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# taz.de -- Kommunikation im Bundestag: Ein Fax für alle Fälle
> Der Bundestag will die Faxgeräte abschaffen. Diese Art der Kommunikation
> ist aus der Zeit gefallen. Aber ein Fax hat so manchen Vorteil.
Bild: Verabschiedet sich aus dem Bundestag: das Faxgerät
Das Bild kennt man fast nur noch aus dem [1][„Tatort“: Freddy Schenk
(Dietmar Bär) von der Kölner Kripo] steht vor einem voluminösen Gerät,
aufgebockt auf einem Bürocontainer, und schaut wie elektrisiert zu, was das
Gerät ausspuckt. Die Spannung steigt mit jedem Papierzentimeter, den das –
Achtung, Nostalgie! – Faxgerät zum Lesen freigibt. Hinweise auf den Täter?
Eine Ansage aus dem Justizministerium, dass sämtliche Ermittlungen sofort
eingestellt werden sollen? Womöglich ist der Minister selbst in die Sache
verstrickt.
[2][So ein Faxgerät ist eine praktische Sache]: Man legt irgendwo auf der
Welt ein Papier mit wichtigen Nachrichten und Dokumenten in das Gerät,
drückt auf „Start“, es rattert, das Blatt wird eingezogen, und die andere
Seite erhält alle Infos wenige Sekunden später. Was wurde nicht schon alles
gefaxt: Gerichtsurteile, Wohnungsgesuche, O-Töne der Bundeskanzlerin. Auch
Liebesbriefe ratterten schon durch das Gerät. Aber jetzt soll damit Schluss
sein. Zumindest im Bundestag.
Das Hohe Haus will in der nächsten Legislaturperiode die Faxgeräte
abschaffen, [3][schreibt die Saarbrücker Zeitung]. Über 900 dieser Teile
sollen noch im regierungsamtlichen Einsatz sein. Ob sie alle in Betrieb
sind, ist nicht überliefert. Jüngere Menschen werden ein Fax noch vom
Hörensagen kennen, für die Allerjüngsten scheint das zu sein wie früher
Opas Geschichten aus dem Krieg. Ist ja auch wahr: Ein Fax ist wie ein Anruf
aus der Vergangenheit. Als die Menschen sich noch Briefe schrieben,
Telegramme – und eben Faxe.
Aber jetzt ist alles digital, es wird gemailt, gezoomt, gechattet,
gefacetimet. Wer faxt heute noch? Die meisten Faxer*innen waren auch nicht
immer glücklich, denn ein Faxgerät hat auch Macken: Ganz unerwartet ist das
Papier alle, das Blatt wird nicht gesendet, es gibt Papierstau und
Dauerpiepen – wegen des Papierstaus. Fuck, Mist, Scheißtechnik.
Ein Fax hat trotzdem Vorteile. Durch den Sendebericht „Übertragung OK“ wei…
man sofort, dass es angekommen ist. Wichtig für Behördenschreiben. Dieses
kann man unterschreiben und faxen – gilt wie ein richtiger Brief, fast
immer jedenfalls. Und überhaupt: Was spricht eigentlich dagegen, ab und zu
mit Freddy Schenk mitzufiebern?
15 Jan 2021
## LINKS
[1] /Tatort-aus-Koeln/!5682369
[2] http://Die%20Jugend%20kennt%20das%20Fax%20nicht%20mehr
[3] https://www.saarbruecker-zeitung.de/nachrichten/politik/inland/bundestag-wi…
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Bundestag
Digitalisierung
Kommunikation
Schwerpunkt Überwachung
Schwerpunkt Coronavirus
Lesestück Recherche und Reportage
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