| # taz.de -- Sachsen-Anhalts CDU in der Krise: Kein zur Ruhe kommen | |
| > Der Streit um den Rundfunkbeitrag eskaliert in Magdeburg weiter. Der | |
| > entlassene CDU-Innenminister Stahlknecht tritt nun auch vom Parteivorsitz | |
| > zurück. | |
| Bild: Ob per Handschlag oder Ellbogen – für Stahlknecht hat es sich im Landt… | |
| Magdeburg epd | Der [1][entlassene sachsen-anhaltische Innenminister Holger | |
| Stahlknecht] will am Dienstag auch den Landesvorsitz der CDU abgeben. Das | |
| kündigte Stahlknecht am Freitagabend in Magdeburg an und erklärte, er wolle | |
| mit diesem Schritt weiteren Schaden von seiner Partei, seiner Familie und | |
| von sich abwenden. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) | |
| hatte seinen Innenminister am Freitag wegen eines Interviews Stahlknechts | |
| in der Magdeburger „Volksstimme“ entlassen, in dem dieser einen Bruch der | |
| Koalition mit SPD und Grünen und die Möglichkeit einer allein von der CDU | |
| gebildeten Minderheitsregierung nicht mehr ausgeschlossen hatte. | |
| Hintergrund ist ein [2][Streit um die Erhöhung der Rundfunkgebühren]. Die | |
| sogenannte Kenia-Koalition ringt seit Wochen um eine einheitliche Position | |
| zur Erhöhung des Rundfunkbeitrags auf 18,36 Euro ab 1. Januar. Die CDU ist | |
| wie die AfD dagegen, beide hätten im Landtag zusammen eine Mehrheit. SPD | |
| und Grüne wollen für den Medienänderungsstaatsvertrag stimmen. Sie drohen | |
| mit einem Koalitionsbruch, sollte die CDU [3][gemeinsam mit der AfD dagegen | |
| votieren]. | |
| Stahlknecht sprach von einer haltlosen Behauptung des politischen Gegners, | |
| die Sachsen-Anhalt-CDU suche eine Annäherung an die AfD. Das Interview sei | |
| ein Appell auch an die Koalitionspartner gewesen, „dieses zerstörerische | |
| Manöver nicht zu zulassen und alle drohenden Konsequenzen zu durchdenken“. | |
| Der CDU-Landesverband erklärte am Freitagabend, die Entlassung des | |
| Innenministers habe keinen Einfluss auf die Arbeits- und Handlungsfähigkeit | |
| des CDU-Landesvorstandes. Mit der CDU werde es keine Erhöhung des | |
| Rundfunkbeitrages geben. „Daran ändert sich auch nichts“, hieß es. | |
| Ministerpräsident Haseloff hatte am Freitag versichert, er verfolge | |
| weiterhin das Ziel, „in der für das Land schwierigsten Phase der | |
| Überwindung einer Pandemie bisher unvorstellbaren Ausmaßes eine in jeder | |
| Hinsicht handlungsfähige Regierung anzuführen“. Diese solle auch im Landtag | |
| über verlässliche Mehrheiten verfügen. Die Oppositionsparteien Linke und | |
| FDP forderten Haseloff auf, jetzt die Vertrauensfrage zu stellen. Die | |
| amtierende FDP-Landeschefin Lydia Hüskens sagte, der Ministerpräsident habe | |
| offensichtlich seine Landtagsfraktion und den Landesverband nicht mehr | |
| hinter sich. | |
| CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak warf dagegen SPD und Grünen vor, | |
| wortbrüchig werden zu wollen. „SPD und Grüne wollen den Koalitionsvertrag | |
| brechen, den sie am 24. April 2016 unterschrieben und von ihren | |
| Landesparteitagen zuvor abstimmen ließen“, schreibt Ziemiak in einem | |
| Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Samstag.) Damals | |
| hätten die Partner Beitragsstabilität vereinbart. | |
| Der Rundfunkbeitrag soll laut KEF-Empfehlung von 17,50 auf 18,36 Euro | |
| steigen. Der Medienänderungsstaatsvertrag wird derzeit von den 16 | |
| Landesparlamenten ratifiziert, nur Sachsen-Anhalt gilt als Wackelkandidat. | |
| Sollte der Landtag nicht bis Ende Dezember zustimmen, wird der Vertrag | |
| gegenstandslos und tritt nicht in Kraft. | |
| 5 Dec 2020 | |
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