# taz.de -- Was uns medial 2021 erwartet: Foxsterne und Meilensteinchen | |
> Hat Corona alles anders gemacht in den Medien? Oder werden wir im | |
> nächsten Jahr nicht einfach schon bestehende Tendenzen sich verfestigen | |
> sehen? | |
Bild: Mikrofone, immer noch überall Mikrofone – das bleibt auch 2021 so | |
So, jetzt ist 2020 auch schon wieder rum. Bevor wir hier aber in dieses „so | |
ein Jahr brauch ich nicht noch mal“ einstimmen, kurzer Hinweis: Der ganze | |
Spaß geht 2021 ziemlich genau so weiter, auch medial. | |
Corona hat dabei eigentlich gar nicht alles auf den Kopf gestellt, wie hier | |
und da zu hören ist. Vielmehr haben sich schon vorher anwesende Trends und | |
Zustände stärker herausgeputzt. Eine überwiegende Mehrheit der Menschen | |
vertraut den klassischen Medien. Diese Mehrheit findet auch nach wie vor | |
ziemlich okay, dass es so etwas wie professionellen Journalismus gibt, der | |
ihnen die Welt erklärt, der analysiert und einordnet. Und dabei | |
überprüfbare, etablierte und im Zweifel sogar einklagbare Spielregeln | |
anwendet. | |
Gleichzeitig gibt es eine leider gar nicht so kleine Minderheit, die sich | |
aus dieser Medienwelt verabschiedet hat und um absurde Fox- und | |
Fixsternchen in ihrem eigenen Universum kreist. | |
Für Journalist*innen stellt sich dabei allerdings die Frage, ob sie diese | |
Minderheit und ihr Paralleluniversum nicht etwas zu aufregend | |
(schlimm/bedrohlich/lustig) finden und sie deshalb stärker machen, als sie | |
in Wirklichkeit ist. | |
## Riesen der Branche | |
Ganz nebenbei ist 2020 der unter Schmerzen geborene erste | |
Medienstaatsvertrag Deutschlands in Kraft getreten. Auf dem Weg zum so | |
zögerlichen wie langgezogenen Abschied vom alten Rundfunkbegriff ist dies | |
ein Meilensteinchen. Leider kommt es zu spät, um die neuen Riesen der | |
Branche und ihre Plattformen wirklich noch einhegen zu können. | |
Die Medienpolitik hat weitestgehend kapituliert, auch wenn sie sich das | |
nicht eingestehen will. Gegen Google & Co. sind nun – wenn überhaupt – die | |
Kartellbehörden, Wirtschaftsministerien und EU-Kommissar*innen am Zug. Im | |
kreativen Bereich rollen Netflix, Amazon Prime und die zweite Generation | |
der Streamer den Markt auf. Und den etablierten „alten“ Sendern von privat | |
bis öffentlich-rechtlich dämmert allmählich, dass da wohl wirklich etwas | |
passiert. Denn Kreative arbeiten lieber unter den finanziell selten | |
besseren Bedingungen der neuen Player, weil dort Kreativität wieder | |
zugelassen ist. | |
Bei den Münchner Medientagen, die wegen der Coronapandemie erstmals | |
virtuell stattfanden, sprach UFA-Senior Wolf Bauer von der „kognitiven | |
Diversität“, die dringend gebraucht werde und dennoch zu großen Teilen in | |
den deutschen Medien fehlt. 2016 hatten ARD und ZDF gemeinsam mit RTL und | |
ProSiebenSat1 die erste [1][Diversitätsstudie der MaLisa-Stiftung] | |
präsentiert. Alles sollte anders werden. Um festzustellen, wie wenig vier | |
Jahre danach im deutschen Fernsehen allein in der Frage „Gleichstellung der | |
Geschlechter“ passiert ist, genügte 2020 ein Blick ins TV-Programm. | |
Aber wo bleibt die Presse? Sie muss schließlich gerettet werden. 220 | |
Millionen Euro will sich die Bundesregierung den Spaß kosten lassen, weiß | |
aber nicht, wie. Es ist zum Wegschmeißen: Da nörgeln die Verlage so lange, | |
bis sie die Politik weich geklopft haben. Und dann passiert gar nichts. Die | |
ersten Millionen sollten schon dieses Jahr fließen, doch es gibt immer noch | |
keine Kriterien, wie wer wo was warum gefördert werden soll. Kleiner Tipp: | |
Dann das Ganze doch besser lassen oder zumindest noch mal ganz neu | |
überlegen. | |
War 2020 noch was? Ach ja, [2][die Rundfunkbeitragserhöhung fällt erst mal | |
aus.] Die Sender klagen in Karlsruhe. Wie gesagt: Der ganze Spaß geht 2021 | |
ziemlich genau so weiter, auch medial. | |
1 Jan 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Untersuchung-zu-Medienpraesenz/!5689010 | |
[2] /Aus-fuer-Erhoehung-des-Rundfunkbeitrags/!5730721 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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