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# taz.de -- Demos für höhere Milchpreise: Linke und rechte Bauern paktieren
> Die Verbände AbL und LsV demonstrieren erstmals gemeinsam für höhere
> Preise. Konservativ bedeute nicht rechtsradikal, sagt ein linker
> Aktivist.
Bild: Ratlose Blicke – auch Milchkühen fällt keine Problemlösung ein
Berlin taz | Die ökologisch orientierte Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft (AbL) hat erstmals gemeinsam mit der umstrittenen
Bauernbewegung Land schafft Verbindung (LsV) demonstriert. Hunderte
Landwirte folgten am Mittwoch einem [1][Aufruf] der beiden Organisationen
sowie unter anderem des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter und der
„Freien Bauern“. Mit Traktoren fuhren sie zu deutschlandweit rund 150
Molkereien sowie Schlachthöfen und forderten diese auf, ihnen höhere Preise
zu zahlen.
Die kleine AbL ist eng verbunden mit der Umweltbewegung und politisch eher
links zu verorten. LsV dagegen, die seit Oktober 2019 [2][Zehntausende
Bauern] zu mehreren Demonstrationen mobilisierte, kämpfte bislang vor allem
gegen Umweltvorschriften. Dass in Deutschland laut Wissenschaftlern zu viel
gedüngt und vor allem deshalb das Grundwasser mit Nitrat belastet wird,
bestritten Aktivisten immer wieder. LsV lehnte auch Pläne ab, den
Pestizideinsatz zu reduzieren. Die Bewegung behauptete fälschlicherweise,
die Gesellschaft mache in erster Linie die Landwirtschaft etwa für
Luftverschmutzung verantwortlich. Während manche LsV-Vertreter Gespräche
mit der AfD ablehnen, haben andere mit der rechtsradikalen Partei
[3][verhandelt].
„Ich würde mich ganz entschieden dagegen verwehren, LsV pauschal in die
Nähe der AfD zu rücken“, sagt Ottmar Ilchmann, Vorsitzender der AbL in
Niedersachsen, der taz. „Bauern sind von Haus aus in der Seele konservativ.
Aber deswegen sind sie noch nicht rechtsradikal.“ Nicht in das
Aktionsbündnis für höhere Preise habe man dagegen die „Bauern+Basis
Bewegung“ aufgenommen, die die schwarze Fahne der „Landvolk“-Bewegung aus
den 1920er Jahren benutze. Teile dieser Bewegung verübten damals mehrere
Bombenanschläge. Ihr Protest nutzte der NSDAP.
Bei LsV setze sich die Erkenntnis durch, dass nicht das angeblich
flächendeckende Mobbing von Bauernkindern das Hauptproblem der Landwirte
sei, sondern zu niedrige Preise, ergänzt Ilchmann. Nach einem Jahr LsV
würden sich viele Teilnehmer fragen: „Haben wir überhaupt die richtigen
Kämpfe gekämpft?“.
## Zusammenarbeit „nur punktuell“
Zudem arbeite die AbL „nur punktuell“ mit LsV zusammen. „Wir haben weiter
sehr unterschiedliche Positionen“, so Ilchmann. Aber wenn sich „die
Möglichkeit zu gemeinsamen Aktionen ergibt, dann nutzen wir das. Ganz klar.
Denn es geht mittlerweile wirklich um die Existenz“, sagt der
AbL-Vertreter. Die Milchpreise würden nur noch zwei Drittel der Kosten
decken. Auch für Rinder und Schweine bekämen die Bauern „ruinös“ wenig.
Warum produzieren die Landwirte nicht weniger, damit die Preise steigen?
„Natürlich müssen wir an die Menge ran“, antwortet Ilchmann. „Aber wenn…
jetzt weniger liefere und mein Nachbar mehr, dann nützt das überhaupt
nichts. Wir brauchen eine Koordination.“ Hier seien die Molkereien oder die
Politik gefragt.
Anmerkung vom 13.11.2020:
Wir haben präzisiert, dass Ottmar Ilchmann im Interview für diesen Artikel
nicht gesagt hat, dass die „Landvolk“-Bewegung gewalttätig sei und der
NSDAP genutzt habe.
11 Nov 2020
## LINKS
[1] https://www.milchdialog.com/unsere-forderungen/
[2] /Bauernproteste-gegen-Umweltauflagen/!5642349/
[3] https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/konstruktiver-dialogti…
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Landwirtschaft
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Milchbauern
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EU
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Afrikanische Schweinepest
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