# taz.de -- Berliner Tafel: Ein bisschen Wärme | |
> Die Berliner Tafel hat in Charlottenburg einen neuen Laden eröffnet. Das | |
> Besondere: Lebensmittel können gegen Trödel getauscht werden. | |
Bild: Obstausgabe in einem Laden der Berliner Tafel | |
BERLIN taz | Wer den neuen Tauschladen der Berliner Tafel, „Haltbar“ in | |
Charlottenburg, betritt, fühlt sich sofort willkommen. Das Besondere: Man | |
kann Lebensmittel gegen Trödel eintauschen. Dadurch, dass während der | |
Coronapandemie immer weniger Lebensmittel gespendet werden, musste der | |
Verein kreativ werden, und die Berliner Tafel bekommt häufig hochwertige | |
Dinge aus Nachlässen oder Haushaltsauflösungen geschenkt. Der Laden nimmt | |
Spenden aller Art entgegen und lässt sie Bedürftigen zugutekommen. | |
Besucher*innen können erst mal stöbern. Wenn sie etwas Schönes gefunden | |
haben, beginnt das Feilschen. Entweder man bezahlt mit Lebensmitteln des | |
entsprechenden Werts, oder man wirft das Geld in die Spendendose. Oder man | |
macht es wie ein älteres Pärchen, das in den Laden kommt und Reis und | |
Nudeln abgibt. Zögerlich suchen sich die beiden ein Buch aus und fragen die | |
Mitarbeiterin, ob das so passt. Ja, es passt. | |
Es gibt alles Mögliche: alte Spiegelreflexkameras, Geschirr, Kuscheltiere, | |
Lampen und Videokassetten bis zu Christbaumkugeln und Masken – wenn dieser | |
Laden dem Flohmarkt im Mauerpark keine Konkurrenz machen kann, dann weiß | |
ich auch nicht. | |
„Haltbar“ passt perfekt zum Zeitgeist: weniger Fast Fashion, mehr | |
Secondhand. Angela Schoubye, Fundraiserin bei der Berliner Tafel, hat in | |
dem Laden eine warme Atmosphäre geschaffen. Die Wände sind grün und weiß | |
gestrichen, der Raum ist winterlich-gemütlich dekoriert, im Hintergrund | |
läuft Blues. Normalerweise klingt Blues eher weinerlich, aber hier hebt er | |
die Stimmung. | |
## Die Leute spenden wie irre | |
Der Ladens liegt günstig: Viele wohlhabendere Menschen wohnten in dem | |
Viertel und lieferten hochwertige Sachen ab, berichtet Schoubye. Sie lobt | |
die Großzügigkeit: „Die spenden wie irre.“ Einmal seien sogar | |
Besucher*innen mit einem vollen Kombi von einer Haushaltsauflösung | |
aufgetaucht. | |
Der Laden ist aber auch ein Begegnungsort für Leute, die gerne stöbern. | |
Ältere kommen gerne zum Reden her, gerade während des Teillockdowns, wo | |
viele Freizeiteinrichtungen geschlossen sind. Das liegt wohl auch an | |
Schoubyes offener, herzlicher Art – man sieht ihr die Freude an der Arbeit | |
an. „Ich bin sehr froh, das hier machen zu dürfen“, sagt sie. | |
Ohnehin funktioniere das hier alles nur durch Geben und Nehmen, sagt | |
Schoubye. An den Wänden sind Bilder eines Berliner Künstlers ausgestellt, | |
Besucher*innen können sie erwerben. Alle 2 Monate werden die Bilder | |
ausgetauscht. Auch andere Künstler*innen, für die es durch den | |
„Kulturlockdown“ schwierig geworden ist, sollen in den Genuss kommen. Alle | |
erhalten 50 Prozent des Erlöses, die andere Hälfte geht an die Berliner | |
Tafel. | |
Das „Haltbar“ fühlt sich an wie eine kleine Oase inmitten der Coronakälte… | |
und sorgt so für ein bisschen Wärme in Berlin. | |
15 Nov 2020 | |
## AUTOREN | |
Atessa Bucalovic | |
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