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# taz.de -- Putins Jahrespressekonferenz: Drohungen aus Moskau
> Armut? War schon mal schlimmer. Corona? Wird schon. Ungemütlich wird es
> für Putin erst, als er über den Fall Nawalny spricht.
Bild: Wladimir Putin hält via Video-Call seine Jahrespressekonferenz
Abgesehen davon, dass sich der Neuigkeitswert auch bei der diesjährigen
Mammutpressekonferenz des russischen Präsidenten [1][Wladimir Putin] wieder
in Grenzen hielt, war doch eine Botschaft unüberhörbar: Wir können es.
Beziehungsweise: Wir können auch anders.
Ja, die Armutsrate steige, aber bei Amtsantritt des Kremlchefs sei sie
höher gewesen. Ja, die wirtschaftliche Situation und die Entwicklung von
Corona im Land seien schwierig, aber Russland habe viel effizienter
reagiert als viele entwickelte Länder.
Besonders das satte Eigenlob in Sachen Virusbekämpfung entbehrt nicht einer
gewissen Ironie: Denn die wahren Fallzahlen kennt keiner – was kein
russisches Alleinstellungsmerkmal ist. Jedoch sind Äußerungen russischer
Expert*innen, die offiziellen Angaben würden kreativ nach unten
korrigiert, alles andere als abwegig.
Dass viele Russ*innen – aus gutem Grund – bei dem einheimischen Impfstoff
[2][Sputnik V] zurückhaltend sind, ist genauso ein offenes Geheimnis wie
der Umstand, dass kritische Ärzt*innen massiv unter Druck gesetzt werden.
Doch es sind nicht die präsidialen Sonntagsreden zur Pandemie, die das
Ausland aufhorchen lassen sollten, sondern die Einlassungen zur Causa
Alexei Nawalny. Unlängst veröffentlichte Rechercheergebnisse, der
[3][Geheimdienst FSB] sei für den Giftanschlag auf den
Antikorruptionskämpfer im August verantwortlich, konterte Putin so
routiniert wie vorhersehbar: Wer sei denn schon diese Person, fragte er
abfällig. Den gleichen Spruch hatte der Kremlchef auch im Fall der 2006
ermordeten Journalistin Anna Politkowskaja parat, und auch für den
Oppositionspolitiker Boris Nemzow, der 2015 im Zentrum von Moskau
erschossen wurde.
Doch bei Nawalny verstieg sich Putin jetzt noch zu einer weiteren
Erläuterung: Wenn jemand ihn wirklich hätte töten wollen, hätte er diese
Arbeit auch zu Ende gebracht. Das ist nicht nur hochgradig zynisch, sondern
eine unverhohlene Drohung, nach dem Motto: Da geht noch mehr. Der Westen
sollte das ernst nehmen.
17 Dec 2020
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[3] /Opposition-in-Russland/!5739404
## AUTOREN
Barbara Oertel
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