| # taz.de -- Umstrittener Auftrag für Schutzmasken: Vorwurf Vetternwirtschaft | |
| > Über den Sohn von NRW-Ministerpräsident Laschet hat das Unternehmen van | |
| > Laack einen Millionen-Auftrag bekommen. Die Aufregung ist groß. | |
| Bild: Armin Laschet verheddert im Masken-Deal? | |
| Düsseldorf taz | Nordrhein-Westfalens [1][Ministerpräsident Armin Laschet | |
| (CDU)] gerät wegen eines schnell erteilten Landesauftrags zur Produktion | |
| von Coronaschutzmasken an den Mönchengladbacher Hemdenhersteller van Laack | |
| zunehmend in den Verdacht der Vetternwirtschaft. Konkurrenten des | |
| Textilunternehmens sehen sich übervorteilt – denn van Laack hat | |
| ausgerechnet Laschets Sohn Johannes, genannt „Joe“, als Modeblogger und | |
| Influencer auf der Payroll. | |
| „Auch wir hätten liefern können, auch wir haben ein Angebot eingereicht“, | |
| sagte ein Textilunternehmer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen | |
| will, der taz. Der auf dem Höhepunkt der ersten Coronawelle am 20. April | |
| abgeschlossene Deal mit van Laack im Wert von 38,5 Millionen Euro | |
| hinterlasse bei ihm einen „faden Beigeschmack“ – schließlich habe er au�… | |
| einer automatisierten Eingangsbestätigung keinerlei Reaktion auf sein | |
| eigenes Angebot vom 14. April erhalten. | |
| Dabei ist der Unternehmer offenbar nicht allein: Die Westdeutsche | |
| Allgemeine berichtet, die Firma B. M. Company aus Herne habe dem Land schon | |
| am 27. März freie Kapazitäten gemeldet – ein Auftrag sei aber nicht | |
| zustande gekommen. Auch SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty erklärte am | |
| späten Donnerstagnachmittag in Düsseldorf, bei ihm hätten sich weitere | |
| Unternehmen aus Wuppertal und Dortmund gemeldet, die ebenfalls erfolglos | |
| Masken und Schutzkleidung angeboten haben wollen. | |
| Bei van Laack rief dagegen Ministerpräsident Laschet persönlich an. Bekannt | |
| geworden ist das durch die Wichtigtuerei des Firmenchefs Christian von | |
| Daniels selbst: An einem Sonntagabend, „als im Fernsehen gerade ein | |
| James-Bond-Film lief“, sei der Regierungschef am Telefon gewesen, prahlte | |
| von Daniels im Interview mit der Rheinischen Post. Zuvor habe er dessen | |
| Sohn „Joe gesagt, dass er seinem Vater meine Nummer geben kann“. Schon zwei | |
| Tage später seien Mitarbeiter der Landesregierung angereist und hätten sich | |
| die Masken seiner Firma angeschaut. | |
| ## Kurzer Dienstweg | |
| Die SPD wittert prompt „Influencer-Marketing in der Staatskanzlei“ und | |
| fordert per Kleine Anfrage Aufklärung. Auch wenn in der ersten Welle der | |
| Pandemie alle händeringend nach Masken gesucht hätten – Aufträge im Wert | |
| von fast 40 Millionen Euro seien „keine Privatsache“, findet | |
| SPD-Fraktionschef Kutschaty. | |
| Doch [2][Laschet, der im Kampf um den CDU-Bundesvorsitz laut Umfragen | |
| hinter Merz und Röttgen] liegt, reagiert mit wüsten Angriffen: Die | |
| „Unterstellungen“ seien „schäbig und unanständig“. Sein Sohn habe | |
| uneigennützig gehandelt und ohne Lohn einen Kontakt hergestellt, während | |
| sich seine Landesregierung im Höhepunkt der ersten Coronawelle auf der | |
| Suche nach Masken verzweifelt „die Hände wund telefoniert“ habe. | |
| Allerdings: Ohne den eigentlich vorgeschriebenen Teilnahmewettbewerb im | |
| Geschäft ist van Laack noch heute. Für 4 Millionen Euro liefert die Firma | |
| der nordrhein-westfälischen Polizei gerade 2,5 Millionen Stoffmasken. Zwar | |
| versichert das Düsseldorfer Innenministerium, van Laack sei der billigste | |
| Anbieter gewesen. Für eine ordnungsgemäße Ausschreibung reichte die Zeit | |
| aber nicht – als wäre die zweite Coronawelle unvorhersehbar über NRW | |
| gerollt. | |
| 4 Dec 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Wyputta | |
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