# taz.de -- Abgeordnetenhaus debattiert Anschläge: Wider den Terror | |
> Innensenator Andreas Geisel (SPD kündigt Antiterrorkonzept nach Londoner | |
> Vorbild an. FDP fordert Muslime auf, sich klar gegen Hassprediger zu | |
> stellen. | |
Bild: Das Abgeordnetenhaus gedachte am Donnerstag der Opfer des islamistischen … | |
Klare Kante zeigen, aber das freiheitliche Leben in Berlin nicht aufgeben: | |
So will Innensenator Andreas Geisel (SPD) mit zunehmender islamistischer | |
Bedrohung umgehen. „Wir wollen keine Islamisten in der Stadt, aber wir | |
wollen auch keine Islamhasser“, sagte Geisel am Donnerstag im | |
Abgeordnetenhaus. Anlass der Debatte waren die jüngsten islamistischen | |
Anschläge in Paris, Nizza, Dresden und Wien. Andere Redner fügten dieser | |
Liste noch Attacken in Kabul und jene auf der Berliner Stadtautobahn Mitte | |
August hinzu. Konsequentes Ermitteln und harte Strafen seien notwendig, | |
sagte Geisel, der noch für dieses Jahr ein Antiterrorkonzept nach Londoner | |
Vorbild ankündigt. Aber Werte wie Freiheit und Toleranz dürften dabei nicht | |
verloren gehen. | |
„Es ist wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen“, sagte der Senator, „ein | |
Islamist ist ein Islamist, und wenn er tötet, ist er ein Mörder, egal wie | |
er die Tat begründet.“ Aber nicht jeder, der an Allah glaubt, sei ein | |
Islamist – im Gegenteil. „Der Islamismus will kein friedliches Miteinander, | |
sondern Ausgrenzung“ – diese Saat ist aus Geisels Sicht bei der AfD | |
aufgegangen. „Sie wollen Streit, Hetze, Unversöhnlichkeiten und Unruhe“, | |
griff er die rechts von ihm im Plenarsaal sitzende Rechtsaußen-Fraktion an. | |
Für die hatte der Abgeordnete Hanno Bachmann Rot-Rot-Grün mitverantwortlich | |
für das Vordringen des Islamismus gemacht: „Es beruht auf | |
Kulturrelativismus und falscher Toleranz.“ | |
Mit seiner Wortwahl reagierte der Innensenator hörbar auf CDU-Fraktionschef | |
Burkard Dregger. Der hatte zuvor kritisiert: „Ich kann die Feigheit nicht | |
mehr ertragen, die manchen davon abhält, die Dinge klar beim Namen zu | |
nennen.“ Neben stärkeren Ermittlungsmöglichkeiten wünschte sich der CDUler, | |
dass Menschen wie in den USA beim Tod von George Floyd auf die Straße | |
gingen und in Massen gegen die islamistischen Attentate protestierten. | |
Ein solches Zeichen erwartete FDP-Innenpolitiker Paul Fresdorf ausdrücklich | |
von Berlins Muslimen, wo er bisher „ein großes Schweigen“ sieht. „Stehen | |
Sie auf, werden Sie laut, Sagen Sie: Das ist nicht mein Islam“, forderte | |
er. Die Muslime sollten auch nicht einfach hinnehmen, wenn plötzlich | |
Hassprediger in ihrer Moschee auftauchen würden. „Das dürfen wir nicht | |
zulassen – da sind Sie gefordert!“, sagte Fresdorf. Aus seiner Sicht und | |
der von CDU-Mann Dregger steht die rot-rot-grüne Koalition zudem nicht | |
genug hinter den Sicherheitsorganen und habe teils ein „gestörtes | |
Verhältnis zum Verfassungsschutz“. | |
## Grüner: Behörden gestärkt | |
Dem widersprach der Grünen-Abgeordnete Benedikt Lux: „Wir haben ein | |
konstruktives und kritisches Verhältnis zu unserer Sicherheitsarchitektur“. | |
Das führt für ihn zu einer besseren Arbeit des Verfassungsschutzes als | |
unter dem von 2011 bis 2016 amtierenden CDU-Innensenator Frank Henkel. Wie | |
Geisel wehrte sich Lux auch gegen den Vorwurf, man tue wenig gegen | |
islamistische Bedrohung. Beide verwiesen auf neue Stellen und eine | |
Extra-Abteilung im Landeskriminalamt und eine Stärkung der Spezial. Geisel | |
war sich sicher: „Am Ende wird es so sein, dass Rot-Rot-Grün die | |
Sicherheitsbehörden so gestärkt hat wie keine Koalition vorher.“ | |
5 Nov 2020 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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