| # taz.de -- Bund-Länder-Runde zu Corona vertagt sich: Aufgeschoben statt aufge… | |
| > Trotz langer Verhandlungen endete das Bund-Länder-Treffen am Montagabend | |
| > ohne große Beschlüsse. Was war da los? Eine Analyse. | |
| Bild: Die Kanzlerin beim Pressetermin mit ihren Länderkollegen aus Berlin und … | |
| BERLIN taz | Zumindest eines war klar, am Montagabend, als die | |
| Bundeskanzlerin mit ihren Länderkollegen aus Berlin und Bayern vor die | |
| Presse trat: Die Dauer der Bund-Länder-Gespräche sagt wenig darüber aus, ob | |
| weitreichende Beschlüsse gefasst werden − oder eben nicht. Als die | |
| Kanzlerin und die Länderchefs Ende Oktober einen zweiten Lockdown | |
| beschlossen, war die Runde relativ schnell durch. Am Montag dagegen: Lange | |
| fünf Stunden Verhandlungen, ohne große Entscheidungen am Ende. | |
| Allerdings waren die Erwartungen im Vorfeld ohnehin gering. Nach zwei | |
| Wochen eingefrorenen Freizeit- und Kulturlebens ist noch keine Trendumkehr | |
| in Sachen Neuinfektionen erkennbar – gleichwohl die Kurve inzwischen | |
| stagniert. Vom Ziel, die Coronafälle auf maximal 50 pro 100.000 Einwohner | |
| in sieben Tagen zu drücken, ist Deutschland aber noch „ein großes Stück | |
| entfernt“, wie [1][die Kanzlerin selbst] sagte. | |
| Merkel und der Bund hätten sich deshalb bereits am Montag bindende | |
| Entscheidungen zu weiteren Kontaktbeschränkungen gewünscht, etwa mit Blick | |
| auf private Treffen und Feiern. Eine entsprechende Beschlussvorlage des | |
| Bundes sah dazu auch eine Quarantäneempfehlung für Menschen mit | |
| Erkältungssymptomen vor. Und Verschärfungen im Schulbereich, als halbierte | |
| Klassen und eine generelle Maskenpflicht für Schüler und Lehrpersonal. | |
| Doch der Widerstand der Länder, [2][die die Schulen möglichst lange offen | |
| halten wollen], war so groß, dass diese Vorschläge schnell vom Tisch waren. | |
| Auch sonst sperrten sich die Länder für weitergehende Beschlüsse. Dabei | |
| sorgte unter den Länderchefs vor allem für Ärger, dass die Beschlussvorlage | |
| des Kanzleramts mit ihnen vorher nicht abgestimmt war. | |
| Ab Dezember soll es kostenlose FFP2-Masken geben | |
| Entsprechend deutlich fiel die Kritik aus. Die rheinland-pfälzische | |
| Ministerpräsidentin Malu Dreyer etwa sagte nach den Gesprächen, das Papier | |
| des Bundes habe „zu viel Unmut geführt“. Dies sei ein Grund, „warum wir … | |
| lange getagt haben“. In der Vorlage hätten sich „viele von uns“ nicht | |
| wiedergefunden und auch die Gespräche nicht wiedergefunden. Daher sei | |
| länger diskutiert worden, sagte die SPD-Politikerin. | |
| Dennoch konnte sich die Runde auch auf Handfestes verständigen: So sollen | |
| Menschen, die der Risikogruppe angehören, etwa Ältere und Kranke, ab | |
| Dezember kostenlose FFP2-Masken erhalten. Laut Beschluss will der Bund die | |
| Kosten dafür übernehmen. | |
| Ansonsten standen am Ende der Gipfels zwei Botschaften: Zum einen betonten | |
| alle Beteiligten abermals an die Bevölkerung, freiwillig auf private | |
| Kontakte zu verzichten. „Jeder Kontakt, der nicht stattfindet, ist gut“, | |
| sagte Merkel. Auch Markus Söder betonte im Anschluss: „Es reicht noch | |
| nicht.“ Ziel müsse sein, die Zahl Richtung so stark zu senken, dass | |
| Infektionsketten wieder nachverfolgt werden könnten. | |
| Zum anderen solle es – sofern die Zahl der Neuinfektionen und schwer | |
| Erkrankten nicht drastisch sinkt – am Mittwoch kommender Woche weitere | |
| Verschärfungen geben. Die Kanzlerin kündigte dazu ein längerfristiges | |
| Konzept an, um mehr „Berechenbarkeit“ für die Wintermonate zu haben. Dann | |
| soll auch über die Schulen und eine mögliche Verlängerung des derzeitigen | |
| Lockdowns entschieden werden. | |
| Söder hat „wenig Hoffnung“ | |
| „An Lockerungen ist in den kommenden Wochen nicht zu denken. Die Menschen | |
| müssten sich vielmehr „auf lange, harte Wintermonate einstellen“, sagte | |
| etwa der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann | |
| (Grüne). Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), | |
| derzeit Chef der Ministerpräsidentenkonferenz ist, sagte, dass noch „längst | |
| nicht genug“ erreicht sei, um die Pandemie einzudämmen. Söder stimmte dem | |
| zu: „Ich habe wenig Hoffnung, dass Ende November alles wieder gut ist.“ Man | |
| müsse die Maßnahmen deshalb „lieber verlängern statt vorzeitig | |
| abzubrechen“. | |
| Während die Länder die Vertagung auf den 25. November verteidigten, gab es | |
| am Dienstag auch Kritik daran. Zum Beispiel vom Verband der Ärzte im | |
| öffentlichen Gesundheitsdienst: „Ich würde mir wünschen, dass es zu | |
| schnellen und einheitlichen Beschlüssen bei den Kontaktbeschränkungen | |
| kommt“, sagte Verbandschefin Ute Teichert der Rheinischen Post. „Uns läuft | |
| die Zeit davon“. Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisierte die fehlenden | |
| Vorgaben für die Schulen. | |
| SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach monierte ebenfalls die fehlenden | |
| Beschlüsse von Bund und Ländern. „Es war eine verlorene Gelegenheit“, sag… | |
| der Bundestagsabgeordnete am Morgen im Deutschlandfunk. Man verspiele mit | |
| dem Aufschub wertvolle Zeit. | |
| 17 Nov 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Daniel Godeck | |
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