# taz.de -- Linkspartei kooperiert mit der AfD: Konfliktstoff in der Lausitz | |
> Im Streit um einen Jugendclub in Forst in der Lausitz verbündet sich die | |
> Linke mit der AfD. Den Lokalpolitikern droht der Parteiausschluss. | |
Bild: Die Stadt Forst in der Lausitz: Hier soll das umstrittene Jugendzentrum e… | |
Berlin taz | Nicht nur die CDU hat gelegentlich Probleme mit der Abgrenzung | |
zur AfD. Im brandenburgischen Forst sorgt eine Zusammenarbeit mit der | |
[1][vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuften Landespartei] für | |
Streit. Nur dass der Kooperationspartner der Rechten diesmal nicht die CDU, | |
sondern ausgerechnet die Linkspartei ist. Am Montagabend haben | |
Linke-Fraktion und AfD-Fraktion im Stadtrat bei einer Sondersitzung für | |
einen Antrag zur Klage gegen die Kommunalaufsicht vor dem Cottbuser | |
Verwaltungsgericht gestimmt. Dabei geht es um den umstrittenen Bau eines | |
Jugendzentrums, für das sich AfD und Linkspartei zusammen einsetzen. | |
Auf der Landesebene ist man konsterniert über diese Kooperation. „Da gibt | |
es keinen Interpretationsspielraum“, sagte Linken-Landesgeschäftsführer | |
Stefan Wollenberg der taz. Beschlusslage der Bundespartei ist, dass es | |
keinerlei Zusammenarbeit mit der AfD geben darf – auch nicht auf kommunaler | |
Ebene. Den beiden bisher verbliebenen Parteimitgliedern in der | |
Stadtratsfraktion Forst habe man im Vorfeld eine Frist gesetzt, von dem | |
Antrag Abstand zu nehmen. Für den Fall, dass sie bei ihrer Haltung bleiben, | |
habe man Konsequenzen angekündigt. Es läuft also auf ein | |
Parteiausschlussverfahren hinaus. | |
Ein solches hatte es auch schon gegen den ehemaligen Forster | |
Linken-Fraktionschef Ingo Paeschke gegeben, der ebenfalls mit der AfD | |
zusammengearbeitet hat. Die Landesschiedskommission hatte im September | |
entschieden, dass Paeschke deshalb aus der Partei ausgeschlossen wird. Die | |
Zusammenarbeit mit der AfD in Forst verletze einen elementaren Grundkonsens | |
der Linken, erklärten dazu die Linke-Landesvorsitzenden Anja Mayer und | |
Katharina Slanina. | |
Vorausgegangen war im Frühjahr ein Antrag der Fraktion „Gemeinsam für | |
Forst“ in der Stadtverordnetenversammlung zum Bau eines Jugendclubs. Den | |
unterstützen die Linke und die AfD. Ende Mai stellten sie ihr Konzept auf | |
einer Pressekonferenz gemeinsam vor. | |
## So oder so: Für die Stadt wird es teuer | |
Der zuständige Linken-Kreisverband Lausitz versuchte daraufhin im Juni | |
[2][den Ortsverband Forst aufzulösen], verfehlte die nötige | |
Zweidrittelmehrheit auf einem Sonderparteitag aber knapp. Außerdem forderte | |
man die Forster auf, nicht mehr unter dem Namen Die Linke aufzutreten. | |
Allerdings ohne Erfolg. In der Landespartei spricht man in Bezug auf die | |
Forster Genossen mittlerweile von völligem Realitätsverlust und Bockigkeit. | |
In der Sache hatten Linke, AfD und „Gemeinsam für Forst“ seinerzeit zwar | |
erst mal eine Mehrheit. Doch die zuständige Kommunalaufsicht kassierte | |
Anfang November den Beschluss der Stadtverordneten für das Jugendzentrum | |
wieder, weil die Stadt sich den Neubau schlicht nicht leisten kann. Die | |
gesetzliche Pflicht zur sparsamen und wirtschaftlichen Haushaltsführung | |
werde nämlich verletzt. Doppelter Schaden: Die anvisierten 1,4 Millionen | |
Euro für die bereits zwei Jahre zuvor angestoßene Sanierung des bestehenden | |
Gebäudes sind nun auch widerrufen worden. 90 Prozent der Kosten sollten vom | |
Land getragen werden. | |
Nun kooperierten am Montag AfD und Linke also wieder, um das Jugendzentrum | |
gegen den Widerstand der Kommunalaufsicht doch noch durchzusetzen. Die | |
parteilose Bürgermeisterin Simone Taubeneck muss nun den Beschluss von | |
Montag umsetzen und gegen die Entscheidung der Kommunalaufsicht klagen – | |
obwohl sie selbst gegen den Bau des Jugendzentrums ist. „Das ist schon | |
paradox“, sagte sie der taz. | |
Was Paeschke wiederholt als Sachpolitik rechtfertigte, ist für seine Partei | |
ein großer Scherbenhaufen und hat seine Stadt Millionen gekostet. Bessere | |
Bedingungen für die Jugendarbeit wird es in dem strukturschwachen Gebiet | |
wohl weiterhin nicht geben. | |
1 Dec 2020 | |
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## AUTOREN | |
Marco Zschieck | |
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