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# taz.de -- Rassismusdebatte im Fußball: „Wir sind Cavani“
> Der englische Fußballverband bestraft den Uruguayer Edinson Cavani wegen
> Rassismus. In seiner Heimat hält man den Vorwurf für diskriminierend.
Bild: Fühlt sich falsch verstanden: Edinson Cavani, hier im Einsatzu für Urug…
Die Strafe vom englischen Fußballverband fiel deutlich aus. 100.000
britische Pfund Bußgeld muss der Uruguayer Edinson Cavani zahlen. Der
Profi von Manchester United hatte im Spiel gegen den FC Southampton Ende
November zwei Tore erzielt und sich danach auf Instagram bei einem Freund
mit den Worten „Gracias, negrito“ für dessen Glückwünsche bedankt.
Cavanis Wortwahl rief den Verband auf den Plan. Kurz vor Jahresende wertete
der den Gruß als „beleidigend, missbräuchlich und unangemessen“. Der
Spieler habe darin Bezug auf die Hautfarbe oder ethnische Herkunft genommen
und so gegen die Verbandsregeln verstoßen. Außer der Geldstrafe sperrte er
Cavani für drei Spiele und verpflichtete ihn zur Teilnahme an einigen
Unterrichtseinheiten über Rassismus.
Mit welcher Berechtigung die Football Association ein persönliches Anliegen
sanktioniert, das abseits des Fußballfeldes stattfand, sollten
Jurist*innen beantworten. Um des eigenen Friedens willen nahm Cavani die
Verbandsentscheidung an, lehnte aber die Begründung ab. „Ich akzeptiere die
Disziplinarstrafen, da ich weiß, dass ich mit den Gepflogenheiten der
englischen Sprache nicht vertraut bin, aber ich teile nicht die Auffassung
des englischen Verbands“, [1][twitterte der Spieler.]
Manchester United stand Cavani zur Seite. Dieser sei sich „nicht bewusst
gewesen“, dass „seine Worte falsch verstanden werden könnten“. Cavani ha…
ein „liebevolles Dankeschön“ als Antwort auf eine Glückwunschbotschaft
eines Freundes senden wollen. „Aus Respekt und Solidarität mit der FA und
dem Kampf gegen Rassismus“ habe man sich entschieden, die Strafe nicht
anzufechten. Man erwarte, dass die zuständige Kommission in ihrer
schriftlichen Urteilsbegründung klarstellt, „dass Edinson Cavani weder
Rassist ist noch irgendeine rassistische Absicht hinter dem Beitrag
steckte“, heißt es im Statement von Manchester United.
„Frei von rassistischen Nuancen“
Blanco und Negro sind im spanischsprachigen Südamerika die gängigen Wörter
für Weiß und Schwarz und, bezogen auf Personen, Weißer und Schwarzer.
Blanquito oder Negrito ist das jeweilige Diminutiv. Der Googletranslater
würde Letzteres gerne mit „Negerkind“ übersetzen. Doch Edison Cavani hat
kein N-Wort benutzt. Im Wörterbuch der Academia Argentina de Letras findet
sich folgender Eintrag: „Negro, -gra. (Umgangssprachlich).
Vertrauenswürdige Behandlung, die den Vornamen ersetzt und verwendet wird,
um jemanden zu rufen, um Aufmerksamkeit zu bitten oder das Wort an eine
Person zu richten.“ Die Verwendung des Diminutivs verstärke den affektiven
Sinn. Das Wörterbuch der Akademie der spanischen Sprache am Río de la Plata
entspricht dem Duden im deutschsprachigen Raum.
Zu Cavanis Danksagung erklärte die Akademie: „Jeder Benutzer unserer
Sprache in diesem Teil der Welt versteht, dass dieses Wort, das in dem
Kontext verwendet wird, der die Strafmaßnahme zu Folge hatte, eine klare
affektive Bedeutung hat, völlig frei von diskriminierenden oder
rassistischen Nuancen.“ Sie forderte die Aufhebung der Strafe und eine
Entschuldigung bei dem Spieler „dafür, dass sein guter Name unbegründet
beschädigt wurde“.
Empört reagierten die Verantwortlichen von Uruguays Fußballclub Plaza
Colonia. „Sie [Die Engländer] überfielen und besetzten Länder und tun es
noch immer, sie verfolgten und exekutierten Menschen, weil diese anders
dachten, sie versklavten sie, verweigerten ihnen ihre Rechte und verfochten
die religiöse Intoleranz. Heute sind sie die Richter über die Moral, ohne
den Kontext oder die Kultur zu berücksichtigen. Wir sind Cavani“,
[2][twitterte der Verein], der 2016 die Meisterschaft gewonnen hatte.
3 Jan 2021
## LINKS
[1] https://twitter.com/ECavaniOfficial/status/1344752372933939204?ref_src=twsr…
[2] https://twitter.com/PlazaColonia/status/1344713822708396032
## AUTOREN
Jürgen Vogt
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