| # taz.de -- Übergang der US-Präsidentschaft: Erster offen schwuler US-Minister | |
| > Pete Buttigieg soll Verkehrsminister werden. Auch der Republikaner Mitch | |
| > McConnell erkennt den Wahlsieg Joe Bidens an – sehr zum Ärger Donald | |
| > Trumps. | |
| Bild: Einst Konkurrenten, demnächst Präsident und Minister: Joe Biden und Pet… | |
| Washington dpa | Der künftige US-Präsident Joe Biden will sich mit dem | |
| aufstrebenden Partei-Newcomer [1][Pete Buttigieg] einen früheren | |
| demokratischen Konkurrenten aus dem Präsidentschaftsrennen in sein Kabinett | |
| holen. Biden plant, den 38 Jahre alten Buttigieg zum Verkehrsminister zu | |
| machen, wie sein Team am Dienstagabend mitteilte. Demnäch wäre Buttigieg – | |
| sofern er für das Amt bestätigt wird – der erste offen schwule | |
| Bundesminister in der Geschichte des Landes. | |
| Buttigieg hatte bei den Präsidentschaftsvorwahlen der Demokraten für Furore | |
| gesorgt. Monate zuvor war er auf nationaler Ebene noch weitgehend unbekannt | |
| gewesen, doch dann arbeitete sich Buttigieg zeitweise in Umfragen an die | |
| Spitze des parteiinternen Bewerberfelds und gewann im Laufe seines | |
| Wahlkampfs enorm an Profil und Bekanntheit. Nach seinem [2][Rückzug aus dem | |
| Rennen] unterstützte er Bidens Kandidatur. | |
| Acht Jahre lang, bis Ende 2019, war Buttigieg Bürgermeister von South Bend, | |
| einer 100.000-Einwohner-Stadt im US-Staat Indiana. Er studierte an | |
| renommierten Universitäten und arbeitete als Unternehmensberater bei | |
| McKinsey, bevor er in die Politik wechselte. Buttigieg war außerdem bei der | |
| Navy. 2014 ließ er für einen siebenmonatigen Einsatz in Afghanistan seinen | |
| Bürgermeisterjob ruhen. Buttigieg spricht neben Englisch sieben weitere | |
| Sprachen: Französisch, Spanisch, Italienisch, Maltesisch, Norwegisch, Dari | |
| und Arabisch – wobei er nicht alle fließend beherrscht. | |
| Dass er nach dem Posten in South Bend nun direkt auf ein Ministeramt | |
| wechseln soll, ist ein steiler Aufstieg. Es kommt aber wenig überraschend, | |
| dass Buttigieg einen prominenten Posten übernehmen soll. Spekuliert wurde | |
| zuletzt eher darüber, welches Amt ihm zugeteilt werden könnte. | |
| ## Ambitionierte Vorhaben der Verkehrspolitik | |
| Politische Erfahrung auf Bundesebene hat der Demokrat bislang nicht. Dies | |
| könnte ihm im Senat, der ihn für den Posten bestätigen muss, vorgehalten | |
| werden. Vorbehalte wegen seines Alters und seiner geringen politischen | |
| Erfahrung waren Buttigieg aber auch im Präsidentschaftsrennen schon | |
| begegnet – er konterte diese souverän. | |
| Mit dem Verkehrsministerium ist er nun für ein Ressort eingeplant, das | |
| nicht zu den prestigeträchtigsten gehört. Angesichts erwarteter | |
| Großinvestitionen in die Infrastruktur dürfte dem Ministerium in Bidens | |
| Amtszeit aber einige Bedeutung zukommen – viel Raum also für Buttigieg, um | |
| sich weiter zu profilieren. | |
| Biden sagte, in dem Ressort seien einige der ambitioniertesten Vorhaben | |
| seiner Administration geplant. Er vertraue darauf, dass Buttigieg diese | |
| Arbeit mit Anstand und einer kühnen Vision angehen werde. Buttigieg schrieb | |
| in einem [3][Tweet], er fühle sich geehrt. | |
| Der Sender CNN meldete unter Berufung auf ungenannte Quellen auch, dass | |
| Biden für das Energieministerium die frühere Gouverneurin von Michigan, | |
| Jennifer Granholm, vorgesehen habe. Als oberste Koordinatorin für das Thema | |
| Klima wolle er die Ex-Chefin der Umweltbehörde EPA, Gina McCarthy, berufen. | |
| Eine Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. | |
| ## Fokus weiter auf der Stichwahl in Georgia | |
| Biden hatte versprochen, das vielfältigste Kabinett aller Zeiten zu bilden. | |
| Er kündigte unter anderem an, erstmals eine [4][Frau an die Spitze des | |
| Finanzministeriums] zu setzen und erstmals einen [5][Afroamerikaner zum | |
| Pentagon-Chef] zu machen. | |
| Eine große Hürde steht Biden und seiner Partei noch im Bundesstaat | |
| [6][Georgia] bevor, wo es am 5. Januar folgenschwere Stichwahlen um zwei | |
| Sitze im US-Senat geben wird. Bei einem Wahlkampfauftritt in Atlanta warb | |
| Biden am Dienstag eindringlich um Unterstützung der beiden demokratischen | |
| Kandidaten in den Rennen. Die Wähler müssten abstimmen als hinge ihr Leben | |
| davon ab, „denn das tut es“, mahnte er. | |
| Die beiden Stichwahlen spielen für Bidens Präsidentschaft eine gewichtige | |
| Rolle. Denn der Senat bestätigt Kandidaten für Regierungsposten und kann | |
| Gesetzesvorhaben blockieren. Mit den Rennen in Georgia entscheidet sich, ob | |
| Bidens Demokraten die Kontrolle über den Senat bekommen oder die | |
| Republikaner die Mehrheit in der Parlamentskammer behalten. Um die Mehrheit | |
| zu erlangen, müssten sich die Demokraten Jon Ossoff und Raphael Warnock | |
| gegen die republikanischen Senatoren Kelly Loeffler und David Perdue | |
| durchsetzen. | |
| Georgia galt lange als Hochburg der Republikaner. Bei der | |
| Präsidentschaftswahl im November unterlag der republikanische Amtsinhaber | |
| Donald Trump dort jedoch, Biden gewann den Staat knapp. | |
| ## Auch Mitch McConnell erkennt Bidens Wahlsieg an | |
| Trump hat seine Niederlage bei der Präsidentschaftswahl bislang nicht | |
| eingeräumt, sondern behauptet weiter, er sei durch massiven Betrug um den | |
| Sieg gebracht worden. Beweise dafür hat er bislang nicht vorgelegt. Mehr | |
| als 50 Klagen des Trump-Lagers wurden bereits abgeschmettert. Am Montag | |
| bestätigten schließlich die Wahlleute in den Bundesstaaten mit ihrem Votum | |
| Bidens Sieg über Trump. | |
| Am Dienstag erkannte daraufhin auch der republikanische Mehrheitsführer im | |
| Senat, Mitch McConnell, Bidens Sieg öffentlich an und gratulierte dem | |
| Demokraten – nach wochenlanger Zurückhaltung – zum Wahlerfolg. „Das | |
| Wahlleutegremium hat gesprochen. Deshalb möchte ich heute dem gewählten | |
| Präsidenten Joe Biden gratulieren“, sagte er. Biden sagte danach, er habe | |
| McConnell angerufen, um sich für seine Äußerungen zu bedanken. Sie hätten | |
| vereinbart, sich bald zu treffen. | |
| Der amtierende US-Präsident Donald Trump hingegen kritisierte McConnells | |
| Entscheidung. Es sei zu früh, um aufzugeben, [7][twitterte Trump] in der | |
| Nacht zum Mittwoch an die Adresse des republikanischen Mehrheitsführers im | |
| Senat, Mitch McConnell. Die Republikanische Partei müsse endlich lernen zu | |
| kämpfen. „Die Menschen sind wütend!“, fügte er hinzu. | |
| Trump bekräftigte in dem Tweet, die rund 75 Millionen bei der Wahl im | |
| November erhaltenen Stimmen seien ein Rekord für einen amtierenden | |
| Präsidenten. Biden hat nach den vorliegenden Ergebnissen mehr als 81 | |
| Millionen Stimmen gewonnen. McConnell hatte in seinem Statement keinen | |
| Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Wahlergebnisses erkennen lassen. Trump | |
| dagegen hält an seiner Darstellung fest, wegen massiver Unregelmäßigkeiten | |
| um den Sieg gebracht worden zu sein. | |
| Das Endergebnis der Wahl wird offiziell am 6. Januar im Kongress in | |
| Washington verkündet. Biden soll am 20. Januar vereidigt werden. An dem Tag | |
| endet Trumps Amtszeit nach der Verfassung automatisch – auch, wenn er seine | |
| Niederlage nicht eingesteht. | |
| 16 Dec 2020 | |
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| [1] /US-Demokrat-Pete-Buttigieg/!5658254 | |
| [2] /Vorwahlen-der-US-Demokraten/!5666484 | |
| [3] https://twitter.com/PeteButtigieg/status/1339002261066878981 | |
| [4] /Janet-Yellen-wird-US-Finanzministerin/!5731327 | |
| [5] /Archiv-Suche/!5730737 | |
| [6] /Nach-den-US-Wahlen/!5734359 | |
| [7] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1339083004216532993 | |
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