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# taz.de -- Hamburger Initiative „Deintopf“: Mittagessen für Bedürftige
> Seit März versorgt die Initiative „Deintopf“ im Karolinenviertel
> Bedürftige in der Coronakrise. Geholfen haben Netzwerke aus der
> Geflüchtetenhilfe.
Bild: Grundlegende Versorgung: Die Initiative „Deintopf“ verköstigt tägli…
Hamburg taz | Auf dem Bürgersteig sitzt Andrea DeLuna auf einem
Campingstuhl. Ihr blondiertes Haar sticht heraus. Sie trägt Mundschutz und
Handschuhe. Einzeln betreten Menschen das Souterrain in dem Altbau. Drin
steht ein Tisch mit einer Plexiglasscheibe, darauf Kaffeekannen sowie
Schalen mit Waffeln und Melonenstücken. Ein Absperrband markiert den
Bereich, in dem sich die Gäste bewegen dürfen.
So geht es von 14 bis 17 Uhr. Über 100 Gäste, jeden Tag, von Montag bis
Sonntag. Täglich geben die Helfer*innen der [1][Initiative „Deintopf“] bis
zu 150 Portionen Mittagessen an Menschen aus, die in Zeiten von Corona
bedürftig sind – Wohnungslose, Senior*innen, Studierende.
2015 hat DeLuna in den Hamburger Messehallen Geflüchtete unterstützt. Die
aktuelle Situation nehme ähnliche Strukturen an, sagt sie. Wie damals vor
vier Jahren steht für sie von Anfang an fest, dass sie wieder helfen will.
Fast zeitgleich mit dem Corona-Shutdown und der Schließung von
Obdachlosenhilfen gründet sie am 24. März die Initiative Deintopf. An den
ersten drei Tagen verteilen die Helfer*innen vor dem Restaurant
„Happenpappen“ im Karolinenviertel Essen an Bedürftige. Dann erhält DeLuna
die Möglichkeit, die benachbarten Räumlichkeiten des Projekts Kids Welcome
für geflüchtete Kinder und Jugendliche zu nutzen. Man kennt sich seit 2015.
Spenden tauscht Deintopf nach Bedarf mit anderen Organisationen aus. Ohne
das wäre es schwer gewesen, das Projekt umzusetzen: „Es ist ein Geben und
Nehmen“, sagt DeLuna. Vom Unilever-Konzern kamen 35 Paletten
Lebensmittelspenden. Der Verein „Hanseatic Help“, den DeLuna einst
mitgegründet hatte, stellte das Lager für die Großspende zur Verfügung. Da
Deintopf kein eingetragener Verein ist, stellen Kids Welcome Anträge für
Geldspenden. „Aktion Mensch“ gab 16.000 Euro für Lebensmittel, die Deintopf
sich mit einer anderen Flüchtlingsorganisation teilt.
Das Essen kommt aus Hamburger Küchen – von „Kleinhuis̕ Gartenbistro“ in
Bramfeld über die „Hafen Volxküche“ in der Hafenstraße bis zum
„Foodeventclub“ in Ottensen. Täglich bereiten Köch*innen in den Lokalen
drei bis vier Gerichte zu. Vormittags beliefern sie Deintopf. Nicht nur
frisch zubereitete Gerichte teilen die Helfer*innen aus, die Gäste können
auch Lebensmittelprodukte und Hygieneartikel mitnehmen.
Wer darauf angewiesen ist, zu Hause zu bleiben, bekommt Essen mit dem
Lastenrad geliefert. Die Übergabe ist kontaktlos. Lebensmittelspenden
erhält Deintopf von Großunternehmen, aber auch von Privatpersonen. Der
Apfelsaft stammt aus einer Mosterei aus der Region. Suppe wird in
biologisch abbaubaren Dosen ausgegeben. Trotz der aktuellen Notlage liegen
DeLuna Regionalität und Nachhaltigkeit am Herzen. Lebensmittelverschwendung
und Müllproduktion will die Initiative möglichst vermeiden. Wegen
Hygienevorschriften muss die Initiative aber auch auf Einweggeschirr
zurückgreifen.
Auf den Gehweg sind Abstandsmarkierungen mit bunter Kreide gemalt. Wer sich
nicht daran hält, geht leer aus. Essen dürfen die Gäste nicht auf der
Straße. Menschenansammlungen sollen vermieden werden. Nähe trotz Distanz –
das findet DeLuna im Moment am schwierigsten. Deintopf versteht sich nicht
als sozialer Treffpunkt. Es geht um die Grundversorgung von Menschen.
Wie es mit Deintopf nach Corona weitergeht, ist ungewiss. „Nach der Krise
fängt die Krise erst richtig an“, sagt DeLuna. Die 54-Jährige überlegt,
eine feste Anlaufstelle für Bedürftige zu gründen. Vielleicht in einem
Stadtteil, wo der Bedarf noch größer ist.
18 May 2020
## LINKS
[1] https://www.facebook.com/Deintopf-111814010466935/
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