# taz.de -- Bundeswehr in Afghanistan: Nur ein symbolischer Schritt | |
> Trotz angespannter Sicherheitslage zieht sich die Bundeswehr aus Kundus | |
> zurück. Ein großes militärisches Gewicht hatte sie dort nie. | |
Bild: Bundeswehrsoldaten vor einem Depot in Afghanistan | |
Den Afghan:innen in Kundus, die die Taliban nicht zurückhaben wollen, | |
dürfte die Nachricht einen neuen Schock versetzen: Die Bundeswehr verlegt | |
ihre 120 Soldaten von dort ins derzeitige Hauptquartier nach | |
Masar-i-Scharif. Bei Bedarf können sie noch nach Kundus eingeflogen werden. | |
Die örtliche Bevölkerung muss nun einem weiteren Schritt des Abzugs | |
zusehen, ohne dass der Krieg beendet und die Drohung einer Wiederübernahme | |
der Macht durch die Taliban vom Tisch ist. | |
Im Gegenteil: Der frühere afghanische Bundeswehrhauptstandort gehört zu den | |
am meisten umkämpften Regionen des Landes. Die Provinzhauptstadt stand | |
schon mehrmals dicht vor dem Fall an die Taliban. Bewohner berichten, dass | |
sie seit Jahren vom Stadtzentrum aus deren weiße Flaggen über dörflichen | |
Vororten wehen sehen. Mission not accomplished. Tatsächlich ist der Abzug, | |
befohlen vom US-Befehlshaber der Nato-Truppen in Afghanistan [1][wegen des | |
eigenen fortschreitenden Abzugs], nur ein symbolischer Schritt. | |
Von entscheidendem militärischen Gewicht war die Bundeswehr in Kundus nie. | |
Wenn man dann doch einmal eingriff, ging es nach hinten los. Das 2009 vom | |
damaligen Oberst Klein angeordnete Bombardement eines von Taliban | |
entführten Tanklasters zeigte, dass man so wenig Rücksicht auf Zivilisten | |
nahm wie andere Nato-Staaten auch. Trotz breiter öffentlicher | |
Aufmerksamkeit konnte die Bundesregierung den Vorfall | |
entschädigungstechnisch bald zu den Akten legen. | |
Auch das Training war immer formaler geworden. Zum Schluss fand es nur noch | |
in speziell gesicherten Bunkern statt. Ins Feld ging die Bundeswehr schon | |
lange nicht mehr – abgesehen von den Kämpfern des Kommandos Spezialkräfte | |
(KSK), von denen einige mit rechtsextremem Gedankengut auffielen. Man kann | |
sich ohnehin des Eindrucks nicht erwehren, dass der Einsatz in Afghanistan | |
den Strategen, die die Bundeswehr in eine Interventionsarmee umbauen | |
wollen, nur dazu diente, dem KSK einen Kampfeinsatz unter | |
Gefechtsbedingungen zu ermöglichen. | |
26 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
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