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# taz.de -- Dortmunds Fußballstar auf Kur in Katar: Aufhebung einer No-go-Area
> Erling Haaland lässt in Katar eine Verletzung behandeln. Auf politische
> Hygieneregeln pfeift man beim BVB.
Bild: Wertvoller Spieler: Für Haaland ist kein Weg zu weit, wenn es darum geht…
Weltmeisterschaften können Diktaturen besser. Das hat Hans-Joachim Watzke
erst zu Beginn des Jahres gesagt, als es mal wieder um die Vergabe der WM
nach Katar ging und um die Frage, wie der Fußball mit Staaten umgeht, wo
Menschenrechte nicht sonderlich viel wert sind.
Wo solle man denn das Turnier austragen, wenn man es nur noch an lupenreine
Demokratien vergeben solle, fragte der Geschäftsführer von Borussia
Dortmund. Zynisch sei das, räumte er ein, um noch einen ebenso zynischen
wie wenig Demokratie wertschätzenden Stammtischklopfer loszuwerden. [1][Für
einen Autobahnausbau in Deutschland] brauche es 14 Jahre Vorlauf, bis der
letzte Eichelhäher umgesiedelt sei.
Muskelfaserrisse können Diktaturen ebenfalls besser. Das hat man diese
Woche aus Dortmund neu dazugelernt. Man ahnt bereits: Die Liste könnte
künftig nicht nur größer, sondern auch immer kleinteiliger werden.
Borussias derzeit wertvollster Spieler Erling Haaland, der an dieser
Blessur leidet, hat in diesen Tagen ein mit einem Ratespiel versehenes Foto
von sich gepostet. Die Leute, die pandemiebedingt alle zu Hause bleiben
sollen, müssen ja auch ein wenig unterhalten werden. Und sie sollten
herausbekommen, wo er sich gerade befinde.
Die Antwort lautete natürlich nicht Deutschland, und selbst die
wahrscheinlichere Variante (Urlaub in Brasilien) schied aus, schließlich
läuft der Spielbetrieb noch und wer wüsste nicht von seiner Verletzung. Die
richtige und einzig logische Antwort konnte nur Doha in Katar lauten.
Schließlich ist ein Muskelfaserriss eine Allerweltsverletzung, und wo
könnte sie besser geheilt werden als in Katar in der Aspire Academy, einem
der weltweit größten Trainingszentren für Spitzensportler?
„Ein erstaunlicher Ort“
Die Akademie arbeitet [2][mit der 2007 aufgebauten Aspetar-Klinik
zusammen], die sich seit 2009 Fifa Medical Centre of Excellence nennen
darf. Der Sohn des Fifa-Chefmediziners Michel d’Hooghe hat dort einen
Arbeitsplatz gefunden. Und der einstige Mancity-Profi Yaya Touré schwärmte
vor Jahren: „Das ist wirklich ein erstaunlicher Ort. Selbst in Europa haben
sie nichts Ähnliches.“ Kein Wunder, in Katar hat man jede Menge Geld in den
globalen Hotspot der Sportmedizin gesteckt. Sportswashing, nennt man die
politische Strategie des Landes, das eigene Image mit Hilfe des Sports
aufzupolieren. Die Fußball-WM 2022 ist nur ein Bestandteil des Programms.
Im Muskelfaserspezialistenemirat ist Haaland nun bestens versorgt. Das
versicherte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc. Von Experten sei er dort
umgeben, die im engen Austausch mit der medizinischen BVB-Abteilung
ständen. Aktuelle Bilder aus Doha dokumentierten bereits die ersten
Fortschritte. So ganz geheuer ist den Dortmundern der Katar-Trip ihres
Stürmers aber offenbar nicht. Recht feige hob Zorc hervor, man sei einem
Wunsch Haalands nachgekommen. So als ob die Wünsche eines 20-Jährigen
zugleich Gesetz für den Verein seien.
Vielleicht erinnert sich Zorc noch daran, dass er vor vier Jahren ein
Dortmunder Trainingslager in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit den
Worten verteidigte: „Anders als Katar und Saudi-Arabien ist Dubai keine
No-go-Area.“ Er unterschied damals noch zwischen akzeptablen und
inakzeptablen Menschenrechtsverletzungen.
Mit Haaland, so erklärte Zorc am Donnerstag, sei abgesprochen, dass er sich
an die vor Ort geltenden Hygieneregeln halte. [3][Auf politische
Hygieneregeln] pfeift man offenbar bei Borussia Dortmund.
11 Dec 2020
## LINKS
[1] https://www.fr.de/sport/fussball/goldsteaks-eichelhaeher-13511323.html
[2] https://www.aspetar.com/index.aspx?lang=en
[3] /Debatte-Fussball-und-Menschenrechte/!5270085
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
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Erling Haaland
Katar
Fußball
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Fußball
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Champions League
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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