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# taz.de -- Funke-Zeitungen wieder da: Ende der Notausgaben
> Nach dem Hackerangriff erscheinen die Zeitungen der Funke Mediengruppe
> wieder regulär. Unklar bleibt, wer hinter der Attacke steckt.
Bild: Funke funkelt wieder
BOCHUM taz | Gut einen Monat nach [1][dem massiven Hackerangriff vom 22.
Dezember] sind die Notausgaben der Essener Funke Mediengruppe Geschichte.
Alle Tageszeitungen des Konzerns erscheinen „wieder in alter Form, Optik
und Umfang“, erklärte Funke-Geschäftsführer Andreas Schoo am Mittwochmorgen
im Karrierenetzwerk Linkedin.
Auch in den Redaktionen ist die Erleichterung riesig: Die Westdeutsche
Allgemeine sei „wieder auf Kurs“, schrieb der Chefredakteur des
Funke-Flaggschiffs in Nordrhein-Westfalen, Andreas Tyrock, in einem
Editorial auf Seite 1. „Endlich wieder Lokalausgaben“, jubelte auch der
Geschäftsführer der zu Funke gehörenden Mediengruppe Thüringen, Michael
Tallai, in der Thüringer Allgemeinen.
Die Funke Mediengruppe war zwei Tage vor Weihnachten Opfer einer
Cyberattacke geworden. „Ihr Netzwerk wurde gehackt“, war auf Englisch auf
den Computerbildschirmen zu lesen. Bei den bundesweit 13 Zeitungen des
Konzerns, der in Nordrhein-Westfalen Blätter wie die NRZ oder die
Westfalenpost, aber auch das Hamburger Abendblatt oder die Berliner
Morgenpost herausgibt, ging danach nicht mehr viel: Die Funke-Titel
erschienen nur noch in Notausgaben – oder gar nicht. Die WAZ etwa konnte
lediglich acht Seiten produzieren.
Im internen „Havarie-Kanal“ standen „seit 5.49 Uhr die ersten Meldungen d…
Kollegen, Netzwerkprobleme hier, Serverausfälle dort, und dann ging es im
Minutentakt weiter“, klagte Funkes Chief Information Officer (CIO) Heiko
Weigelt gegenüber der Frankfurter Allgemeinen. „Es war, technisch gesehen,
nichts mehr da, das Firmennetzwerk existierte nicht mehr, es war alles
kompromittiert.“
## Hochgradig vernetzt
Die Lokalteile des hochgradig vernetzten Konzerns erschienen zunächst gar
nicht und dann über Wochen mit verminderter Seitenzahl – um die
Leser:innen zu versorgen, schaltete Funke die Internet-Paywalls ab,
machte die Onlineausgaben frei zugänglich.
Auch das Anzeigengeschäft war massiv beeinträchtigt. „Kein
Redaktionssystem, keine Zugänge zu E-Mails oder zu Archiven; in der
Druckerei gibt es keine Planungstools für die Rotationsmaschinen, die
Übermittlung der fertigen Seiten an die Druckerei funktioniert nicht auf
normalem Weg.“ So beschrieb die zu Funke gehörende Braunschweiger Zeitung
die Folgen der Attacke.
Offiziell unklar bleibt aber, ob es sich um Erpressung oder einen Angriff
auf die Informations- und Meinungsfreiheit gehandelt hat. „Aus
ermittlungstaktischen Gründen kann ich leider gar nichts sagen“, so der
Sprecher der nordrhein-westfälischen Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime
(ZAC NRW), Christoph Hebbecker, am Mittwoch der taz. Wie schon seit Wochen
bekomme er dazu „kein grünes Licht von den ermittelnden Kollegen“, so der
Staatsanwalt aus Köln.
Schon früh war aber spekuliert worden, dass Erpressung das Motiv der Hacker
sei. Schon am Tag nach Weihnachten berichtete der WDR, es gebe „eine
Lösegeldforderung [2][in Form der Digitalwährung Bitcoin]“. Offiziell
bestätigen wollen das bis heute aber weder Staatsanwalt Hebbecker noch die
Sprecherin der Funke-Gruppe, Jasmin Fischer.
## Diverse Gangs
Unbekannt bleibt damit auch, aus welchem Staat heraus die Hacker
angegriffen haben. Eine Ransomware-Attacke (Lösegeld heißt auf Englisch
ransom) gilt aber als wahrscheinlich: Unter Namen wie „Clop“,
„Doppelpaymer“ oder „Avaddon“ sind online diverse Gangs unterwegs, die
digitale Erpressung zum Tagesgeschäft gemacht haben.
Sicher scheint dagegen, dass Funke auf Forderungen nicht eingegangen ist –
schließlich blieben die IT-Systeme der Essener massiv beeinträchtigt. „Wir
schreiben nicht im Redaktionssystem, sondern in Word. Dann mailen wir
unsere Texte von unseren privaten Accounts an externe Firmen, die dann die
Seiten bauen“, hieß es über Wochen von Redakteur:innen des Konzerns.
Gleichzeitig wurde die IT mit mehr als 1.000 betroffenen Servern neu
aufgesetzt: In sogenannten Waschstraßen stand die Entfernung sämtlicher
Software von mehr als 6.600 Endgeräten und deren virenfreie
Neuinstallierung an.
Immerhin: Daten von Kund:innen oder Abonnent:innen sollen die Hacker
nicht erbeutet haben. Die Höhe des Gesamtschadens der Attacke lässt
Geschäftsführer Andreas Schoo dagegen nicht mitteilen: „Für einen
Kassensturz“, heißt es aus der Konzernzentrale, sei es „derzeit noch zu
früh“.
28 Jan 2021
## LINKS
[1] /Hackerangriff-auf-Funke-Mediengruppe/!5735020
[2] /Wert-der-Kryptowaehrung/!5737971
## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
Funke Mediengruppe
Hacker
Software
Presse
Funke Mediengruppe
Hacking
Medien
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