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# taz.de -- Corona-Umgang in Dresden und Erfurt: Sächsisches Lippenbekenntnis
> Der Umgang des Dresdener Ministerpräsidenten Kretschmer mit Corona macht
> fassungslos: Entweder ist er unglaublich naiv oder komplett inkompetent.
Bild: In der Kritik: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer
Die Coronalage in Sachsen ist dramatisch. Seit Wochen ist das medizinische
Personal in dem [1][Bundesland mit den höchsten Infektionszahlen] an der
Belastungsgrenze. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) reagierte
darauf bislang vor allem damit, Stollen an Klinikpersonal zu verteilen.
Am Samstag sagte er dann, ihm sei die Dramatik der Lage erst am 11.
Dezember bewusst geworden: „Mir war nicht klar, dass das Personal in Aue
schon seit sechs Wochen vor meinem Besuch am Limit arbeitete“, so
Ministerpräsident Kretschmer. „Ich hätte mir gewünscht, dass ich früher
gewarnt worden wäre.“
Wer die sächsischen Entwicklungen verfolgt hat, kann darüber nur
fassungslos den Kopf schütteln. [2][Kretschmers vermeintliche Erklärung ist
eine billige Ausrede], mit der er jede Verantwortung von sich weist. Wer in
den vergangenen Monaten eine Zeitung aufgeschlagen hat, wusste: In Sachsen
brennt die Luft. Vom deutschen Bergamo war die Rede, davon, dass sehr viele
Menschen sterben. Zu dem Zeitpunkt, als Kretschmer das Klinikum in Aue
besuchte, war die 7-Tage-Inzidenz im Erzgebirgskreis schon bei über 400
Fällen und die Bundeswehr im Einsatz, um das medizinische Personal zu
unterstützen.
Entweder ist der sächsische Ministerpräsident unglaublich naiv oder aber
völlig unfähig, ein Bundesland durch eine Krise zu steuern. Seine Aussage,
es wäre besser gewesen, das Land deutlich früher herunterzufahren, ist mehr
Lippenbekenntnis als Schuldeingeständnis.
Das geht anders: Nur zwei Tage zuvor hatte der linke [3][Ministerpräsident
von Thüringen, Bodo Ramelow], in einem Interview eingestanden, mit seiner
Coronapolitik einen Fehler gemacht zu haben. Statt die Schuld dafür jedoch
anderen zu geben, sagte dieser deutlich: „Die Kanzlerin hatte recht, und
ich hatte unrecht.“ Einzugestehen, dass man Fehler gemacht hat, und die
Verantwortung dafür selbst zu übernehmen, tut Ministerpräsidenten gut. So
zu tun jedoch, als hätte man das Unglück nicht kommen sehen, ist
unglaubwürdig. Und ein Affront gegen all diejenigen, die seit Wochen nach
Hilfe rufen.
10 Jan 2021
## LINKS
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[3] /Neue-Corona-Massnahmen/!5724866
## AUTOREN
Sarah Ulrich
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Lockdown
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