Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Adoptionsrecht für lesbische Paare: Ganz kleiner Fortschritt
> Lesbische Mütter sind noch immer zur Stiefkindadoption gezwungen.
> Wenigstens sollen sie jetzt nicht mehr zu einer Zwangsberatung
> verpflichtet werden.
Bild: Zum Glück weiß es noch nichts vom Familienrecht
Es gibt sie noch, die guten Nachrichten. Man muss nur genau hinschauen, um
sie nicht zu übersehen. Eine versteckt sich [1][in der Drucksache 756/20,
die der Bundesrat am Freitag beschlossen hat]. Danach entfällt die
Regelung, dass selbst verheiratete lesbische Paare sich künftig
zwangsberaten lassen müssen, bevor die eine Ehefrau das leibliche Kind der
anderen adopieren darf.
Dieser Unsinn war ursprünglich Teil der eigentlich sinnvollen Reform des
Adoptionshilfegesetzes, [2][die die Große Koalition im Mai im Bundestag
beschlossen hatte]. Demnach wird zum Schutz der Kinder insbesondere vor
windigen Auslandsadoptionen eine grundsätzliche Beratungpflicht eingeführt.
So weit, so gut.
Dumm nur, dass für lesbische Ehepaare so noch eine weitere Hürde eingeführt
wurde. Denn die sind, anders als verheiratete Heteros, nicht automatisch
die rechtlichen Eltern, wenn eine von ihnen ein Kind bekommt. Einziger Weg
zur Legalisierung einer längst realen Familie ist die „Stiefkindadoption“.
Dafür ist eine Begutachtung durch das Jugendamt und ein Gerichtsbeschluss
notwendig. Obendrauf sollte dann noch die Beratung. Das passte selbst der
SPD nicht. Aber weil die Union sich querstellte, trug sie den Quatsch erst
mal mit. Zum Glück gingen Grüne und Linke auf die Barrikaden und sorgten
für ein Veto im Bundesrat. Nun wurde ein Kompromiss gefunden: eine Ausnahme
für lesbische Paare.
Ist damit alles gut? Natürlich nicht. Vater Staat erkennt lesbische Mütter
weiterhin erst an, wenn sie den Weg der Adoption gehen. [3][Vorschläge für
eine Reform werden zwar seit Jahren debattiert,] mehr aber nicht. Von der
Gleichstellung schwuler Paare ist dabei überhaupt nicht die Rede. Und die
einzig logische Konsequenz, eine Liberalisierung des Familienrechts,
[4][die den komplexen, aber längst vielfach gelebten nicht heteronormativen
Familien mit mehr als zwei Elternteilen gerecht wird], ist nicht in Sicht.
Der Fortschritt ist eine Schnecke. In diesem Fall muss man schon froh sein,
dass sie nicht rückwärts kriecht. Aber man soll sich ja auch an kleinen
Dingen erfreuen.
20 Dec 2020
## LINKS
[1] https://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2020/0701-0800/756-20(B).pd…
[2] /Adoptionen-in-Regenbogenfamilien/!5686809
[3] /Gesetzesentwurf-Abstammungsrecht/!5703386
[4] /Familien-mit-mehr-als-zwei-Eltern/!5695131
## AUTOREN
Gereon Asmuth
## TAGS
Familienrecht
lesbisch
Mütter
Adoption
Gleichstellung
Gleichstellung
IG
Homosexualität
Schwerpunkt LGBTQIA
## ARTIKEL ZUM THEMA
Elternschaft lesbischer Paare: Familie ist, wer Familie sein will
Ein Gericht in Celle fordert eine Regelung der Mutterschaft bei
gleichgeschlechtlichen Paaren. Für eine moderne Gesellschaft wäre sie
überfällig.
Aufwachsen in Regenbogenfamilien: „Wir sind kein Experiment“
Es gibt immer mehr Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern. Wie lebt es
sich als Regenbogenfamilie? Drei Kinder und ihre Eltern erzählen.
Gesetzesentwurf Abstammungsrecht: Mutter, Mutter, Kind
Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) plant eine Reform des
Abstammungsrechts: Lesbische Paare sollen ohne Adoption Mütter werden
können.
Familien mit mehr als zwei Eltern: Alles andere als kompliziert
Statt lesbische Mütter gleichzustellen, wird ihnen eine Beratung
aufgedrückt. Besser wäre es, endlich Mehrelternschaft anzuerkennen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.