| # taz.de -- Aktuelle Entwicklungen in der Coronakrise: In Österreich beginnt d… | |
| > Bund und Länder konnten sich am Montag nicht auf neue Maßnahmen einigen. | |
| > Österreich geht in einen neuen Lockdown. In Frankreich sinken die | |
| > Neuinfektionen. | |
| Bild: Die menschenleere Herrengasse in Graz am Dienstagmorgen | |
| ## Russland: Fast 450 Coronatote in 24 Stunden | |
| In Russland sind nach offiziellen Angaben 442 Menschen binnen 24 Stunden | |
| mit oder an dem Coronavirus gestorben. Das ist die höchste Zahl seit | |
| Ausbruch der Seuche. Insgesamt starben bislang 33.931 Menschen. Die Zahl | |
| der nachgewiesenen Infektionsfälle steigt um 22.410 auf über 1,97 | |
| Millionen. Besonders betroffen ist die Hauptstadt Moskau mit fast 5.900 | |
| neuen Ansteckungsfällen. (rtr) | |
| ## Erste Lockdown-Erfolge in Frankreich | |
| Frankreich gewinnt nach den Worten von Gesundheitsminister Olivier Veran | |
| [1][die Kontrolle über das Coronavirus] zurück. Allerdings sei es zu früh, | |
| um einen Sieg auszurufen, sagt Veran im Fernsehsender BFM. „Wir sind in | |
| einer Phase, in der die Pandemie zurückgeht, selbst wenn sie auf hohem | |
| Niveau bleibt.“ Das Virus breite sich etwas langsamer aus als zu Beginn der | |
| Ausgangssperren und der drastischen Einschränkungen des öffentlichen | |
| Lebens, die im Oktober verhängt wurden. (rtr) | |
| ## Braun: Kontaktbeschränkungen an Schulen unumgänglich | |
| Kontaktbeschränkungen an Schulen sind nach Einschätzung des Kanzleramts | |
| unumgänglich, wenn man Schulen in der Coronapandemie offen halten will. | |
| „Sowohl das Robert-Koch-Institut als auch unsere nationale | |
| Wissenschaftsakademie, die Leopoldina, haben Vorschläge gemacht, wie man | |
| den Schulunterricht sicher gestalten kann“, sagt Kanzleramtsminister Helge | |
| Braun im ZDF-“Morgenmagazin“. „Die hätten wir gerne gestern schon | |
| beschlossen“, betont der CDU-Politiker. Nun seien die Länder gebeten | |
| worden, bis zur kommenden Woche Vorschläge zu machen, wie im Schulbereich | |
| die Infektionsrisiken weiter reduziert werden können. Fakt sei, bei den 14- | |
| bis 24-Jährigen gebe es die höchsten Inzidenzen. (rtr) | |
| ## Lockdown in Österreich beginnt | |
| Für rund drei Wochen ist Österreich nun wieder im Coronalockdown. Seit | |
| Mitternacht gelten in dem 9-Millionen-Einwohner:innen-Land [2][strikte | |
| Ausgangsbeschränkungen]. Wie zu Beginn der Pandemie im Frühjahr ist das | |
| Verlassen von Haus und Wohnung nur aus bestimmten Gründen erlaubt – wie zum | |
| Beispiel zum Einkaufen, für Arztbesuche oder auch zum Spazierengehen und | |
| Joggen. | |
| Fast alle Geschäfte sind geschlossen. Nur die Läden für den täglichen | |
| Bedarf wie Supermärkte, Drogerien, Apotheken und Banken sind geöffnet. Die | |
| Schulen stellen auf Fernunterricht um. Die Einschränkungen sollen am | |
| Nikolaustag enden, dem 6. Dezember. | |
| Der Schritt ist eine Reaktion auf zuletzt dramatisch gestiegene Zahl der | |
| Infektionen mit dem [3][Coronavirus]. Auch die Zahl der Covid-Kranken, die | |
| in Österreich in Krankenhäusern und auf Intensivstationen behandelt werden | |
| müssen, hat deutlich zugenommen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober | |
| (Grüne) rechnet damit, dass in der Woche zwischen 20. und 27. November die | |
| Auslastung der Kliniken einen Spitzenwert erreichen werde. | |
| Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) machte deutlich, | |
| dass künftig Massentests eine besondere Rolle spielen sollen, um das | |
| Infektionsgeschehen zu erhellen. Es gehe darum, möglichst schnell | |
| Infizierte zu finden und in Quarantäne zu schicken. Anschober zufolge | |
| sollen solche Massentests nicht nur für bestimmte Berufsgruppen gemacht | |
| werden. Sie könnten auch auf regionaler Ebene organisiert werden. | |
| Dem harten Lockdown war ein sogenannter Teillockdown vorausgegangen. Am 3. | |
| November schloss Österreich Tourismus und Gastronomie, Kulturbetriebe und | |
| Freizeiteinrichtungen. Ausgangsbeschränkungen von 20 bis 6 Uhr sollten als | |
| faktisches Besuchsverbot wirken, um Ansteckungen bei privaten Begegnungen | |
| vorzubeugen. | |
| Am Wochenende und am Montag war die Zahl der täglichen Neuinfektionen | |
| gesunken. So wurden zum Wochenstart binnen eines Tages 4.657 Neuinfizierte | |
| gezählt – etwa halb so viele wie am Freitag. Rund um das Wochenende sind | |
| die Zahlen allerdings weniger aussagekräftig, da eine Reihe von Fällen erst | |
| später gemeldet wird. Tendenziell lag die Zahl der Neuinfektionen pro | |
| 100.000 Einwohner:innen binnen sieben Tagen mit rund 550 um ein Mehrfaches | |
| über dem deutschen Wert. (dpa) | |
| ## Coronagipfel ohne große Beschlüsse | |
| Die Regierungschefs von Bund und Ländern in Deutschland haben die | |
| Bürger:innen in Deutschland auf Einschränkungen wegen der Coronapandemie | |
| über November hinaus eingestimmt. Nach einem Treffen mit den | |
| Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder sagte | |
| Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montagabend in Berlin, bei den | |
| Corona-Infektionen sei eine Trendumkehr noch nicht erreicht. Die Runde | |
| beschloss keine neuen Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie, kündigte | |
| aber weitere Beschlüsse für ein nächstes Treffen am 25. November an. Diese | |
| Beschlüsse sollen Merkel zufolge dann auch einen Ausblick auf den | |
| kompletten Winter geben. | |
| Gleichzeitig appellierte die Kanzlerin an die Menschen in Deutschland, ihre | |
| Kontakte weiter zu reduzieren. Kontaktbeschränkungen seien das | |
| Erfolgsrezept. „Jeder Kontakt, der nicht stattfindet, ist gut zur | |
| Bekämpfung der Pandemie“, sagte Merkel. Im Ergebnispapier der Runde findet | |
| sich die Empfehlung, seine privaten Kontakte auf Menschen aus einem festen | |
| weiteren Haushalt zu begrenzen. Das als Regel vorzugeben, wollten Merkel | |
| zufolge die Bundesländer nicht mitmachen. | |
| Bund und Länder hatten Ende Oktober die derzeit geltenden Einschränkungen | |
| des öffentlichen und privaten Lebens erlassen, die zunächst bis Ende | |
| November gelten sollten. Das Treffen der Regierungschef:innen sollte einer | |
| Art Zwischenbilanz dienen. Mehr als fünf Stunden beriet die Runde darüber, | |
| ob schon jetzt weitere Verschärfungen beschlossen werden sollen. Seit dem | |
| letzten Treffen wurde zwar der Anstieg der Zahl der Corona-Infektionen | |
| gebremst, das Ziel einer sinkenden Infektionszahl ist aber noch nicht | |
| erreicht. | |
| Im Ergebnispapier rufen Bund und Länder die Menschen auf, bei | |
| Atemwegserkrankungen nach Hause zu gehen und eine:n Ärzt:in zu | |
| konsultieren. Es gebe sehr viele Erkältungssymptome, die von Corona nicht | |
| zu unterscheiden seien, sagte Merkel. Besuche bei älteren und vulnerablen | |
| Menschen sollten nur in symptomfreien Zustand erfolgen. | |
| Der Bund will außerdem für Risikogruppen ab Dezember FFP2-Masken günstig | |
| zur Verfügung stellen. 15 dieser medizinischen Masken sollen vulnerable | |
| Menschen erhalten, nach Rechnung der Kanzlerin eine für jede Winterwoche. | |
| Die Details soll das Bundesgesundheitsministerium klären. Im Papier genannt | |
| sind zunächst über 65-Jährige und Menschen mit Vorerkrankungen. (epd) | |
| ## Gemischte Reaktionen auf Gipfel | |
| Der Verzicht von Bund und Ländern auf weitere konkrete Beschlüsse zur | |
| Eindämmung der Coronapandemie löst ein geteiltes Echo aus. Während einige | |
| Bundesländer nach den Beratungen vom Montag betonten, dass es noch zu früh | |
| sei, die Wirkung der seit Monatsbeginn geltenden Einschränkungen im | |
| öffentlichen Leben zu bewerten, kritisierte die Gewerkschaft Erziehung und | |
| Wissenschaft (GEW), dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die | |
| Ministerpräsidenten nicht auf ein Maßnahmenpaket für die Schulen | |
| verständigt haben. | |
| Teils scharfe Kritik wurde aus den Bundesländern am Kanzleramt laut, das | |
| entgegen anderlautender Vereinbarungen [4][am Montag Vorschläge für weitere | |
| Beschränkungen vorgelegt habe]. Die rheinland-pfälzische | |
| Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte etwa am Montagabend, die | |
| Beschlussvorlage des Kanzleramtes habe zu viel Unmut geführt. | |
| Die mecklenburg-vorpommerische Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) | |
| sagte am Dienstag im „Morgenmagazin“ des ZDF, sie wolle „keine | |
| Salami-Taktik im Wochenrhythmus“. Vor dem Treffen am Montag sei vereinbart | |
| gewesen, dass es dabei nur eine Zwischenbilanz gehe und es keine neuen | |
| Bestimmungen gehen soll, weil die Wirkung der seit Monatsbeginn geltenden | |
| Einschränkungen noch nicht vollends erkennbar sei. „Man kann nicht im | |
| Wochenrhythmus die Schrauben anziehen“, sagte die SPD-Politikerin, die auf | |
| ein Gesamtkonzept für die Monate Dezember und Januar dringt. | |
| Städtetagspräsident Burkhard Jung (SPD) sagte den Zeitungen der Funke | |
| Mediengruppe (Dienstag): „Für die Konferenz nächste Woche wünschen wir uns | |
| mehr Ruhe und eine bessere Kommunikation zwischen Bund und Ländern.“ Das | |
| aktuelle Hin und Her sei nicht glücklich gewesen. | |
| Die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe warf Bund und Ländern „politisches | |
| Abenteurertum“ vor. Sie sagte dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ | |
| (Dienstag), es sei „völlig unverständlich und sachlich nicht begründet, | |
| warum sich die Länder gegen Wechselunterricht wehren, der für die | |
| Schülerinnen und Schüler ab der Sekundarstufe I gut umzusetzen ist“. | |
| Außerdem müsse für die Grundschulen „so schnell wie möglich nach | |
| zusätzlichen Räumen gesucht werden, damit die Abstände in den Klassen | |
| gehalten werden können“. „Jetzt ist nicht die Zeit, vernünftige, | |
| zielführende Vorschläge vom Tisch zu wischen – in der Hoffnung, die | |
| Infektionszahlen würden schon irgendwie sinken“, sagte Tepe. (epd) | |
| ## Weniger Neuinfektionen in Deutschland | |
| In Deutschland haben die Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) | |
| 14.419 neue Coronainfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Das sind knapp | |
| 1000 Fälle weniger als vor einer Woche, wie aus Angaben des RKI vom | |
| Dienstagmorgen hervorgeht. Am vergangenen Dienstag hatte die Zahl | |
| gemeldeter Neuinfektionen bei 15.332 gelegen – und damit erstmals seit | |
| September unter dem Wert vom Dienstag zuvor (15.352). Der Höchststand war | |
| am vergangenen Freitag mit 23.542 gemeldeten Fällen erreicht worden. | |
| Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg bis Dienstag um | |
| 267 auf insgesamt 12 814. Das sogenannte Sieben-Tage-R lag laut | |
| RKI-Lagebericht vom Montag bei 0,97 (Vortag: 1,03). Das heißt, dass 100 | |
| Infizierte rechnerisch knapp 100 weitere Menschen anstecken. Der Wert | |
| bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für | |
| längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. (dpa) | |
| ## Biden warnt US-Bürger:innen vor „dunklem Winter“ | |
| Der designierte US-Präsident Joe Biden hat die Amerikaner:innen angesichts | |
| der stetig steigenden Zahl von Coronafällen auf schwere Wochen eingestimmt. | |
| „Wir gehen in einen sehr dunklen Winter“, sagte Biden am Montag. „Es wird | |
| viel schlimmer werden, bevor es besser wird.“ Zwar hätten ihm Arbeitgeber- | |
| und Arbeitnehmervertreter eine Bereitschaft zur Zusammenarbeit | |
| signalisiert, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Allerdings müsse dafür | |
| erst die Pandemie unter Kontrolle gebracht werden. Biden rief den Kongress | |
| auf, möglichst sofort ein weiteres Hilfspaket zu verabschieden. Dort kommen | |
| die Verhandlungen seit Wochen nicht voran. | |
| Vor seiner Rede hatten Biden und seine designierte Stellvertreterin Kamala | |
| Harris eine Videokonferenz mit den Chefs von Großkonzernen wie General | |
| Motors, Microsoft, Target und Gap geführt. Auch die Spitzen von | |
| Gewerkschaften wie AFL-CIO oder United Auto Workers waren zugeschaltet. | |
| Zahlreiche Wirtschaftsorganisationen haben Biden zum Wahlsieg gratuliert, | |
| darunter die US-Handelskammer und der aus Unternehmenschefs | |
| zusammengesetzte Business Roundtable. (rtr) | |
| 17 Nov 2020 | |
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