| # taz.de -- Pfandsystem für Smartphones: Was die Idee so schwierig macht | |
| > In Deutschland gibt es nur für wenige Produkte ein Pfandsystem – auch | |
| > nicht für Smartphones. Eine Studie zeigt, warum. | |
| Bild: In Deutschland liegen pro 100 Haushalte 149 ausrangierte Smartphones herum | |
| Berlin taz | Pfandsysteme können die Umwelt schützen und Recycling | |
| erleichtern. Bisher gibt es aber nur für wenige Produkte in Deutschland ein | |
| ausgereiftes Pfandsystem. Die Grünen haben deshalb eine Studie in Auftrag | |
| gegeben, die zeigt, für welche Produkte eine Bepfandung sinnvoll wäre. | |
| Grundlegend [1][gilt in Deutschland das Ziel einer Kreislaufwirtschaft, bei | |
| der möglichst wenige Abfälle entstehen und möglichst viel wiederverwertet | |
| werden soll]. Bisher hakt es aber bei der Umsetzung. Laut der Studie des | |
| Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie liegt das zum Beispiel am | |
| Design vieler Produkte, welches ein stoffliches Recycling erschwert. Das | |
| ist etwa bei Verpackungen der Fall, die sich aus verschiedenen Materialien | |
| zusammensetzen. | |
| Hinzu kommen Probleme bei der Sortierung und Erfassung von Abfällen. | |
| Stoffe, die falsch entsorgt wurden und eigentlich recycelt werden könnten, | |
| werden zu oft verbrannt. Pfandsysteme könnten dazu beitragen, dass | |
| bestimmte Produkte gesondert gesammelt und dann recycelt werden können. | |
| Wichtig ist das zum Beispiel bei Batterien, die Gefahrenstoffe beinhalten | |
| oder bei Verpackungen, die mit Substanzen wie Pestiziden in Berührung | |
| gekommen sind. Werden sie falsch entsorgt, schadet das der Umwelt. | |
| So wird auch immer wieder ein Pfandsystem für Smartphones diskutiert. Laut | |
| [2][Statistischem Bundesamt] existieren in Deutschland in 100 Haushalten | |
| 104,7 Laptops, 64,6 Tablets und 183,6 Mobiltelefone (darunter 149,2 | |
| Smartphones), die unbenutzt herumliegen oder falsch entsorgt werden. | |
| ## Ansätze für neue Pfandsysteme | |
| Allerdings ist ein Pfandsystem für Smartphones unter anderem wegen des | |
| Pfandpreises schwierig umzusetzen. Er dürfte nicht zu gering ausfallen, | |
| damit genug Anreiz besteht, die Geräte zurückzugeben, statt sie zu | |
| verkaufen. Wenn er allerdings zu hoch ist, würden die Geräte im Einkauf | |
| deutlich teurer. Außerdem müsste der Datenschutz beim Einsammeln gesichert | |
| sein. Ob sich ein Pfandsystem für Smartphones lohnt, könne aufgrund der | |
| Einschränkungen nur anhand eines konkreten Konzepts beurteilt werden, heißt | |
| es in der Studie. | |
| Ein paar Beispiele für ein Pfandsystem für Smartphones gibt es aber | |
| bereits. Zum Beispiel bei [3][Shift]. Für jedes Smartphone bezahlt man als | |
| Käufer*in ein Pfand von 22 Euro. Wenn man es zurückgeschickt hat, erhält | |
| man einen Gutschein in Höhe des Pfandes – egal ob das Gerät funktioniert | |
| oder einen Defekt hat. Laut Shift werden die zurückgeschickten Smartphones, | |
| je nachdem in welchem Zustand sie sich befinden, aufbereitet, verwertet | |
| oder richtig entsorgt. | |
| ## Staat überlässt Initiative der Wirtschaft | |
| Solche oder ähnliche Ansätze aus dem privaten Bereich gibt es für | |
| Smartphones noch mehr. Und auch für andere Produkte gibt es privat | |
| initiierte Positivbeispiele. Etwa [4][Recup,] ein Pfandsystem für | |
| To-go-Becher. Die Idee ist einfach. Verschiedene Cafés, Restaurants oder | |
| Kantinen nutzen die Becher. Gegen einen Euro Pfand lässt man sich den | |
| Kaffee in einem der wiederverwendbaren Becher ausgeben und gibt diesen | |
| später entweder dort zurück, wo man ihn herhat, oder in einem der anderen | |
| teilnehmenden Gastrobetriebe. | |
| Solche privaten Pfandsysteme werden meist aufgrund von Unternehmenszielen | |
| initiiert. Der Staat könnte sie aber stärker fördern und lenken – zum | |
| Beispiel durch Recyclingvorgaben, Rezyklateinsatzquoten und | |
| Abfallvermeidungsziele. | |
| Grundsätzlich kann der Staat Pfandsysteme aber auch direkt aufbauen. | |
| [5][Das beste Beispiel dafür ist das Einwegpfand]. Weitere sinnvolle | |
| Anwendungsbereiche sehen die Autor*innen der Studie im Bereich von | |
| Verpackungen, die mit Schadstoffen belastet sind, To-go-Verpackungen oder | |
| Elektrogeräten. | |
| „Die Klimakrise zu stoppen heißt auch, Schluss zu machen mit | |
| Ressourcenverschwendung“, betont Bettina Hoffmann, Sprecherin der Grünen | |
| für Umweltpolitik. Sie wünscht sich in Zukunft mehr Offenheit für | |
| Innovationen in der Kreislaufwirtschaft und digitale Lösungen, um | |
| geschlossene Wertstoffkreisläufe zu ermöglichen. | |
| 22 Dec 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Neues-Gesetz-gegen-Verpackungsmuell/!5729787 | |
| [2] https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/EinkommenKonsum-Leben… | |
| [3] https://www.shiftphones.com/pfand/ | |
| [4] https://recup.de/ | |
| [5] /Mehr-als-nur-die-Buechse-vom-Boekelberg/!5729038 | |
| ## AUTOREN | |
| Lena Wrba | |
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