# taz.de -- Kunsttipps für Berlin: Die Leere auffüllen | |
> Reijiro Wada findet neue Bilder für die Vergänglichkeit, Paul Yore | |
> dechiffriert Texte und Zeichen. Andere Galerien und Räume locken mit | |
> Editionen. | |
Bild: „Scarlet Portal“ und „Vanitas“ von Reijiro Wada. Installationsans… | |
Es gibt Ausstellungen, bei denen es sich besonders lohnt, die | |
Materialangaben zu lesen. Reijiro Wadas Schau „Embraced Void“ bei | |
[1][Daniel Marzona] gehört zweifellos dazu. Bei den grünlich schimmernden | |
Mustern auf den beiden Messingplatten, welche die Wandarbeit „Vanitas“ | |
zieren, handelt es sich nämlich, so lässt sich nachlesen, um die | |
Fruchtsäure, verrottenden Obstes, das Wada auf die Platten geworfen hat. | |
Und bei „Scarlet Portal“, einem frei im Raum stehenden überkopfgroßen | |
Messingrahmen, der zwei Glasscheiben hält, bestätigt der Blick auf das | |
Infoblatt, was man womöglich bereits vermutete: Die tiefrote Flüssigkeit, | |
die sich zwischen den Scheiben befindet, ist tatsächlich Rotwein. | |
Eingefüllt wurde dieser auf eine Art und Weise, die für ein rätselhaftes | |
ovales Vakuum im oberen Viertel des Rahmens sorgte. | |
Wada arbeitet sich schon länger am Topos der Vergänglichkeit und dem der | |
Leere ab, schon öfter mit Rotwein. Aktuell bietet diese Kombination | |
vielleicht noch mehr hochgeistige assoziative Anknüpfungspunkte als sonst | |
(ohne freilich an dieser Stelle vermehrten Alkoholkonsum in öden | |
Pandemiezeiten verharmlosen zu wollen). | |
Kein Ende in Sicht | |
Die Materialien, mit denen Paul Yore arbeitet, lassen sich weniger im | |
Supermarkt als in Bastel- und Handarbeitsgeschäften finden. Yores liebstes | |
Medium ist der Quilt, in der [2][Galerie Michael Reid ] zeigt er außerdem | |
eine Stoffskulptur und Gobelinstickereien, die er als Hintergrund für | |
gesellschaftspolitische Kommentare nutzt. „This is not the End“ oder „Tru… | |
isn't Truth“ steht auf ihnen quer über den Umrissen des australischen | |
Kontinents geschrieben, „Patriot“ lautet der Titel der Schau. | |
Yore, queerer Künstler und Aktivist aus Australien, dechiffriert in seinen | |
plakativ bunten Textilarbeiten Bedeutungen, Narrative, Sprache, Symbole, | |
Textbausteine, die er sich unter anderem aus der Werbung, aus Comics, | |
Magazinen und Pornos ausborgt. | |
Kunst zum Kaufen | |
Nicht erinnern kann ich mich, in früheren Jahren Emails von Galerien mit | |
Betreffzeilen gelesen zu haben, wie sie etwa die [3][Galerie Thomas | |
Schulte] kürzlich verschickte: „Check out the ART WORKS in our Online | |
Shop.“ Das Jahr 2020 hat den Kunsthandel massiv verändert, digitalisiert | |
und damit womöglich zugänglicher, zumindest aber die Preise transparenter | |
gemacht. | |
Gefühlt noch mehr als sonst im Dezember bieten Galerien, Institutionen, | |
Verlage und Projekträume zudem gerade Editionen an. On- wie offline. | |
[4][Mountains ] nennen das „Boutique“ und zeigt die Arbeiten im | |
Schaufenster der Galerie. Den Kunst-Merch von David Shrigley gibt es | |
weiterhin nebenan bei [5][BQ] zu erwerben. [6][Goeben ] bietet | |
Editionsboxen mit Arbeiten von sieben Künstler*innen an. Die Weserhalle | |
wiederum startet am Dienstag um 18 Uhr eine [7][Online-Auktion]. Und so | |
weiter. Und so weiter. Alles gut geeignet als Geschenke, die gleichzeitig | |
Künstler*innen unterstützen. | |
8 Dec 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.danielmarzona.com/ | |
[2] https://michaelreid.com.au | |
[3] https://www.galeriethomasschulte.de/ | |
[4] http://mountains.gallery/boutique/ | |
[5] http://www.bqberlin.de | |
[6] https://goeben.berlin/ | |
[7] https://weserhalle.com/art-auction/ | |
## AUTOREN | |
Beate Scheder | |
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