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# taz.de -- Krise der Brexit-Verhandlungen: Ein riskantes Spiel
> Bei den Brexit-Verhandlungen ist die Fischereipolitik nur vorgeschoben.
> Beiden Seiten mangelt es an neuen Ideen.
Bild: Schattenhaft: Eine Einigung zwischen London und Brüssel scheint nicht in…
Diesmal ist es ernst. Als die Verhandlungsführer der EU und Großbritanniens
am Freitag die Gespräche über ihre zukünftigen Handelsbeziehungen für
gescheitert erklärten, geschah das nicht im Dissens. Gemeinsam stellten
Michael Barnier und David Frost fest, die Bedingungen für eine Einigung
seien nicht gegeben. Auf Geheiß Ursula von der Leyens und Boris Johnsons
kommen sie zwar jetzt wieder zusammen – aber der britische Premierminister
und die EU-Kommissionspräsidentin haben keine neuen Ideen; sie schicken
Barnier und Frost einfach mit unveränderter Verhandlungsgrundlage wieder
aufeinander los. Was soll dabei herauskommen?
[1][Das Scheitern am Freitag war nicht zwangsläufig.] Vieles war geklärt.
Doch offenbar kamen in letzter Minute aus Frankreich neue Forderungen –
etwa, dass sich bei der Fischerei zehn Jahre lang überhaupt nichts ändert,
Großbritannien seine Gewässer also nach wie vor komplett der EU überlassen
soll. Natürlich war das für die britische Seite nicht annehmbar.
Wieso ist der Fischereisektor eigentlich so wichtig? Tatsächlich erklärt
erst die relative Bedeutungslosigkeit der Fischerei ihren geradezu
totemistischen Wert bei den Brexit-Verhandlungen, während der viel
wichtigere Finanzsektor kein Thema ist. Man setzt als Verhandlungsmasse nur
das ein, was man unbeschadet verlieren kann. Paris wettet jetzt: Wenn
absurde Fischereiforderungen einen „Deal“ platzen lassen, wird
Großbritannien so sehr leiden, dass es nächstes Jahr aus einer Position der
Schwäche heraus viel schlechtere Gesamtbedingungen akzeptieren wird. Paris
opfert die eigenen Fischer einem harten Brexit, der Großbritannien
insgesamt in die Knie zwingen soll.
Aber dieses Kalkül kann schiefgehen. [2][Großbritanniens Brexiteers fühlen
sich bestätigt]: Mit einem solchen Partner können wir nicht kooperieren.
Labour hofft: Ein No-Deal-Chaos treibt konservative Wähler zurück zu uns.
Schottlands Nationalisten wittern einen Schub für ihren Drang nach
Unabhängigkeit. Die an einem Deal interessierten Kräfte in Großbritannien
sind demgegenüber übersichtlich. Noch ist es möglich, aus gemeinsamen
Interessen eine Vereinbarung zu schmieden. Aber wenn es niemand will, wird
es nicht geschehen.
7 Dec 2020
## LINKS
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## AUTOREN
Dominic Johnson
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Europäische Union
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EU-Politik
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