# taz.de -- Demo von Jürgen Todenhöfer: Ganz schön groß | |
> Zu seinem 80. Geburtstag plant der Publizist Jürgen Todenhöfer eine | |
> Demonstration. Unklar ist, worum es dabei eigentlich geht. | |
Bild: Jürgen Todenhöfer plant zu seinem 80. eine Demo am Brandenburger Tor | |
BERLIN taz | Das Geschenk soll eine Großdemonstration am Brandenburger Tor | |
sein, zumindest wenn es nach dem Geburtstagskind geht. [1][Jürgen | |
Todenhöfer], Ex-Richter, Ex-Politiker (CDU) und höchst umstrittener | |
Publizist, wird am Donnerstag 80 Jahre alt. Auf diversen | |
Social-Media-Kanälen hat er angekündigt, dass Menschen zu diesem Anlass mit | |
ihm demonstrieren sollen. | |
Wofür? Das will Todenhöfer auf Nachfrage der taz nicht verraten: | |
„Angemeldet ist eine Kundgebung, die die politischen Grundlinien der | |
Regierung kritisiert.“ Während Todenhöfer das erzählt, ist er im Stress. | |
Gleich geht sein Flug von München nach Berlin und er muss noch seine Sachen | |
packen. Todenhöfer sagt am Telefon, er setze sich für die Wahrheit ein, | |
dafür, dass Politik menschlicher und unabhängiger sein soll – was auch | |
immer das konkret bedeuten mag. „Ich finde, die Politik muss ehrlicher | |
werden.“ | |
In der Vergangenheit war Todenhöfer mit umstrittenen Aussagen aufgefallen | |
und dafür immer wieder kritisiert worden. Er inszeniert sich gern als | |
„Wahrheitssucher“. Das kritisieren viele. Vorgeworfen werden ihm unter | |
anderem Antisemitismus und eine Nähe zu Verschwörungstheorien. In sozialen | |
Medien hat Todenhöfer dennoch eine große Fangemeinde. Mehr als 713.000 | |
Gefällt-mir-Angaben hat seine Facebookseite, auch bei Twitter und Instagram | |
ist der Publizist vertreten. | |
## Noch ein Coronaleugner? | |
Konkrete Themen, die seinen diffusen Forderungen für die Demo | |
entgegenstehen, seien etwa Kriegseinsätze im Ausland oder Finanzhilfen in | |
Zeiten der Pandemie, sagt er am Telefon. Die Geburtstagsdemonstration | |
richte sich explizit gegen „Doppelmoral und Heuchelei“. | |
In mit dramatischer Musik unterlegten Videos hat Todenhöfer die Kundgebung | |
beworben. Auf die Frage, ob seine Ankündigung nicht denen ähnelt, die | |
aktuell von [2][Coronaleugner:innen] verbreitet werden, weist der Publizist | |
dies zurück. Zwar sei seine Kundgebung zu Beginn sehr groß mit möglichst | |
vielen Menschen geplant gewesen, doch von diesem Vorhaben sei er | |
mittlerweile wieder abgerückt. „Wir haben die Veranstaltung reduziert. Und | |
zwar von vielen Tausend Menschen auf tausend“, informiert er. Das sei in | |
Anbetracht der aktuellen Coronalage notwendig. | |
Sich selbst bezeichnet Todenhöfer als „Coronarealisten“. „Ich leugne nic… | |
dass das Virus gefährlich ist. Es ist wichtig, Masken zu tragen und | |
Sicherheitsabstand einzuhalten“, stellt er klar. Aber: „Das Publikum kann | |
man sich nicht aussuchen.“ Welche Leute auf die Kundgebung kommen und ob | |
sein Motto auch Coronaleugner:innen anzieht, will Todenhöfer nicht | |
beurteilen. „Wir spielen alle Eventualitäten durch und die Behörden sind | |
vorbereitet.“ | |
Insgesamt 18 Jahre saß Todenhöfer bis 1990 für die CDU im Bundestag. Nach | |
2001 fing er an, in Kriegsgebiete zu reisen und Bücher darüber zu schreiben | |
– etwa über seine Erlebnisse in Afghanistan und Irak. Vergangenes Jahr nahm | |
er an einer Demonstration in Gaza teil und trug dabei ein Plakat, auf dem | |
stand: „Liebe Israelis, bitte behandelt die Palästinenser so, wie ihr | |
selbst behandelt werden wollt.“ Daraufhin wurde ihm Antisemitismus | |
vorgeworfen. | |
12 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Christina Gutsmiedl | |
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