exakt vor der Nase
zu schließen.
Beim Ansehen formen sich in unserem Hinterkopf unweigerlich zwei
komplementäre Gedanken: 1. „Haha, also SO schlecht ist der Service ja auch
wieder nicht“, und 2. „Schon mutig, wie die sich über ihre eigenen
Schwächen lustig machen“. Womit das Ziel der Werber erreicht wäre.
Die Werber, das sind die Ironieexperten von der preisgekrönten Berliner
Agentur Grüner und Deutscher (GUD). Für ihren BVG-Job unter dem Motto „Weil
wir dich lieben“, der schon mit dem „Is mir egal“-Clip und ziemlich
pointierten Fotowitzen in den Social Media punktete, loben sie sich auf
ihrer Website wie folgt:
„Der erwartet harte Aufschlag mit dem „Bashtag“ #weilwirdichlieben
verschaffte einen hohen Bekanntheitsgrad für die Marke BVG. Entwaffnender
Humor, charmante Selbstironie und außergewöhnliche Motivwelten sorgten
binnen kürzester Zeit für einen Turnaround sowie steigende Imagewerte.“
Wenn man das liest, erkennt man das Ganze natürlich wieder als hochgradig
manipulativ, und im Übrigen ist es frech zu suggerieren, der anfängliche
Shitstorm sei geplant gewesen. In Wirklichkeit ward die amüsante
Selbstgeißelung aus der Not geboren und kam erst zum Tragen, als sich die
BVG vom anfänglichen Ideengeber, der Agentur mamapapacola, trennte.
Aber gute Werbung ist, wenn’s trotzdem irgendwie Spaß macht. Vielleicht
finden das ja auch die vielen Busfahrer, die einen für gewöhnlich mit
versteinerter Miene empfangen, und grinsen beim nächsten Mal verschämt.
Oder der U-Bahn-Chauffeur macht tatsächlich mal eine Durchsage, warum die
Bahn gerade stecken geblieben ist. Zum Dank würden wir ihm sogar eine
extragroße Schachtel Schokoküsse spendieren.
Update 28.09.: Für den Clip selbst zeichnet nicht Grüner und Deutscher
(GUD) verantwortlich, sondern die Hamburger Groß-Agentur Jung von Matt. GUD
betreut allerdings die BVG-Kampagne global.
26 Sep 2016
## LINKS
[1] https://youtu.be/2pic3FnvUrY
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
BVG
Werbung
Verkehrspolitik
Polizei Berlin
Werbung
U-Bahn
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